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Aus. dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1908, Nr. 1.
Annahme dürfte der Wahrheit näher liegen als die andere: daß an diesen fehlenden Tagen die Wind
geschwindigkeit in 2 und 3 km Höhe dieselbe gewesen sei wie im Mittel an den Tagen, wo man in diese
Höhe mit Drachen — oder auch mit Fesselballon — gelangte. Denn das Hinaufgelangen in diese Höhen
ist selbst durch eine für den Drachen genügend große oder, wenn Ballon verwendet wurde, für diesen
genügend kleine Windgeschwindigkeit bedingt. Man darf annehmen, daß das Verhältnis der Wind
geschwindigkeiten verschiedener Höhen zueinander weniger veränderlich ist, als die absolute Größe der
Geschwindigkeiten, und daß man also größere Fehler begeht, wenn man Mittelwerte vergleicht, die nicht
aus denselben Aufstiegen stammen, als wenn man das in den höheren Aufstiegen gewonnene Gesetz der
vertikalen Verteilung verallgemeinert.
Da im Preußischen Aeronautischen Observatorium durch Anwendung von Sonntagsarbeit und von Fessel
ballons für windstille Tage tägliche Aufstiege erzwungen worden sind, so ist dort die Zahl der Tage, die, sei cs
wegen zu geringer Höhe des Aufstiegs oder weil die Bestimmung der Windgeschwindigkeit ausfiel, in der
Liste fehlen, nur gering. Die drei Jahre brachten 1096 Tage und 1045 für uns brauchbare Aufstiege bei
Berlin, dagegen bei Hamburg, entsprechend den geringeren Mitteln der Station, nur 420 solcher Aufstiege.
Die Untersuchungen von Berson und Andern haben bereits gezeigt, daß die Verteilung der
Windgeschwindigkeit nach der Höhe bei östlichen Winden anders ist als bei westlichen. Deshalb sind
auch die Auszüge für die vorliegende Arbeit nach Windrichtungen getrennt vorgenommen worden, und
zwar ist, um trotz der ungleichen Häufigkeit der Winde annähernd gleichwertige Mittel miteinander ver
gleichen zu können, die Windrose in fünf ungleiche Teile geteilt worden: 1. NNE—E, 2. ESE—S
3. SSW—SW, 4. WSW—W, 5. WNW— N. Da beide Orte nahe genug zusammenliegen, um in den meisten
Fällen nur verschiedenen Teilen derselben Strömung anzugehören, so sind die gleichzeitigen Beobachtungen
derselben beisammen gelassen worden und ist die Richtung nur eines Punktes — und zwar die unterste
Angabe aus der freien Atmosphäre bei Berlin, 200 oder 500 m über Meer *) — der Gruppierung zu gründe
gelegt worden. Nach diesem Eingang geordnet wurden ausgeschrieben und für die wärmere und die
kältere Jahreszeit getrennt die folgenden Werte für Berlin und Hamburg: die Windgeschwindigkeit einige
Meter über dem Boden, ferner in 0.5, 1.0, 2.0 und 3.0 km Seehöhe, sowie am höchsten Punkt des Aufstiegs,
endlich die Höhe des letzteren und die Windrichtung am Boden und an diesem höchsten Punkt. Diese
spezielleren Angaben über die Windrichtung sollen bei einer anderen Gelegenheit bearbeitet werden, hier
begnügen wir uns mit denjenigen über die Windgeschwindigkeit.
Die folgenden beiden Tabellen geben die so ermittelten und nach der Windrichtung oberhalb Berlins
geordneten Werte der Windgeschwindigkeiten, und zwar nicht nur die Mittel M, sondern auch die Zahl
der Fälle Z und auch die Summe der Windgeschwindigkeiten selbst (S), deren Division durch Z die
Werte M geliefert hat; diese Summen sind hier mit abgedruckt, um ohne Schwierigkeit weitere Jahrgänge
hinzufügen zu können; die Zalden Z geben das Gewicht der Mittel M.
Tabelle A. Hamburg, imreduziertes Mittel.
April bis September
Oktober bis März
Boden
0,5 km
Höhe
1 km
2 km
3 km
Boden
0,5 km
Höhe
1 km
2 km
3 km
1
s
259
396
458
— 19
_
10
149
305
288
_
1
+ 14
NNE—E . .
Z
42
42
42
23
11
25
25
25
14
5
1
M
6.2
9.4
10.9
10.1
10.0
6.0
12.2
11.5
11.4
14.3
I
s
134
298
320
— 4
+
22
257
558
524
+
4
+ 4
ESE—S . . |
Z
25
25
25
22
6
41
41
41
16
7
1
M
5.4
11.9
12.8
12.6
13.2
6.2
13.6
12.8
13.0
13.4
|
s
121
238
299
+ 22
+
23
196
460
493
+
36
+ 33
SSW—SW
z
20
20
20
13
5
34
34
34
17
6
1
M
6.0
11.9
15.0
16.7
19.6
5.8
13.5
14.5
16.6
20.0
*) Durchschnittlich etwa 300 m über dem Boden.