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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1911. Nr. 2.
Antwort, daß man den Ort des Zentrums mit irgendeiner Substanz ausfüllen und
den Verschluß (obturateur) verebnen muß, bis er nicht mehr über die (0ber■)F1 äche
der Stundenlinien hervorragt; alsdann verlängere man die Linie des wahren Mittags
und nehme die Mitte des Teiles dieser Linie, der in den Verschluß des Gnomonfufies
fällt, und falls der Gnomon kegelförmig ist, so hebe man ihn weg, und dann ist nach
Ausfüllung der Vertiefung, in der sich der Fuß des Gnomons befand, der weitere
Verlauf der Operation offenbar."
Um den Gnomon auf der horizontalen Platte (Holztafel u. dgl.) solide zu placieren, bedienten sich
die arabischen Astronomen eines eigenen Durchbohrungsinstrumentes, des Ätherbals (vielleicht vom
lateinischen Terebra oder Terebella Bohrer), dessen Gestalt in Fig. 17 wiedergegeben ist (Fig. 116
aus dem Traite ect. par J. .1. Sedillot). Es war wohl ein Drillbohrer, der durch eine umgelegte Schnur
mit einem Bogen bewegt wurde l ). Das genau in das rechtwinklige Gestell passende gleichseitige Dreieck
nahm natürlich an den Umdrehungen des Bohrers teil, wodurch die senkrechte Bohrrichtung in der Tafel
gewährleistet wurde. War auch die Verdickung des Bohrers in dieselbe eingedrungen, so war die ge
wünschte Vertiefung für den Gnomon vorhanden, worauf er mit dem Fuß eingelassen und wohl durch
eine Art Hülse (obturateur) verschlossen wurde. Die wahre Mitte des Gnomons befand sich dann genau
unter der Spitze des Atherbäls (Fig. IS).
o) „Wenn man aber auf dem Verschluß des Gnomons die Mitte als Zentrum des
selben nicht nehmen kann, sei es wegen der differierenden Ränder des Obturateurs,
oder weil man den Gnomon nicht wegheben kann, so kann man folgendes Verfahren
einschlagen:
Ziehe in der Ebene des Papiers die Strecke A B und mache sie gleich dem Teil
des Parallels des Widders genommen zwischen dem Beginn der vierten (Nachmittags-)
Stunde und der Mittagslinie; im Punkte A (Fig. 19) trage den Winkel BAC — s
(Ekliptikschiefe) an, nimm hierauf den Teil der Mittagslinie zwischen Widder und
Steinbock (in Fig. 15 sind die für diese Aufgabe gebrauchten Buchstaben in Klammern beigefügt), lege
einen der Punkte auf B und beschreibe mit dieser Strecke um B einen Kreisbogen,
so erhältst du auf A 0 den Punkt 1), ziehe nun durch D und B eine Gerade und fälle
von A das Lot auf dieselbe, so ist es gleich der Höhe q des Gnomons; ferner ist dann
BE gleich der Distanz zwischen dem Fußpunkt des Gnomons und dem Widder (auf der
Mittagslinie), El) gleich der Distanz zwischen dem Fußpunkt des Gnomons und dem
Steinbock; endlich ist Winkel BAE = der Polhöhe 9.“
Ein viel einfachere Klarstellung dieser Hassanschen Konstruktion, als wir sie in der Naturw,
Wochenschrift, S. 245 und 246 durch ausgedehnte Rechnungen gaben, verdanken wir Herrn Prof. H. Michnik
am Kgl. Gymnasium zu Beuthcn, Oberschlesien, die wir deshalb hier vorführen wollen.
Wird AE — q als Gnomon senkrecht auf der Nord-Südrichtung angenommen, so wirft er, wenn die
Sonne im Widder zur Kulmination (in S 0 ) gelangt, den Mittagsschatten q • cotg (90° — 9) — 3 • tang 9
Zu Beginn der vierten Stunde (Sonne in S 3 ) falle der Schatten der Gnomonspitze nach / Dann ist A BF
die Ebene des Äquators durch den Punkt A. -)C S 0 /LS’ : , = -)C FAB ist dann der Stundenwinkel der
Sonne = 3 ■ 15° — 45 °. Da -)C ABF = 90° ist, so ist im Dreieck ABF auch AFB = 45°, mithin
AB = AF <! -- - % Trägt man an AB noch den s an, so ist Al) der Strahl, welchen die Sonne im
cos 9
Moment der Kulmination herabsendet, wenn sie im Steinbock steht; denn da bei E ein rechter Winkel
ist, so bleibt im Dreieck DEA: jC ADE = 90 0 — 9 — s = 90° — (9 + s). Daher ist ED die Distanz
zwischen dem Fußpunkt des Gnomons und dem Steinbock.
s) „Falls aber weder der Parallel des Krebses noch der des Steinbocks ge
zeichnet vorliegen, so ziehe man wiederum eine Gerade AB gleich dem Teil der
Mittagslinie, welchen die von einer im Widder und im Pol stehenden Sonne er
zeugten Mittagsschatten des Gnomons ausschnei den, beschreibe über AB einen
Halbkreis, nehme auf dem Widder wiederum den Tei 1 zwischen der Mittagslinie und
) Nach einer gütigen brieflichen Mitteilung von Herrn Prof. Eilkard Wiedemann in Erlangen.