Nr. 2
Die Balm des Planeten (279) Thule.
Von A. Wedemeycr.
Einleitung.
Kurz nach der Entdeckung des Planeten (279) Thule weist Herr Krüger in den Astronomischen
Nachrichten darauf hin, daß die Bahn desselben zur Verbesserung der Jupitermaße benutzt werden könne,
da der Planet dem Jupiter sehr nahe kommen werde. Herr Bidscliof deutet in seiner Arbeit „Bestimmung
der Bahn des Planeten (279) Thule“, wiederholt auf diesen Umstand hin, bemerkt aber, daß noch etwa
ein Vierteljahrhundert verfließen müsse, ehe man an eine Bestimmung der Jupitermaße mit Aussicht auf
Erfolg schreiten könne. Inzwischen hat Herr Newcoiub ans der Bahn von (33) Polyhymnia und aus
anderen Bestimmungen für die Jupitermaße den Wert 1 : 1047,35 abgeleitet, der von den astronomischen
Jahrbüchern angenommen worden ist. In der Arbeit wird eine ganze Reihe früherer Bestimmungen dis
kutiert. Außerdem wird nachgewiesen, daß unter allen Planeten Polyhymnia in erster Linie und Themis
in zweiter Linie zur Verbesserung der Jupitermaße geeignet sind. Die Bahn von Thule kann daher nur
noch zur Prüfung des erhaltenen Wertes herangezogen werden. Soll dies geschehen, so muß die Bahn
bestimmung aufs sorgfältigste durchgeführt werden, und müssen dabei dieselben Gesichtspunkte maßgebend
sein, die Herr Ncwcomb aufgestellt hat. Der Planet hat seit seiner Entdeckung im Jahre 1888 zwei
Umläufe vollendet und wird im nächsten Dezennium die Jupiternähe erreichen. Zweck der vorliegenden
Arbeit muß daher sein, aus den bisher beobachteten Erscheinungen möglichst sichere Elemente zur
leichten und sicheren Verfolgung des Planetenlaufs abzuleiton. Herr Bidscliof hat seine Berechnungen
nur bis zur Erscheinung im Jahre 1894 ausgedehnt und dann die Arbeit aufgegeben. Aus den Erschei
nungen bis 1894 liegen verhältnismäßig viele Beobachtungen vor. während späterhin nur noch vereinzelte
Beobachtungen bekannt geworden sind, was vielleicht auf den Mangel an geeigneten Ephemcriden, worüber
Herr Palisa im allgemeinen klagt, zurückzuführen ist. Diesem Mangel wird in Zukunft, abgeholfen
werden. Herr Bauschingcr hat sich giftigst bereit erklärt, die Ephemcriden im Berliner Astronomischen
.lahrbuche zu veröffentlichen. Sollten die Ephemcriden aus Raummangel nicht in der von den Beobachtern
gewünschten Ausführlichkeit gegeben werden können, so werde ich sie den Beobachtern auf Wunsch hand
schriftlich zur Verfügung stellen. Damit aber die Arbeit nicht vergeblich gewesen ist,- möchte ich um
zahlreiche Beobachtungen bitten. damit eine sichere Bildung von Normalörtern gewährleistet wird. Soll
eine Prüfung der Jupitermaße späterhin erfolgen, so müssen die Normalörter mindestens auf eine Bogen
sekunde genau sein, was hei der Lichtscliwächc des Planeten (14. bis 15. Größe) nur aus einer großen
Anzahl Beobachtungen möglich sein wird. Diese Forderung muß aber aufgestellt werden, da eine Änderung
des reziproken Werkes der Jupitermaße um 0,1 den gerechneten Ort des Planeten bei einer Störung von
3° in Länge nur um 1" verschiebt.
Im folgenden sollen die erhaltenen Resultate mitgeteilt werden. Außerdem möge die Methode
Oppolzers zur Berechnung spezieller Störungen, die noch wenig bekannt zu sein scheint, entwickelt
werden. Nach dieser Methode habe ich einen Teil der Störungsrechnung ausgeführt.