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Full text: 32, 1909

gß Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1909, Nr. 3. 
Ohne weiteres leuchtet wohl ein, daß geometrische Figuren als Flächeneinheit für die Berechnung 
der Unebenheit eines Gebietes äußerst unzweckmäßig sind. Denn zerlegt man ein Gebiet in eine Anzahl 
gleich großer Figuren (Quadrate, Sechsecke), so macht sich die Willkür oft sehr geltend; so z. B. wenn 
eine Erhebung auf mehrere Figuren verteilt werden müßte, oder Erhebungen oft mit einer Fläche in Be 
ziehung gebracht werden, mit der sie orographisch nichts zu tun haben. Jede fruchtbare Vergleichung 
ist also bei der Wahl geometrischer Figuren ausgeschlossen. 
So kommen wir zu der Forderung, daß man stets die Abgrenzungen den natürlichen Verhältnissen 
anpassen muß. Jede Untersuchung der Undulation eines Gebietes zwecks kartographischer Darstellung 
müßte also von solchen Flächen ausgehen, innerhalb deren Grenzen eine ziemlich gleichmäßige Anordnung 
der Erhebungen augenscheinlich angenommen werden kann. Zu diesen Flächen kommen wir, wenn wir 
zunächst solche Gebiete abgrenzen, auf die nur eine einzelne Erhebung kommt. Je kleiner diese Gebiete 
sein werden, desto größer ist die Undulation. Liegen nun mehrere Flächen von ähnlicher Größe zusammen, 
so können sie, dem allgemeinen Gesetz der Generalisierung entsprechend, zu einem Gebiet mit ziemlich 
gleichartiger Undulation zusammengefaßt werden. 
Die hier angewandte Methode ist der der Volksdichtedarstellung nahe verwandt. 
Die Grenzen für solche Gebiete, auf die eine einzelne Erhebung kommt, werden festgestellt, indem 
man die tiefsten Punkte verbindet, die zwischen der betrachteten Erhebung und den nächsten, sie um 
gebenden Erhebungen liegen (oder für den Meeresboden angenommen werden können). 
Die kleinen Kreise auf der Karte der Unebenheit (Tafel 5) 
stellen höchste Stellen dar; wo verschiedene Kurven zusammen 
laufen, ist eine tiefste Stelle des Gebiets. 
Bei der kartographischen Darstellung ist nun zuweilen 
diese Umgrenzung (Grenzkurve) einer Erhebung nicht ganz 
einwandsfrei zu ziehen, z. B. wenn mehrere Erhebungen nach 
einer Seite einen gemeinsamen Abfall haben. In diesem Falle 
habe ich, da auf dem Abfalle die tiefsten Punkte fehlen, die 
Gefällslinie, die Linie der stärksten Abdachung, als Grenze ge 
zogen, also eine konventionelle Grenze genommen (vgl. neben 
stehende Figur 6). 
Oder in einem großen Gebiet tritt nur eine aus der Um 
gebung stark hervortretende Erhebung auf, die als eine morpho- 
graphische Einheit aufzufassen ist; diese Erhebung trägt aber 
mehrere kleine Gipfel. In diesem Falle werden die kleinen 
Gipfel durch die nächstliegende Isobathe unterhalb der tiefsten 
Einsattelung abgegrenzt und dieses so begrenzte Gebiet als ein 
solches mit mehreren Erhebungen behandelt, während das ganze 
andere Gebiet als nur eine Erhebung enthaltend angesehen 
wird. Auf der Karte (Tafel 5) sind solche mehrgipfelige Erhebungen gleich daran zu erkennen, daß sie 
inmitten eines Gebietes von anderer Amplitude liegen. 
Sind so die Grenzen für die einzelnen Erhebungen festgestellt, so messen wir das Areal der um 
grenzten Flächen aus. Da die Kurven, die in einer Untersuchung des Meeresbodens die auszumessenden 
Figuren begrenzen, immer nur nach dem augenblicklichen Stande der Kenntnis vom Meeresboden gezeichnet 
sind und sich durch wenige neue Lotungen vollkommen verschieben können, wird eine Schätzung der 
Größe der Gebiete vollkommen genügen. Man kann zu dem Zweck das Gradnetz einer Karte selbst 
benutzen 1 ). Jede der Maschen des Gradnetzes entspricht einer leicht aus den Dimensionen der Erde zu 
berechnenden (oder den Tabellen 2 ) zu entnehmenden) Flächengröße in der Natur. 
Aus diesen so gewonnenen Werten für die Größe der einzelnen Figuren können wir dann berechnen, 
wieviel Erhebungen auf die Einheitsfläche (10000 qkm) kommen würden. Wir erhalten damit Angaben über 
den Grad der Undulation in den einzelnen Flächen. 
’) H. Wagner, Allgem. Erdkunde. 7. Aufl. Leipzig 1903, § 114. 
2 ) H. Wagner, Die Dimensionen des Erdsphäroids nach Bessels Elementen. G-eogr. Jahrb. III, 1870.
	        
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