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Full text: 33, 1910

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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1910, Nr. 1. 
nähme einer kleinen Reise am Rovuma und eines Aufenthaltes am Tanganjika-See und in Tabora 
beschränkte sich seine Tätigkeit auf heute englischen und portugiesischen Besitz. 
Die Beobachtungen Krapfs und die ersten Reisen Rebmanns sind in Krapfs Reisewerk veröffentlicht, 
über die weitere Tätigkeit Rebmanns mangelten Quellen. Es findet sich also eine empfindliche Lücke in der 
folgenden Zusammenstellung für die Zeit von 18-53 bis 1857. Im Jahre 1857 beginnen die Reisen Burtons 
undSpekes, an die sich die Forschungen Grants, der Missionare New und Horner anschließen. New 
wirkte seit 1863 im Wanikaland. Horner unternahm seine erste ostafrikanische Reise im Jahre 1867 nach 
Usaramo und gründete 1870 die Missionsstation Bagamojo. Mit diesem Jahre setzt dann die Ära der 
Forschungstätigkeit kräftig ein, so daß uns von da ab durch Missions-, Reise- und Gouvernementsberichte 
eine Charakteristik der wirtschaftlichen Lage für jedes Jahr gewährleistet ist. 
2. Hungersnöte, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung. 
Hungersnöte werden hervorgerufen durch Mangel an Nahrung, die vegetabilischer oder animalischer 
Art sein kann. Mangel an Feldfrüchten tritt ein, wenn die meteorologischen Bedingungen während der 
Vegetationszeit ungünstig waren, oder durch massenhaft auftretende Schädlinge Pflanzen und Früchte ab 
gefressen wurden. Auch Krankheiten vermögen den Ernteertrag zu reduzieren. 
Mangel an Fleischnahrung ist dann meist eine unmittelbare Folge davon, kann aber aucli durch 
Viehseuchen verursacht werden. 
Je nach der Wirtschaftsform eines Volkes werden nun beide Arten von Hungersnöten ver 
schiedene Tragweite haben. Ein Volk, das hauptsächlich Ackerbau treibt, wird von einer Viehseuche weniger 
betroffen als ein Hirtenvolk, das seine Nahrung aus seinem alleinigen Wohlstand, den Herden bezieht. 
Die Massai in den nördlichen Steppen und Savannen unseres ostafrikanischen Schutzgebiets sind des 
öfteren von verheerenden Rinderpesten heimgesucht worden, deren letzte im Jahre 1891 fast den ganzen 
Stamm zugrunde gerichtet hat. 
Für diese Abhandlung kamen nur solche Hungersnöte in Betracht, deren Ursache in einem Ver 
kümmern oder Ausbleiben der Regenzeiten beruhte. Heuschreckenplagen treten dann meist 
gleichzeitig auf; große Näße ist der Brut ungünstig. 
Die Schwere einer Hungersnot hängt nun von einer Reihe von Faktoren ab, und zwar: 
1. von der Intensität der Dürre, 
2. von der Bevölkerungsdichte, 
3. von der Kenntnis des Klimas, 
4. von dem Stande der Verkehrswege und 
5. von dem Maße der Nutzbarmachung der natürlichen Wasservorräte für die Bewässerung. 
Ein Mittel, das Ausbleiben des Regens zu verhindern, hat man nicht, obwohl man des öfteren 
versucht hat, den Niederschlag im ganzen zu vermehren. Der Mensch vermag sich hier nur anzupassen. 
Er verschafft sich eine eingehende Kenntnis der klimatischen Eigenheiten seines Landes, deren Zweck eine 
Voraussage des Charakters der kritischen Jahreszeiten ist. Danach kann er dann seine Vorkehrungen 
treffen, wenn die Wahrscheinlichkeit für ein kommendes schlechtes Jahr vorhanden ist. Durch Anlage 
guter Verkehrswege sorgt er für eine schnelle Kommunikation mit benachbarten, begünstigteren Ge 
bieten, wenn er nicht schon vorher daran gedacht hat, den fehlenden Niederschlag durch auf gestautes 
Flußwasser zu ersetzen. 
Die Untersuchung der indischen Hungersnöte hat gelehrt, daß Dürren nie gleichzeitig in ganz 
Indien herrschen, daß sic vielmehr von Süden nach Norden wandern. Wenn Südindien, die Bezirke Madras 
und Dekkan, Dürre haben, so ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß sie im nächsten Jahre in einem Teile 
Nordindiens auftritt wie 5 zu 2'). 
Diese Teilung des Gebiets ist äußerst günstig, da in Jahren der Hungersnot der eine Teil dem 
anderen aushelfen kann. Sie ist wertlos, wenn nicht durch gute Wege für einen ungehinderten Verkehr 
zwischen beiden Distrikten gesorgt ist. 
Im Süden von Deutsch-Ostafrika scheinen wir ein Land zu besitzen, das äußerst selten von 
Hungersnot heimgesucht wird, ja. das klimatisch so begünstigte Kondeland scheint nie unter schweren 
‘) G. Hellmann, Schwankungen der Niederschläge, Berlin 1909, S. 77.
	        
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