Drei Jahre gleichzeitiger meteorologischer Drachenaufstiege bei Hamburg, Berlin und St. Petersburg.
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Als Material dienten zunächst für Hamburg die Originalauswertungen der Drachenstation; für die
beiden anderen Stationen sind zunächst die Angaben im Wetterbericht der Seewarte und im täglichen
Bulletin des Petersburger Zentralobservatoriums der Darstellung zugrunde gelegt worden; als aber später
die eigenen Veröffentlichungen dieser Stationen in Jahresbänden erschienen, wurden die Eintragungen nach
diesen korrigiert, was ziemlich viel Mehrarbeit kostete. Bei den Tafehi 72—75 war die Reinzeichnung so
weit vorgeschritten, daß nur die wesentlicheren Abweichungen der definitiven Publikation von derjenigen
in den Tagesberichten und die Nachträge berücksichtigt werden konnten.
Die angewandte Art der vergleichenden Darstellung der Zustandskurven von mehreren Orten für
jeden Tag dürfte eine vorteilhafte Ergänzung bieten für die andere Art der graphischen Versinnlichung
eines Teils derselben Beobachtungen, die Herr Aßmann seit einer Reihe von Jahren in der Zeitschrift
„Das Wetter“ veröffentlicht. Die letztere läßt für einen einzelnen Ort nach den Koordinaten Zeit und
Höhe durch Isothermen die Änderungen der Temperatur in verschiedenen Höhen während eines Monats
erkennen, die unserige dagegen die gleichzeitigen Zustände an mehreren Orten und den Verlauf des
einzehien Aufstiegs in mehreren Beziehungen. Gibt die erstere ein besseres Bild von den zeitlichen
Änderungen, so fordert die letztere dagegen mehr zur Vergleichung mit der synoptischen Karte und zur
räumlichen Abgrenzung der Erscheinungen heraus.
Das Ziel der vorliegenden Veröffentlichung ist, eine gewisse Menge aerologischen Materials in mög
lichst übersichtlicher, eine vielseitige Verwendung erleichternder Weise darzustellen. Die Diskussion des
selben muß weiteren Arbeiten Vorbehalten bleiben, nur einige erste Schritte in dieser Richtung mögen
hier als Proben für die Verwendbarkeit des Materials Platz finden.
Was zunächst bei unseren Zustandskurven am meisten in die Augen springt, sind natürlich die
merkwürdigen Temperaturinversionen, ganz besonders die plötzlichen, wo die warme Schicht fast unmittel
bar an die darunter liegende kalte grenzt. Die genaue Größe des Temperaturgefälles in der Grenzschicht
läßt sich mit den gegenwärtig gebräuchlichen Drachenmeteorographen nicht feststellen; dazu ist ihre Luft
druckskala zu klein und sind ihre Thermographen bei dem gewöhnlich schnellen Durcheilen dieser Schicht
bei aller Vortrefflichkeit doch wohl nicht empfindlich genug. Jedenfalls ist aber das Temperaturgefälle in
diesen Umkehrungen oft außerordentlich groß, viel größer, als es je für die Temperaturabnahme nach oben
ist. Suchen wir auf unseren 108 Tafeln die Fälle heraus, in denen die Temperatur auf 200 m Höhen
differenz um mindestens 5 0 nach oben zunahm, so erhalten wir folgende Liste. Die oberste Zeile gibt das
Datum, die zweite die Mittelhöhe, d. i. die Meereshöhe der ungefähren Mitte der Inversion (in Hekto
metern), die dritte den Ort: H = Hamburg, B == Berlin, P = Petersburg, die vierte deren Gesamtbetrag
in 0 C. Tritt in oder über der Inversion in Zusammenhang mit ihr Trockenheit unter 30 °/o ein, so ist der
Ortsbuchstabe kursiv gedruckt. In der Regel schließt sich an die starke Inversion nach aufwärts eine
Schicht mit schwächerer Temperaturzunahme an; in den Zahlen der letzten Zeile ist diese mit ein
geschlossen.
Dat.
1903
18./12. 21./12.
22./12. 23./12.
1904
14./1.
26/. 1.
27./1. 28./1.
29./1.
13./3.
hm
9
11
8 3 9
5
5
11
7
3 3 7
3
9
Ort
B
B
B H B
H
P
B
B
HRP
B
B
o C
5
7
5 8 9
11
7
14
12
9 13 6
7
5
Dat.
14/3.
26./3.
1
5-/4. 10./10.
12./10.
24.
/10.
31./10.
l./ll.
2./11. 3./11.
20/11.
22./12.
hm
13
4
7
3 5
6
3
8
7
8
14 11
21
8
Ort
B
B
B
H B
P
H
B
H
B
B B
B
H
0 C
1
6
7
10 6
9
6
8
11
9
10 7
5
6
Dat.
1905
3./1.
14./1.
10./1. 18./1.
20./1.
21./1.
22./1.
23./1.
G./2. 23./2.
25.12.
hm
4
13
4 9
2
3
2
3
3
13
13 7
7
9
Ort
H
B
B H
P
H
P
P
P
B
H B
H
P
o c
9
(1
6 5
15*)
6
8
14
13
5
5 5
6
10
*) Vom Bodeu bis 1000 m Höhe.