Nr. 2,
Beiträge zur Klimatograpliie von Nordspanien und -Portugal.
Von Wilh. Semmel hack.
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„Unter Klima verstehen wir die Gesamtheit der meteorologischen Erscheinungen, welche den mittleren
Zustand der Atmosphäre an irgendeiner Stelle der Erdoberfläche kennzeichnen 1 ).“ Die Darstellung der
klimatischen Verhältnisse eines Landes hat daher die Aufgabe, uns bekannt zu machen mit den Er
scheinungen, welche den mittleren Zustand der Atmosphäre jenes Teiles der Erdoberfläche charakterisieren,
sie zieht aber auch die Abweichungen von den Mittelwerten, welche innerhalb längerer Zeiträume ein treten
können, in den Bereich ihrer Betrachtung 2 ). Bei der Beschreibung des Klimas eines Landes sind also die
regelmäßigen und unregelmäßigen Schwankungen zu behandeln, welche sämtliche klimatischen Elemente
wie: Niederschlag, Temperatur, Feuchtigkeit, Bewölkung, Stärke und Richtung der Luftbewegung usw.
erfahren. „Eine wissenschaftliche Klimatologie muß danach streben, alle klimatischen Elemente durch
Zahlenwerte zum Ausdruck zu bringen, da nur durch wirkliche Messung unmittelbar vergleichbare Aus
drücke und bestimmte Vorstellungen der meteorologischen Verhältnisse und Zustände gewonnen werden
können 3 ).
Die charakteristischen Grundzüge in den klimatischen Verhältnissen der Iberischen Halbinsel hat
Moritz Willkomm, einer der besten Kenner des Klimas und der Flora des Landes, geschildert 4 ), und seine
feinsinnigen Ausführungen sind auch bis heute in mancher Beziehung noch nicht überholt worden. Als
dieser verdienstvolle Forscher seine Studien über das Klima der Iberischen Halbinsel veröffentlichte, konnte
von einem meteorologischen Beobachtungsnetze innerhalb des Landes noch nicht die Rede sein; seine
Darstellungen sind daher nicht sowohl das Produkt der Verarbeitung eines einheitlichen meteorologischen
Beobachtungsmateriales, als vielmehr in eigener Anschauung und Erfahrung begründet. Auf der Iberischen
Halbinsel wurden zwar schon hier und da zu Anfang des 18. Jahrhunderts meteorologische Beobachtungen
angestellt, jedoch datiert eine einheitliche Ordnung und systematische Verdichtung des Beobachtungsnetzes
erst aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Über die Entstehung und weitere Entwickelung des
spanischen und portugiesischen meteorologischen Beobachtungsdienstes hat Hellmann in seiner Abhandlung:
„Die Organisation des meteorologischen Dienstes in den Hauptstaaten Europas“ 5 ) ausführlich berichtet,
weshalb hier einfach darauf verwiesen werden mag.
Die Verdichtung des meteorologischen Beobachtungsnetzes und die fortschreitende Veröffentlichung
des Beobachtungsmateriales ermöglichten es Theobald Fischer, in seinem klassischen Werke „Studien über
Ü Hann, J., Handbuch der Klimatologie I, 3. Auflage. Stuttgart 1908, S. 1.
") Hann, 1. c. S. 2.
3 ) Hann, 1. c. S. 3.
4 J Von Moritz Willkomms Arbeiten kommen hier in Betracht: Die Strand-,und Steppengebiete der Iberischen
Halbinsel, Leipzig 18-52; Die Halbinsel der Pyrenäen, Leipzig 1855; Zwei Jahre in Spanien und Portugal, Leipzig 18475
Grundzüge der Pflanzenverbreitung auf der Iberischen Halbinsel, Leipzig 1890.
r> ) Zeitschrift des Königlich Preußischen Statistischen Bureaus. 20. Jahrgang 1880, S. 44ff.
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