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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1909, Nr. 2.
B. Die StnrmpMnome an der deutschen Küste in den Jahren 18% Dis 1905.
Aus den in Tabelle A des Anhangs enthaltenen und gemäß den Erläuterungen von § 6 zu Sturm
phänomenen zusammengehißten Sturmtagen wurde eine Tabelle der Sturmphänomene abgeleitet, deren
Wiedergabe hier nicht möglich war; die Windrichtung und Stärke der Phänomene ergab sich aus den
Festsetzungen in § 7. Aus den in § 11 angegebenen Gründen sind Sturmphänomene von der Stärke 0
hei den folgenden Darlegungen nicht berücksichtigt worden. Ebenso wurde von einer Gliederung der
Sturmphänomene nach Monaten abgesehen, da ein Bedürfnis hier nicht vorlag und die durch die Monats
werte der Häufigkeit der Sturmtage gegebene Darstellung des jährlichen Verlaufs der Sturmtätigkeit an
Vollständigkeit wenig gewonnen haben würde.
An Stelle der Trennung nach Monaten tritt hier eine Gliederung nach'den Monaten Mai/August und
September/April, die wir im Interesse der Kürze gelegentlich kurz als warme und kalte Jahreszeit bezeichnen.
Diese Gliederung war geboten mit Rücksicht auf die vorliegende Aufgabe, die Stürme mit den Sturm
warnungen in Verbindung zu setzen, wie dies in § 2 dargelegt ist.
Wegen der Bezeichnung „Sturmphänomen“ bittet der Verfasser wie in der ersten Abhandlung um
Entschuldigung und möchte wieder darauf hinweisen. daß der Ausdruck „Sturm“ zu Mißverständnissen
Anlaß bieten könnte, die .Bezeichnung Sturmerscheinung an Kürze nur geringen Vorteil geboten hätte und
endlich der gewiß schöne und kurze Ausdruck „Gestürm“ zu seltsam erscheinen möchte.
§ 18. Häufigkeit der Starinphänomene der verschiedenen Windrichtungen in der warmen, der
Tab. D. kalten Jahreszeit und im Jahre. In Tabelle D des Anhanges finden sich die Sturmphänomene für Mai bis
August, September bis April und das Jahr nach Küstengebieten und Richtungen wie auch nach Küsten
gebieten und Phänomengruppenstärken geordnet und in derselben Anordnung behufs Vergleichung auch
die Sturmtage.
Zum Vergleich mit dem Zeitraum 1886 bis 1895 sind die für diesen ermittelten Häufigkeiten der
Sturmtage und Sturmphänomene am Fuße der beiden oberen Tabellen hinzugefügt.
Die Verhältnisse der Sturmphänomene des vorangehenden Jahrzehnts zu dem jetzigen ergaben sich
für Gruppe
VJ/IX
IV/V
HI
II
I
für Mai bis August .
1,7
0,6
0,6
0,9
2,2
für September bis April
1,6
1,1
0,9
1,1
1,7
und damit in fast vollkommener Übereinstimmung mit den aus den Sturmtagen berechneten Verhältnissen
in § 10. Im Jahrzehnt 1896 bis 1905 haben danach in den Monaten MaP August weniger und in den Monaten
September/April etwa ebenso viele Stürme wie in dem vorangehenden Jahrzehnt stattgefunden (vgl. § 10).
Ein Blick auf die Tabelle D lehrt, daß fast durchweg die Zahl der Sturmphänomene im Vergleich mit
der Anzahl von Sturmtagen für die einzelnen Quadranten (20, 28, 4, 12) erheblich geringer als für die
jenigen Sturmphänomene ist, die gleichzeitig in mehreren Quadranten auftreten. Dies ist dadurch bedingt,
daß bei Stürmen längerer Dauer die Winde meist eine größere Drehung erfahren und sich daher in solchen
Fällen häufig Sturmtage mit Stürmen aus zunächst nur einem Quadranten mit dem nachfolgenden Sturm
tage oder mehreren folgenden vereinigen, an denen die Drehung des Windes nach dem anstoßenden Quadranten
bereits erfolgt war, wobei die Zahl der den beiden Quadranten zugleich angehörigen Sturmphänomene im
allgemeinen nicht erhöht wird; eine solche Zunahme würde nur dann eintreten, wenn die Stürme an den
aufeinanderfolgenden Sturmtagen eines Phänomens nur aus dem einem oder dem anderen der Quadranten
geweht haben, was seltener der Fall ist.
Inr Jahre überwiegen von den Phänomenen aus westlichen Richtungen durchweg die zugleich aus
beiden Westquadranten auftretenden, und dies gilt ebenso vom Winter, während im Sommer die Phäno
mene aus dem Nordwestquadranten über den Küstengebieten III und I am häufigsten sind und für die
übrigen Küstengebiete mit jenen nahezu gleich häufig auftraten. Die Anzahl der reinen Nord west-Sturm -
phänomene ist im Sommer durchweg größer als die der reinen Südwestphänomene, zumal hervortretend
im Westen; dasselbe Verhalten findet sich, schwächer ausgeprägt, im Winter nur für die mittlere Ostsee
küste (III und II), während zu dieser Zeit umgekehrt die Südwestphänomene an der Nordsee, der west
lichen Ostsee und der ostpreußischen Küste den Nordwestphänomenen nahezu in demselben Grade über
legen sind. Für das vorige Jahrzehnt ergab sich etwa das gleiche gegenseitige Verhalten für die Phänomene