Beiträge zur Klimatograplne von Nordspanien und -Portugal.
nunmehr ein eigenes zyklonales Windsystem erzeugt. Es wehen daher von allen Seiten Winde in die
Halbinsel hinein: an der Nord- und Westküste herrschen nordwestliche, an der Südküste südwestliche und
an der Ostküste südöstliche Winde vor. Die atlantischen Nordwestwinde vermögen zwar an den nörd
lichen und nordwestlichen Gcbirgswällen noch reichliche Niederschläge zu geben, an der mediterranen Küste
und auf dem Hochlande kann es aber nur zu vereinzelten Gewitterbildungen mit Niederschlag kommen.
Denn da das Land jetzt bedeutend heißer ist als das Meer, erwärmen sich die Winde auf ihrem Wege.
Sic können daher immer größere Mengen von Wasserdampf aufnehmen und erscheinen somit als trockene
Winde, die eine starke Verdunstung her vorrufen und nicht geeignet sind, Niederschläge zu bringen. Der
Sommer kennzeichnet sich somit auf der Iberischen Halbinsel mit Ausnahme des Nord- und Nordwest
randes als eine ausgesprochene Trockenzeit.
Im August sind die Druckverhältnisse noch ungefähr die gleichen, wenn auch der Luftdruck über
Spanien und Portugal etwas zugenommen und über dem westlichen Mittelmcerbecken etwas abgenommen
hat. Im September bildet sich aber bereits die mediterrane Teildepression heraus, der Luftdruck über der
Iberischen Halbinsel steigt wegen der Abkühlung des Landes weiter, es kommt infolgedessen zur Bildung
neuerlicher Niederschläge, die an Intensität im nächsten Monat noch bedeutend zunehmen.
Überblicken wir nunmehr unsere Tabelle 3, so sehen wir, daß in Übereinstimmung mit den voran
gehenden Erwägungen das uns interessierende Areal unter der Einwirkung von drei hyctographischcn
Gebieten steht. An dem Nord- und Westrande der Iberischen Halbinsel herrscht mit Entschiedenheit der
Einfluß des Atlantischen Ozeans, welcher sich vornehmlich in der Erzeugung relativ reichlicher Nieder
schläge äußert, die hauptsächlich im Winterhalbjahre fallen *)■ Unter allen Jahreszeiten erhalten daher an
den Nord-, Nordwest- und Westküsten der Halbinsel Herbst und Winter die meisten Niederschläge. An
der cantabrischen Küste ist cs vornehmlich der Herbst, der mit durchschnittlich 32 °/o der .lahressumme der
Regenmenge am regenreichsten erscheint. Je weiter nach Westen und Südwesten, um so mehr verschiebt
sich das Regenmaximum vom Herbst auf den Winter; es steigert sich dabei auf 34 °/o der Gesamtsumme.
Die geringsten Niederschläge empfängt in den Küstenlandschaften überall der Sommer, und zwar
nimmt die sommerliche Regenmenge im Verhältnis zur Jahresmenge von Osten nach Westen von 20°/o bis
auf 8°/o ab. Hierin zeigt sich bereits der Einfluß der mediterranen Klimaprovinz mit ihrem charakteristischen
Sommerminimum. Während an der Nordküste die Regenmengen noch relativ gleichmäßig über das Jahr
verteilt sind und auch dem Sommer eine verhältnismäßig große Regenmenge zufällt, zeigt sich bereits im
Nordwesten eine Scheidung zwischen nasser und trockener Jahreszeit, die um so deutlicher hervortritt, je
weiter man sich entlang der ozeanischen Küste nach Süden begibt.
Nach dem Innern der Iberischen Halbinsel bildet das cantabrischc Gebirge, das galicische Bergland
und das Hochland von Nordportugal eine ausgeprägte Wetterscheide.
Der größte Teil dieses Gebietes erhält nämlich Frühlings- und Herbstregen und gehört dadurch einer
seits dem durch die Bodenplastik der Iberischen Halbinsel hervorgerufenen kontinentalen Regenregime, anderer
seits, je nach der Lage der Stationen, der ozeanischen und der mediterranen Regenprovinz an. Diesen
beiden Maxima des Regenfalles entsprechen zwei Regcnminima im Winter und Sommer. Entsprechend
dem hervorragenden Einflüsse des Mittelmeerklimas kommt auch in dem zentralen Gebiete der Halbinsel
das Hauptrcgcmninimum dein Sommer zu. Eine Ausnahme bilden nur einige Stationen am Südabhange der
Pyrenäen, an denen sich die Trockenheit im Winter derartig steigert, daß dem sommerlichen Minimum
die Rolle eines sekundären Minimums zugewiesen wird.
Es ist noch darauf hinzuweisen, daß der Sommer in seinem prozentualen Anteil an der Gesamtregen,
menge auf der altkastilischen Hochebene und im Ebrobecken regenreicher erscheint als an den Küsten-
Dieser Umstand findet seine Erklärung darin, daß auf den Hochebenen des Innern im Sommer relativ
häufiger als an den Küsten Gewitter niedergehen.
Obwohl der Sommer an der Nordküste die niederschlagsarmste Jahreszeit ist, kann man ihn docli
nicht als trocken bezeichnen. Denn bei der großen absoluten Niederschlagsmenge, welche liier im Mittel
eines Jahres gemessen wird, erhält der Sommer mit durchschnittlich 17% der Gesamtsumme immerhin
eine so große Regenmenge, daß die beiden trockensten Monate Juli und August etwa gerade so viel Regen
empfangen wie die gleichen Monate in den niederschlagsarmsten Gegenden Norddeutschlands, wo dieselben
*) Hann, Klimatologie. III. Band. Stuttgart 181)7, S. 115.