Die unperiodischen Schwankungen der Niederschläge und die Hungorsnöte in Dentsch-Ostafrika.
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wahrscheinlich, daß eine Verschiebung des winterlichen asiatisch-afrikanischen Maximums nach Süden ein
Ausbleiben oder eine Verspätung der Regen in Abessinien und Oberindien zur Folge hat.
D. Schlußfolgerungen.
Die Stellung Deutsch-Ostafrikas im indischen Monsunsystem ist im Voraufgehenden klar gelegt worden;
es handelt sich nunmehr um die praktische Verwertung unserer Kenntnisse.
Die Wahrscheinlichkeit, daß eine schwache Gesamtregenzeit im nördlichen und mittleren deutsch
ostafrikanischen Küstenstrich — Sansibar ist hier identisch damit — gefolgt ist von einer starken 'Nilflut
und umgekehrt schwache Nilfluten im Gefolge starker Gesamtregenzeiten erscheinen, ist bei der schärfsten
Kritik 70 °/o; die, daß eine schwache Gesamtregenzeit einem starken Monsun an der Nordwestküste Vorder
indiens voraufgeht und umgekehrt schwache Monsune starken Gesamtregenzeiten folgen, mindestens 57%.
Die Wahrscheinlichkeit ist also besonders im letzten Falle sehr gering.
Indien gibt schon seit 1882 x ) Prognosen für den Ausfall des Sommermonsuns. Die von 1900
gründete sich auf 2 ):
1. Die Höhe und Dauer des winterlichen Schneefalls in den nördlichen Gebirgsgegenden Indiens,
in Afghanistan, im Himalaya und in Persien.
2. Die Luftdruckverhältnisse in den einzelnen Teilen Indiens unmittelbar vor dem Ausbruch des
Monsuns.
3. Lokale Eigentümlichkeiten des Wetters in der bengalischen und arabischen See, sowie im süd
lichen Indischen Ozean, welcher die Quelle des indischen Südwestmonsuns ist.
.leder dieser drei Punkte lieferte einen Teil der Prognose. Punkt 1 schuf die Voraussage der Aus
dehnung des Monsuns nach Norden. Heftiger und lange andauernder Sclincefall im Westliimalaya
verhindert oder verzögert den Monsun in Oberindien. Von besonderer Bedeutung sind dabei die April-
und Mai schneefälle. Punkt 2 bestimmte die Verschiedenheit der Monsu n regen in einzelnen
Provinzen und ist liier von untergeordneter Bedeutung. Der dritte Faktor gab Aufschlüsse über die
Stärke des Monsunstroms selbst.
Die ganze Prognose beschränkte sich auf eine Voraussage der Ausdehnung und allgemeinen
Stärke des Südwestmonsuns und sah ab von einer möglichen Unterbrechung des Monsuns im Juli
oder August und einem ungewöhnlich frühen Auf hören der Regen in Nordwest-Zontralindien
oder Bengalen.
Für die Voraussage der deutscli-ostafrikanischen Gesamtregenzeiten kann die indische Prognose
darum gar nicht benutzt werden, weil die Monate, deren Beobachtungen in Indien die Grundlage der
Prognose bilden, in Deutsch-Ostafrika schon Monate der Regenzeit sind, kurz weil die deutsch-ostafrikanischen
Regen den indischen weit vorauseilen. Es kann vielmehr die indische Prognose nur für die Voraussage
der Regenfälle im April und Mai in Betracht kommen, und auch liier nur Punkt 1; da dieser aber seine
Hauptstütze erst in den Monaten April und Mai erfährt, nur im beschränkten Maße. Punkt 2 kann einst
weilen ganz vernachlässigt werden.
Die Beobachtungen über den Südostpassat bzw. den umgebogenen Südwestmonsun selbst er
strecken sich auf drei Zonen:
1. auf die nördliche Zone, den arabischen und bengalischen Busen, wofür hauptsächlich Schiffs-
beobachtungen in der Zeit unmittelbar vor Ausbruch des Monsuns verwendet werden,
2. auf die äquatoriale Zone, die Seychellen und Sansibar und
3. auf die südliche Zone, Mauritius und Kapland.
Die Zone 1 kommt nicht in Betracht, weil ihre Beobachtungen in die Zeit der ostafrikanischen
Regen fallen, Zone 3 vielleicht einmal dann, wenn die Stellung Deutsch-Ostafrikas zum Kapland und zu
Mauritius näher erforscht ist.
’) v. Bebber, Die Regenverhaltnisse Indiens, Met. Zeitschrift 1889, S. 50.
s ) J. Eliot, Memorandum on the snowfall in the mountain districts bordering Northern India and the abnormal
features of the weather during the past year, with a forecast of the probable character of the southwest monsoon rains
of 1900. Simla 1900.