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Full text: 31, 1908

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1908, Nr. 3. 
Für die Unregelmäßigkeiten der Abendablesung, die nicht auf Abweichungen eines Jahres zurückzuführen 
sind, sondern die in allen Jahren Unterbrechungen der Kurve erkennen lassen, muß offenbar ein anderer 
Grund vorhanden sein: wenn man auch zugeben muß, daß ein vollkommener, selbst in den Einzelheiten 
paralleler Gang der Temperaturen auch bei weitgehender Ähnlichkeit der klimatischen Bedingungen und 
benachbarten Lage nicht erwartet werden darf, so können doch die Unterschiede keinesfalls so weit gehen, 
wie sic sich aus den vorliegenden Aufzeichnungen ergeben 1 Man erkennt das Abnorme im Gange der 
Differenzen noch besser, wenn man diese für jedes Jahr als Kurve zeichnet: in den Monaten November 
bis Februar liegen die Monatsmittel von Norderney und Borkum nahe beieinander; vom März an wird 
Norderney wärmer als Borkum, am meisten im April, wo die Differenzen 0.5 0 bis 0.8 0 erreichen. Dann 
setzt der umgekehrte Gang ein: im Mai werden die Temperaturen wieder gleich, im Juni aber fast aus 
nahmslos in Borkum höher; darauf wird im Juli wiederum Norderney bis zu 1 0 und mehr wärmer als 
Borkum und bleibt auch so ziemlich unverändert im August, in abgeschwächtem Maße auch noch im 
September; im Oktober aber findet sich ein kaum noch abnorm zu nennender Wärmeüberschuß in Borkum 
von 0.3 0 bis 0.4 °. Auch in der Kurve der Jahresmittel der Abendbeobachtungen ist der geschilderte Gang, 
wenn auch abgeschwächt, so doch noch deutlich genug zu erkennen. 
Einen Schlüssel zu dieser rätselhaften Erscheinung dürfte man in der schon eingangs bei der Be 
schreibung der Thermometeraufstellung erwähnten Besonnung der Nordnordwestwand des Hauses finden, 
an der die Thermometer angebracht sind, wenigstens soweit der Wärmeüberschuß der Abendbeobachtungen 
im Juli und August in Frage kommt: zwar wurden die Abendablesungen erst um 10 Uhr, also eine bis 
anderthalb Stunden nach Sonnenuntergang angestellt, und eine direkte Besonnung der Thermometer konnte 
deshalb nicht mehr stattfinden; aber man muß annehmen, daß infolge der im Hochsommer von 4 Uhr an 
eintretenden Bestrahlung die Hauswand einen derartigen Wärmevorrat besaß, daß sie auch noch um 
10 Uhr durch Ausstrahlung einen erhöhenden Einfluß auf die nur etwa 20 cm von ihr, resp. dem Fenster 
entfernten Thermometer ausübte. 
Weshalb das aber nicht auch im Mai und Juni bei gleichem Sonnenstände eingetreten ist, vielmehr 
Norderney im Juni sogar kälter war als Borkum, läßt sich aus dieser Überlegung nicht erklären: es müßte 
denn aus anderen unbekannten Gründen eine abnorme Temperaturerhöhung an der Station Borkum an 
genommen werden. Es erscheint mir jedenfalls nicht zulässig, die an der Hand stündlicher Beobachtungen 
korrigierte Interpolation der Temperaturen von 10 p auf 8 p hierfür verantwortlich zu machen, da gerade diese 
verhältnismäßig sicher ist und zur Erklärung des abnormen Ganges dieser Differenzen nichts beitragen könnte. 
Betrachten wir nun noch in unserer Tabelle 7 die Amplituden der Differenzen zwischen Norderney 
und Borkum im Verlaufe des Jahrzehnts 1881 bis 1890, so sehen wir, daß dieselben für den Morgentermin 
zwar vorwiegend positiv sind, Norderney also kälter ist als Borkum, daß sie aber in den verschiedenen 
Jahren, besonders im Sommer bis zu einem vollen Grade schwanken. Das Jahr 1900 nimmt auch hierin 
im ganzen eine Sonderstellung ein, insofern es bis zum September ausnahmslos negative Werte aufweist: 
da die drei letzten Monate dieses Jahres fehlen und durch die des Jahres 1880 ersetzt worden sind, können 
diese nicht mit den übrigen Monaten streng in Parallele gestellt werden. In Anbetracht der oben schon 
genannten Tatsache, daß vom Januar dieses Jahres an nach Om mens Tode ein Beobachterwechsel ein 
getreten war, bleibt nur Raum für die Vermutung, daß eine Abweichung von dem bisherigen Verfahren zugrunde 
liegt. Die Sonderstellung von 1890 tritt auch in den Jahresmitteln der Differenzen für den Morgentermin 
deutlich hervor, insofern dieses das einzige der ganzen Reihe ist, das einen negativen Wert aufweist; von 1890 
abgesehen, schwanken die mittleren Differenzen zwischen + 0.07 0 (1887) und + 0.61 0 (1884); im Mittel aller 
zehn Jahre um + 0.21 °, da sich für Norderney eine Mitteltemperatur von 7.93°, für Borkum von 8.14° ergibt. 
Der Mittagsterinin zeigt nur ganz ausnahmsweise positive Differenzen von geringem Betrage, am 
häufigsten im Jahre 1881, bis zu 0.5 0 im August: dieses Jahr ist auch das einzige mit positivem Jahres 
mittel (+0.12°). Auffälligerweise wachsen die Jahresmittel vom Jahre 1882—1887 fast gleichmäßig 
und nehmen bis 1890 wieder ebenso ab: 1890 zeigt hierbei keine Besonderheiten. Die Schwankung zwischen 
dem niedrigsten Mittelwert, +0.12° (1881) und dem höchsten —0.55° (1887), beträgt 0.07°. Die größten 
Differenzen, bis zu —1.6°, kamen in den Monaten Juni und Juli 1885 und 1887 vor. Die zehnjährige 
Mitteltemperatur des Mittagtermins war in Norderney 9,92°, in Borkum 9.66°, deren Differenz -—0.26°. 
Am Abendtermin 8 p sind, abgesehen von dem schon oben eingehend erörterten auffallenden jahreszeit 
lichen Gange, die Differenzen allgemein kleiner und vorwiegend negativ, d. h. Norderney ist etwas wärmer
	        
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