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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1910, Nr. 4.
eine Verbindung, die in der Mitte zwischen den Stäbchen geknickt ist, so daß sie dachförmig ge
lagert erscheint. Durch diese Anordnung ist erreicht , daß der Punkt P schon bei kleinen Bewegungen
der Aneroiddosen erbeblich größere Ausschläge in vertikaler Richtung ausführt. Nimmt der Luftdruck zu,
so daß die Deckel der Dosen etwas eingedrückt werden, so hebt sich der Punkt 1’ nach oben, und zwar
um den etwa sechsfachen Betrag der Bewegung der Dosendeckel. Dadurch nun, daß der Punkt P an
einem kurzen, auf der Achse befestigten Hebelarm H angreift, macht der Schreibhebel B und mit ihm die
Schreibfeder die entsprechende Bewegung in vergrößertem Maßstabe mit. Eine photographische Abbildung
des Barographen gibt Fig. 1 auf Tafel 7.
Der Thermograph (Fig. :> auf Tafel 7) wird durch ein mit Toluol gefülltes Bourdongefäß betätigt,
dessen durch die Temperaturänderungen bewirkte kleine Änderungen mittels Hebelübersetzung in ver
größertem Maßstabe auf die Schreibfeder übertragen werden.
Der Hygrograph (Fig. ■ > a und '3 l auf Tafel 2) hat außer der Vorrichtung für geradlinige Koordinaten
führung größere konstruktive Änderungen erfahren, die aus den Zeichnungen leicht erkennbar sind. Der
Zweck der Neukonstruktion bestand darin, eine Anordnung zu treffen, durch die die Ungleichförmigkeit
in der Ausdehnung der Haare H ausgeglichen wird. Die Verlängerung eines Haares nämlich beträgt in
dem Intervall 0—10°/o der relativen Feuchtigkeit bekanntlich etwa sechsmal mehr, als in demjenigen von
90—100°/o; infolgedessen würde die Skala sich von 0—100°/o allmählich stark verjüngen, wodurch das
Bild der Registrierung verzerrt erscheinen würde. Um diesen Übelstand zu beseitigen und eine gleich
geteilte Skala auf dem Registrierpapier zu erzielen, habe ich ein zvkloidenförmig gestaltetes Scheibchen <■
auf einer drehbaren Welle angebracht. Ein dünnes Drähtchen I> legt sich um die Peripherie, so daß bei
Drehung des Scheibchens C die Hebelübersetzung variiert. Dehnen sich die Haare 7/ bei Zunahme der
Feuchtigkeit der Luft aus. so senkt sich der Hebel 1. abwärts, und das Scheibchen (' wird vermittelst
des Drähtchens 1> rechts herumgedreht. Auf derselben Welle, auf der das Scheibchen C befestigt ist, ist
ein Zahnrädchen Z zentrisch angebracht, das in einem Zahnradsektor S angreift und dieses somit in um
gekehrter Richtung bewegt. Der Zahnradsektor ist gemeinsam mit dem Schreibhebel E auf einer Achse A,
ebenfalls zwischen Spitzen drehbar, befestigt, so daß bei Zunahme der Feuchtigkeit die Schreibfeder auf
wärts wandert. Die Kurve des Scheibchens C ist so konstruiert, daß die Ungleichförmigkeiten in der
Ausdehnung des Haares nahezu ausgeglichen werden und die Skala des Registrierpapiers demzufolge eine
gleichförmig fortschreitende Teilung aufweist. Fig. 3 6 gibt eine Ansicht von oben und die Fig. 2 auf
Tafel 7 eine photographische Abbildung, so daß die Konstruktion ohne weiteres klar ersichtlich ist.
Der Meteorograph.
Besonders einleuchtend ist die Zweckmäßigkeit, der hier beschriebenen Vorrichtung für geradlinige
Koordinatenführung bei Registrierung von Luftdruck, Temperatur und Feuchtigkeit auf gemeinsamer
Registrierwalze. Die Fig. 4 auf Tafel 7 zeigt einen solchen Meteorographen im Modell, dessen
Konstruktion ohne nähere Beschreibung erkennbar ist. Dabei wurde von Bügeln, die um die Walze herum
laufen, abgesehen, und die Registrierung erfolgt auf einem mit vorgedruckter Teilung versehenen Papier
streifen, der um zwei Walzen (in einem achttägigen Zeitraum) herumläuft. Die eine dieser beiden Walzen,
nämlich die den Drehachsen benachbarte, hat einen Durchmesser von nur wenigen Zentimetern, so daß das
Registrierpapier an ihr eine starke Beugung erfährt. Die Schreibhebel mit den daran hängenden Pendel-
federn sind von den Drehachsen aus direkt auf diese Walze gerichtet, so daß die Aufzeichnungen nach
dem gleichen, oben beschriebenen Prinzip erfolgen, d. h. so, daß die Schreibfederspitzen sich wieder in
einer Ebene bewegen, die durch die Achse der dünnen Walze geht und senkrecht zu den Wellen der
Schreibhebel liegt. Wie ersichtlich, besteht der prinzipielle Unterschied darin, daß bei dieser Anordnung
die Aufzeichnung auf der der Welle zugekehrten Seite erfolgt, wogegen sie bei den oben beschriebenen
Apparaten auf der ihr abgewandten Seite ausgeführt wird.
2. Neue Anemographen.
Die Nachfrage nach einfachen Anemographen hat sich in letzter Zeit, unter anderem auch infolge
der Entwicklung der Luftschiffahrt, stark gehoben. Dabei traten die verschiedensten Bedürfnisse hervor,