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Full text: 33, 1910

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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1910, Nr. 1. 
kann sich auch noch in den November hinein verzögert haben, doch geht das nicht aus der Monatssumme 
hervor. Glücklicherweise liegen für dieselbe Zeit Regenmengen vonMombasa vor. Die kleine Regenzeit 
beschränkt sich hier auf die Monate Oktober und November und mißt im sechsjährigen Mittel 
272 mm. Im Jahre 1876 war sie absolut ungenügend, sie betrug nur 3h mm. Für die Provinz II haben 
wir in diesem Jahre nur einen kurzen Bericht Mackays, der sich vom April bis August auf der Route 
Sada ni-Mpapua aufhielt. Er erwähnt nichts von Hungersnot. Wahrscheinlich war die Gefahr da 
mals schon überwunden, da die große Regenzeit beim Antritt seiner Reise schon im Gange war. 
Die nächste Hungersnot ist uns durch W. Beardall für das Rufidjital, hart an der Südgrenze 
der Provinz II, verbürgt. Sie fällt in den Dezember 1880 und die ersten Monate von 1881; die vorauf 
gehende kleine Regenzeit war zu Sansibar 131 mm unter dem Mittel. 
Darauf folgt eine Reihe von Normaljahren bis zur großen Hungersnot von 1884. Schon zu Ende 
des Jahres 1883 wurde die Trockenheit drohend auf der Missionsstation Bagamojo. Die entsprechende 
kleine Regenzeit zu Sansibar hatte eine Niederschlagsmenge von nur 128 nun, war also 307 nun unter 
dem Durchschnitt und die sch wachste im Laufe von 24 Beobachtungsjahren. Die Hungersnot wütete im 
ganzen Küstenstrich vom Rufidji hinauf bis Mombasa und wahrscheinlich noch weiter nördlich davon. 
C. Peters berichtet sogar 1 ), daß sie sich auf die ganze Küste von Mocambique bis Abessinien 
erstreckt habe. Was die nördliche Ausdehnung angeht, so mag Peters damit recht haben, im Süden hat 
sie wahrscheinlich nicht über den Rufidji hinausgegriffen. Denn zwei Expeditionen, die in diesem Jahre 
im Süden unseres Schutzgebiets — in der Rovumagegend — weilten, erwähnen nichts davon. Interessant 
ist die Tatsache, daß in diesem Jahre auch die Bevölkerung von Matabeleland unter Hungersnot zu 
zu leiden hatte. Die Not steigerte sich, als auch die folgende große Regenzeit von 1884 lange auf sich 
warten ließ. Der Monat März hatte zu Sansibar nur 2 mm Niederschlag bei einem Durchschnittswert 
von 147 nun. 
Für die Jahre 1885 bis 1800 fehlen Beobachtungen zu Sansibar. Sie setzen wieder ein im Mai 1891. 
Schon das folgende Jahr brachte eine schwache kleine Regenzeit zu Sansibar und eine Hungersnot 
im Frühjahr 1893 in den Provinzen I, II und IV. Diese Hungersnot währte fast allgemein das ganze Jahr 
hindurch, obwohl dies große Regenzeit von 1893 zu Sansibar reichlich war. Eine Heuschreckenplage 
hatte sich zur Dürre gesellt, unter der auch noch im folgenden Jahre die Produktion der Eingeborenen 
und Europäer litt. Die große Regenzeit von 1894 war zu Sansibar 252 mm unter dem Mittel, sie war 
charakterisiert durch eine scharfe Einkerbung im April. Dieser Monat hatte bei einem Durchschnittswert 
von 297 nun nur 90 nun Niederschlag. Dieselbe Erscheinung läßt sich übrigens an allen damals messenden 
Stationen der Regenprovinzen I und II beobachten (vgl. Tabelle der Monatssummen S. 53 ff.). Die Folge 
war Hungersnot durch Dürre und Heuschreckenplage. Die kleine Regenzeit von 1894 war zwar über dem 
Normal zu Sansibar, aber die Verteilung so ungünstig und die schon im Dezember einsetzende Trockenzeit 
in den Monaten Januar und Februar so ausgeprägt, daß auch in diesem Jahre die Landwirtschaft von 
Mißernten betroffen wurde, zumal da auch nun wieder endlose Heuschreckenschwärme das Land 
heimsuchten. Die folgende große Regenzeit von 1895 genügte ebenfalls nicht und endigte so früh, daß 
die Hungersnot noch verstärkt wurde. Die Heuschreckenjahre 1893—1895, wie man sie wohl wegen des 
ungewöhnlich starken Auftretens dieser Insekten nennen kann, haben unsere junge Kolonie außerordentlich 
geschädigt und können den Hungerjahren 1898—1899 an Intensität verglichen werden. 
Diese wurden eingeleitet durch die spärliche kleine Regenzeit von 1897. Sie betrug die Hälfte 
ihres Mittels. Die große Regenzeit 1898 war bei einem Defizit von 442 mm verhältnismäßig noch spär 
licher. Es schloß sich an die unzureichende kleine Regenzeit von 1898. Drei aufeinanderfolgende Regen 
zeiten waren ausgeblieben. Das hatte dfe bekannte Katastrophe von 1898—1899 zur Folge. Alle 
übrigen Regenzeiten bis zum Jahre 1906 entfernten sich wenig vom Mittel, wenigstens nicht nach der 
negativen Richtung. Auch Hungersnöte sind, wenn man von rein lokalen Teuerungen absieht, in den 
betreffenden Provinzen bis 1906 nicht mehr vorgefallen. 
Regenzeiten von zu geringer Niederschlagshöhe oder ungünstiger Verteilung 
der Re gen zu Sansibar sind ge folgt von Hungersnöten an der deutsch- ostafrikanischen 
') C. Peters, Die deutsch-ostafrikanische Kolonie, Berlin 1889, S. 12.
	        
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