Beiträge zur Klimatograpbie von Nordspanien und -Portugal.
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Während beispielsweise Bürgos laut Tabelle 25 im Jahresmittel 9,2 Regentage mehr erhält als
Soria, variiert diese Differenz gemäß vorliegender Übersicht durchschnittlich um + 7,6 Tage. Das ist ein
kleinerer Betrag als die Veränderlichkeit der Jahressummen der Regentage selbst, welche nach Tabelle 27
in Bürgos durchschnittlich um + 15,1, in Soria um + 15,5 Tage vom Normalmittel sich entfernen. In
gleicher Weise übertrifft die zeitliche Veränderlichkeit der Zahl der Niedcrschlagstage die räumliche
an den übrigen angeführten Stationspaaren.
Es ist also das Verhalten der Atmosphäre in bezug auf die Erzeugung von Niederschlägen in ganz
Nordspanien und -Portugal im allgemeinen ein einheitliches. Die Schwankungen, welchen die Häufigkeit
der Niederschläge in den einzelnen Jahrgängen derselben Station unterliegt, sind größer als die Modi
fikationen, welche durch die bedeutenden topographischen und klimatischen Verschiedenheiten hervor
gerufen werden. Auf unserem Gebiete ist die Gleichmäßigkeit am wenigsten gestört an der Küste, während
die Einflüsse der geographischen Lage am wirksamsten eingreifen auf dem Tafellande. Hieraus ergibt sich
die überaus wichtige Folgerung, daß innerhalb der Entfernungen, auf welchen die räumliche Veränderlich
keit der Niederschlagshäufigkeit kleiner ist als die zeitliche, die Reduktion der meteorologischen Stationen
mit kurzer Beobachtungsdauer nach der längeren einer Normalstation zu sichereren Mittelwerten führt als
die Bestimmung der Mittel aus den direkten Beobachtungen selbst.
14. Die mittlere Niederschlagsdichtigkeit.
Die Division der mittleren Niederschlagsmenge eines Monates oder eines Jahres durch die zugehörige
mittlere Anzahl der Niedcrschlagstage liefert die mittlere Niederschlagsdichtigkeit oder Regenintensität.
Es bezeichnet also diese Größe die durchschnittliche Nicderschlagshöhc in mm pro Niederschlagstag. Von
vornherein sei aber ausdrücklich darauf hingewiesen, „daß diese Regendichte nicht annähernd diejenige
Menge ist, welche an einem Tage mit Niederschlag am wahrscheinlichsten zu erwarten ist. Diese Menge
ist ganz erheblich kleiner, denn für alle auf die Niederschlagshöhe bezüglichen Werte gilt die Regel, daß
der Scheitelwert kleiner ist als das arithmetische Mittel 1 )“- Die Regenintensität hat daher auch keine allzu
große praktische Bedeutung; doch da wir bereits einige Kenntnis von ihr besitzen, so sei auch zur
Charakterisierung der Niederschlagsverhältnisse unseres Gebietes im folgenden dieser Faktor berücksichtigt.
Es sind daher die mittleren Regenhöhen pro Regentag für die Stationen mit längeren Beobachtungsreihen
berechnet und in der nachstehenden Tabelle 30 zusammengestellt worden.
Innerhalb unseres Gebietes schwankt hiernach die mittlere monatliche Niederschlagsintensität zwischen
den weiten Grenzen 2,5 und 39,4 mm pro Niederschlagstag und die mittlere jährliche Niederschlagsdichte
zwischen 3,8 und 23,7 mm pro Tag. In beiden Fällen beschränken sich aber die größeren Werte der
Intensität allein auf die niederschlagsreichen Höhen der Serra da Estrella, im ganzen übrigen Gebiete
variiert die Intensität nur zwischen 2,5 und 14,1 mm.
Gemäß unserer Übersicht erhalten die regenärmsten Teile Nordspaniens und -Portugals, nämlich das
Ebrobecken und die Gebiete um Salamanca und Valladolid durchschnittlich die schwächsten Regenfälle;
denn im allgemeinen Jahresmittel liefert ein Niederschlagstag nur 4—5 mm Regen. Am Abhange des
kastilischen Scheidegebirges steigert sich dieser Betrag auf 9 mm, die größte Ergiebigkeit aber erreicht
ein Regentag im Jahresmittel am luvscitigcn Fuße des galicisclien Berglandes, wo in La Guardia die
mittlere Regenintensität 12 mm beträgt.
Vergleichen wir diese Zahlen mit den Werten der Regenintensität anderer, uns näher liegender
Gegenden, so wird unser Verständnis für die Ergiebigkeit eines spanischen Regentages wesentlich vertieft.
So ist die Regendichte im allgemeinen Jahresdurchschnitt in Stuttgart * 2 ), Breslau und Kassel 4,3 mm, ferner
in Hamburg und Berlin 3,6 mm. Demnach erreicht die Intensität der Niederschläge in den regenärmsten
Gegenden Nordspaniens und -Portugals etwa diejenige von Norddeutschland, während in den übrigen
9 H. Meyer, Anleitung S. 139.
2 ) Die Werte der Regendichtigkeit an den deutschen Stationen wurden berechnet nach den Angaben der Nieder
schlagshöhe und der Zahl der Niederschlagstage in Hellmanns Werk: Die Niederschläge in den norddeutschen Strom
gebieten usw. Berlin 1906.