8
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1911, Nr. 11.
Winde frei ausgesetzt, und ergab in den Tropen 0,8 Zoll, von 37—24 0 Süd 0,4 Zoll tägliche Verdunstung.
Schott 1 ) hat im Nordostpassat des Atlantischen Ozeans 1892 drei Tage lang die Konzentrierung einer
der Verdunstung ausgesetzten Seewasserinenge beobachtet, die eine tägliche Verdunstung von fast 8 mm
ergab. Versuche von W. Stahlberg-Berlin 2 ) auf einem Kabeldampfer im Nordatlantischen Ozean sind
nicht zur Veröffentlichung gelangt. Zu erwähnen sind noch Untersuchungen von Dieulafait 3 ) und
Houdaille 4 ), die nach Versuchen in der Rhonemündung auf 0 mm tägliche Verdunstung in jener Gegend
des Mittelmeeres schließen. Damit scheint die Liste der direkten Versuche zur Bestimmung der Ver
dunstung auf dem Meere erschöpft zu sein; wenigstens konnte ich in der Literatur keine weiteren
entdecken.
Man hat es dann weiter unternommen, die Verdunstung auf großen Binnengewässern,
zum Teil salzigen, zu bestimmen, um so Werte zu finden. Es liegen Werte vor vom Nicaragua-See, die
mit Hilfe von im See schwimmenden Gefäßen erhalten sind 5 ). Sie sind jedoch in der Nähe des Ufers
gemessen, wo die sonst beträchtliche Wellenbewegung fehlt, und rechnerisch deshalb von Davis erhöht.
Neuerdings sind ferner Mitte Juli bis Ende Oktober 1908 und 1909 von der Preußischen Anstalt für Gewässer
kunde auf dem Grimnitzsec Untersuchungen durchgeführt. Es wurden drei ähnliche Messer benutzt, von
denen einer auf dem Sec inmitten eines Flosscs schwamm und zwei am Ufer standen®). Die Überein
stimmung war gut und die Verschiedenheiten meist nur durch verschieden starke Erwärmung des Wassers
verursacht- Im Mittel verdunsteten täglich 3,5 mm, Juli—August 5,8, Oktober 1,5. Zu diesen Grimnitzsee-
versuchen stehen allerdings ältere im Widerspruch. Camillo Hajecli 1 ) hatte drei verhältnismäßig kleine
Gefäße von einem Quadratdezimeter auf dem See schwimmend, am Ufer und weiter entfernt. Die Ver
dunstung in den einzelnen Gefäßen verhielt sich wie 1:1,5: 1,8. Ebenso verglich D. Henry 8 ) kurze
Zeit im Sommer 1809 zwei Verdunstungsmesser im Wasser und auf dem Lande und erhielt 0,(>:1. Bei
Vergleichen der Verdunstung von kleinen Seen bis 1,2 qkm, von Wasserbecken von 0,1 ha und 0,1 qm
fand Tomlinson 9 ) dagegen nur 1:1,2:1,30, also schon geringere Unterschiede.
Bei den letzteren Beobachtungen sind wir schon bei den Verdunstungsmessungen des Süß-
wassers auf dem Lande in mehr oder weniger großen Gefäßen und Becken. Sic sind in größerer
Zahl besonders in England, Holland und Frankreich unternommen I0 ), stellen aber keine Lösung der Frage
nach der Verdunstung auf dem Meere vor, wenngleich sie mancherlei Fingerzeige geben.
Es liegen weitere wesentlich rechnerischeVersuche zur Bestimmung der Salzwasserverdu nstung
für größere Binnengewässer vor. Wo e i kow 11 ) gewinnt aus der Berechnung des Zuflusses für den Kaspischen
See den Wert von rund 100 cm jährlich. Blanckenhorn 12 ) hat später nach Versuchen mit Ver
dunstungsmessern auf dem Lande die Verdunstung auf dem Toten Meer zu bestimmen versucht, Er ver
gleicht sie mit der von Zech 13 ) rein rechnerisch aus dem Zufluß erhaltenen von 13,5 mm den Tag, die
er für zu hoch erklärt.
Andere Wege bieten sich durch die indirekten Methoden der Bestimmung des Verhältnisses
der See wasserverdunstung zur besser bekannten Süßwasserverd unstung auf dem
Lande oder auch nur der Seewasserverdunstung auf dem Lande zum Studium des Vorganges selbst. Das
1) Schott, Wissenschaftliche Ergebnisse einer Forschungsreise zur Sec. Peterin. Milt., Erg.-Heft 109, 1893, S. 28.
2 ) Herr Stahlberg hatte mir freundlicher Weise Mitteilung über die Art der Versuche gemacht.
*) Dieulafait, Evaporation de l’eau de mer dans lo sud de France. Comptes K. 1887.
4 ) Referat Hann, Met, Ztschr. 1893.
6 ) Nach A. Merz, Beiträge zur Klimatologie und Hydrographie Mittelamerikas.
6 ) Globus 1910, Bd. II, S. 82.
7 ) C. Hajech, Ricerche sperimentali sull’ evaporazione di un lago (1870).
8 ) I). Henry, Tablcs of evaporation from observation of the survey of the uorthern and north Western lakes. Rpt,
Chief Engl. 1870, S. 570-73.
9 ) S. Tomlinson, Rainfall and evaporation observal ions of the Bombay Waterworks. Quart J. Roy Met. Soc, XX.
London 1894.
10 ) Vollständig wiedergegeben bei Brückner in der Geogr. Ztschr. 1905, S. 443 ff.
n ) Woei kow, Die Klimate der Erde, Bd. II, S. 263.
IS ) Blanckenhorn, Studien über das Klima des Jordantales. S-A aus Ztschr. d. Deutschen Palästinavcrcms
ohne Jahr.
15 ) Ztschr. f. wissenseh. Geogr. II, S. 186. Nach Blanckenhorn,