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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1910, Nr. 2.
Die Isoliyeton von gleicher Bedeutung treffen wir im Ebrobecken wieder. Sie schmiegen sich der
Form dieser Mulde, deren eine Leime von dem westnordwestlich - ostsüdöstlich gerichteten Abfall der
Pyrenäen gebildet wird, deren andere die leeseitige Abdachung des östlichen Randgebirges und des Moncayo
vorstellt, vollständig an. Indem die Isohyeten beiderlei Lehnen folgen, erscheinen sie im allgemeinen als
im Winkel gebogene Linien. Die einen Schenkel ziehen entlang des bezoichncten Pyrenäenabhanges von
ESE gegen WNW, die anderen entlang der ebenfalls genannten Abdachung des östlichen Randgebirges in
südost-nordwestlicher Richtung. Sie treffen mit abgerundeten Scheiteln in der Achse der Mulde im Ober
laufe des Ebro zusammen, und zwar dort, wo sich dieser Fluís in den Conchas do Haro einen Weg in das
grobe Becken bahnt.
Wir haben also in Nordspanien zwei Gebiete, welche zwischen 400 und 500 mm jährlichen Nieder
schlages empfangen. Wenn zwischen dem Südfuße des asturisch-kantabrisclien Gebirgszuges und der West
pyrenäen einerseits und dem Kastilischen Scheidegebirge andererseits eine freie Ebene von gleichartiger
Terrainbeschaffenheit läge, so hätten wir zweifellos ein homogenes Gebiet zu erwarten, das auf seiner
ganzen Erstreckung durchschnittlich gleichmäßig benetzt würde. Die in Wirklichkeit bestehende Scheidung
dieses Gebietes ist einzig und allein bedingt durch die orographische Gestaltung des Terrains, nämlich
durch die Erhebungen des östlichen Randgebirges, welches Altkastilien vom Ebrobecken trennt.
Die Jahresisohyete von 600 nun kommt aus Neukastilien. In west-östlicher Richtung begleitet sie die
Südabhänge des westlichen Teiles des Kastilischen Scheidegebiges und tritt etwa im Durchbruchstale des
Alberclie, wo sich die Sierra de Gredos mit der Sierra de Guadarrama verwächst J ), auf altkastilischcs Gebiet
über. Sie folgt nun ebenfalls, wie die beiden vorher erwähnten Isohyeten, in noch ziemlich unsicherem
Verlaufe den südlichen und westlichen Wällen der altkastilischen Hochebene, umgeht, rechts ausbiegend,
die Sierra de Peña Negra und zieht hierauf entlang der südlichen Leimen des Kantabrischen Gebirges.
Nördlich der Montes de Oca umgeht sie die Nordwestecke des Ebrobeckens und durchschneidet hierauf
nördlich von Tafalla und Huesca die Vorberge der Pyrenäen.
Die Regenmengen von Burgos und Soria auf den rauhen Parameras des östlichen Randgebirges
machen es wahrscheinlich, dais in den höheren Teilen dieses Gebirges, in der Sierra de la Demanda und
namentlich im Moncayo sich ebenfalls Jaliresisohyeten von 600 nun werden ziehen lassen, indessen bietet
uns der Mangel an wirklichen Messungen keine Stützpunkte für die Abgrenzung dieser Gebiete.
Die nächst höheren Isohyeten von 700 und 800 mm betreten unser Areal von Süden her über die
flache, wenig über 1000 m hohe Schwelle der Sierra de las Mesas, welche die Sierra de Gata mit der Sorra
da Estrella verbindet 2 ). In fast meridionaler Richtung durchziehen sie die portugiesischen Provinzen Boira
baixa und Traz os Montes und folgen in ihrem weiteren Zuge der Isohyete von 600 mm, der sie über
Ordufia und Pamplona nahezu parallel laufen.
Die Jaliresisohyeten höherer Ordnung von 900 und 1000 mm verlaufen auf unserem Gebiete teils
auf der Luvseite, teils auf der Leeseite der Gebirgswälle, welche die Küsten begleiten und das zentrale
Tafelland und das Ebrobecken vom Atlantischen Ozean und kantabrischen Meere trennen. Sie beginnen an
der portugiesischen Küste südlich von Porto in etwa 40 V* 0 n. B-, umziehen über Coimbra in weitem Bogen
die Serra da Estrella, folgen der Längsachse des nordportugiesischen Hochlandes und begleiten dann wenig
unterhalb des Kammes die landseitigen Abdachungen des asturischen Gebirges. Bei Llanos treten sie auf
das Meer über, setzen bei Santander wieder ein, streichen südlich von Bilbao und Vergara und folgen als
dann der Isohyete von 800 mm.
Ein zweites, in seiner Abgrenzung allerdings noch durchaus unsicheres Gebiet von 1000 mm jähr
lichen Niederschlages befindet sich an der am weitesten in den Ozean vorgeschobenen Nordwestecke der
Iberischen Halbinsel und begreift in sich die nördlichsten Teile der Provinz La Coruña.
Die regenreichsten Gebiete Nordspaniens und -Portugals mit 1500 mm und mehr Niederschlag treten
in zwei völlig voneinander unabhängigen Gruppen auf. Die spanische Riasküste vom Kap Finisterre bis zur
Vigo-Buclit zeichnet sich, wie die Beobachtungen von Santiago und Pontevedra ergeben, durch einen überaus
großen jährlichen Regenfall aus. „Das alte bischöfliche Santiago ist in ganz Spanien als Regennest besonders
verschrieen und hat den etwas derben Beinamen ,el orinal de España' erhalten 3 ).“ Nicht minder bedeutende
J ) Tlieob Fischer, 1. c. S. 577.
-) Tlieob. Fischer, 1. c. S. 580.
3 ) Ho 11 mann, 1 c. S. 818.