Beiträge zur Klimatographie von Nordspanien und -Portugal.
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Klima der Ältkastilischen Hochebene und des Ebrobeckens auf rund 60% an und steigert sich in Zaragoza
sogar auf (50 °/o. Andererseits sind Wintergewitter in den abgeschlossenen Gebirgsbecken des Tafellandes
und des Ebro eine größte Seltenheit. Es tritt in diesen Gebieten kaum jedes zehnte Jahr eins auf, denn
ihre Häufigkeit macht durchschnittlich nur ein Prozent der Jahressumme aus. Nicht weniger als fünfzehn-
mal so groß ist die Zahl der Wintergewitter in Porto, wo deren jährlich eins bis zwei beobachtet werden,
das sind 16°/o der Jahressumme. Montalegre und Orduna stehen mit 8 und 7% winterlicher Gewitter,
entsprechend ihrer Lage, näher an Porto und Bilbao als an dem Binnenlande. Analog sinkt die Anzahl
der Heibstgewitter von 31 °/o der jährlichen Gesamtzahl in Porto auf 24% derselben in Guarda, auf 14%
in Valladolid und auf 10% in Zaragoza.
In dem ganzen uns interessierenden Gebiete zeigt sich im jährlichen Gange der Gewitterhäufigkeit
ein Minimum im Winter und ein Maximum im Sommer (ausgenommen in Porto und Coimbra). In Alt
kastilien und im Ebrobecken steht das winterliche Minimum in voller Übereinstimmung mit der Jahres
periode der Niederschlagsmenge, an den Küsten, vorzüglich an der Westküste, dagegen fällt es in die Zeit
größten Niederschlages. Was das sommerliche Maximum der Gewitterhäufigkeit anbetrifft, so besteht kein
Parallelismus mit der Jahresperiode der Niederschlagsmenge; denn die Gewitterfrequenz kulminiert an
nahezu allen Stationen unseres Gebietes zur Zeit des sommerlichen Regenminimums.
Suchen wir nach einer Erklärung für das Auftreten des Maximums der Gewitterhäufigkeit im
Sommer, so haben wir nur zu bedenken, daß, wie bereits oben *) erwähnt, die Gewitter in ihrer Verteilung
über die Jahreszeiten eng gebunden sind an das Vorhandensein warmer, feuchter Luft und an aufsteigende
Bewegungen der Atmosphäre. Die wasserdampf reichen, rasch emporsteigenden Luftströme aber entstehen
vornehmlich während des Sommers über dem erhitzten Innern der Iberischen Halbinsel. So kommt cs also,
daß das Gewittermaximum unseres Gebietes der genannten Jahreszeit angehört. Die Abnahme der In
tensität dieses Maximums auf dem Wege von der Ältkastilischen Hochebene und dem Ebrobecken westwärts
und nordwärts zum Atlantischen Ozean und zum Kantahrischcn Meer ist begreiflich, da sich im Sommer
das Meer weniger erwärmt als das Land und durch seinen kühlenden Einfluß der Gewitterbildung
entgegenwirkt.
Infolge der Erwärmung der Luftschichten beginnt das Aufsteigen der Luftbewegung bereits im
Frühling, also zu einer Zeit, wo die eben erwähnte Einwirkung des Meeres am unbedeutendsten ist.
Infolgedessen sehen wir in diesem Jahresabschnitte auch die geringsten Unterschiede der Gewitterhäufig
keit in unserem Gebiete (18 bis 34%). Im Herbst und Winter werden die Westküsten Europas durch
die vom Meere herwehenden Winde mit warmen, feuchten, aufsteigenden Luftmassen versehen. Die
Abnahme der Gewitter von der Küste landeinwärts ist also das Normale, zumal wenn den wasserdampf-
reichen Winden der Zugang zum Binnenlande durch Gebirgsbarrieren erschwert wird, wie es in Nord
spanien und -Portugal tatsächlich der Fall ist. Ganz besonders ist dies der Fall im Winter, wo im Becken
der Ältkastilischen Hochebene und des Ebro kalte, schwere Luftmassen lagern und ihrerseits ebenfalls den
Zutritt ozeanischer Luftmassen behindern. Sämtliche Einflüsse wirken also dahin, das die Gewitterhäufigkeit
im Winter auf ein Minimum herabgedrückt wird. So ist es auch verständlich, daß die Anzahl der Winter-
gewittor in Ona nur mehr ein Fünftel derjenigen von Bilbao beträgt, und daß dieser Quotient in ßnrgos
bereits unendlich groß wird. Es verschärft sich somit die Jahresperiode der Gewitterfrequenz auf dem
Wege von den Küsten landeinwärts einerseits durch Zunahme der sommerlichen, andererseits durch
Abnahme der winterlichen Gewitter so, daß das Verhältnis der jahreszeitlichen Extreme sich gestaltet an
der Nordküste wie 42:12, im nördlichen Teile des Ältkastilischen Beckens wie 50:2 und im Herzen dieser
Landschaft wie 00:0. Zu ähnlichen Resultaten gelangt man, wenn man von der Nordküste über das
Baskische Gebirge in das Ebrobecken hinabsteigt.
Will man die Wendepunkte der Jahreskurven der Gewitterhäufigkeit an den einzelnen Stationen
genauer angeben, als es nach den Jahreszeiten möglich ist, so ergibt sich aus unserer Tabelle 30, daß
unter den Monaten durchschnittlich der Juni und Juli die an Gewittern reichsten und der Januar und
Februar die an ihnen ärmsten Monate sind. An den Küsten entfallen auf den Juni etwa ein Sechstel
sämtlicher Gewitter des Jahres, auf dem Tafellande etwa ein Viertel. Ihm zunächst steht der Juli, der
an einzelnen Stationen mit dem gleichen Prozentsätze das Jahresmaximum in der Häufigkeit wolken-
>) S. 74.