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Full text: 30, 1907

A. Paulus: Die Reisen deutscher Segelschiffe in den Jahren 1893—1904 und ihre mittlere Dauer. 
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Die mittlere Reisedauer hängt also auch bei den zu diesem Kapitel gehörigen Reisen, ebenso wie 
bei den Reisen nach Yokohama, hauptsächlich davon ab, wie die Schilfe die Windverhältnisse auf der 
letzten Strecke antreffen, d. li. ob sie die letzte Strecke mit dem NO- oder dem SW-Monsun zurücklegen 
sollen. Am meisten werden hierdurch die Reisen nach Singapur und Hongkong beeinflußt, da der 
Weg durch die Malakkastraße bezw. durch die östlichen Durchfahrten, den die Schiffe zur Zeit des 
NO-Monsuns wählen, bedeutend länger ist als der direkte Weg durch die S umlast ruße. Es gebrauchten 
demnach die Schiffe nach Singapur durchschnittlich 8 Tage länger durch die Malakkastraße, die nach 
Hongkong 19 Tage länger durch die östlichen Durchfahrten als durch die Sundastraße. 
Rasche Reisen wurden mehrfach ausgeführt; die besten sind: „Euterpe“ 80 Tage von Cardiff nach 
Colombo, „Altair“ 83 Tage von Lizard nach Calcutta, „Fürst Bismarck“ 86 Tage von Lizard nach Bassein, 
„Rigel“ 85 Tage von Lizard nach Rangun, „Robert Rickmers“ 84 Tage von Lizard nach Pinang, 
„Madeleine Rickmers“ und „Robert Rickmers“ 90 Tage von Lizard nach Singapur durch die Malakka 
straße und „Peter Rickmers“ 84 Tage von Cardiff nach Singapur durch die Sundastraße. Außerdem sind 
noch zu erwähnen die Reisen von „Wega“, „Comet“ und „Renee Rickmers“ mit 95 Tagen von Cardiff 
nach Hongkong durch die Sundastraße und die von „Papa“ -mit 111 Tagen von Lizard nach Hongkong 
durch die östlichen Durchfahrten. 
26. Yon Vorderindien, Hinterindien und China. Rückreisen werden fast ausschließlich nur von 
den Reishäfen Hinterindiens angetreten; von Vorderindien und China ist der Verkehr mit Europa kaum 
noch nennenswert. 
Ebenso wie bei den Ausreisen nach den Reishäfen der jeweilig herrschende Monsun nördlich vom 
Äquator im Indischen Ozean einen erheblichen Einfluß auf die Dauer der ganzen Reise ausübt, so sind 
auch für die heimkohrenden Schiffe die beim Antritt der Reise gerade vorherrschenden Windverhältnisse 
von großer Wichtigkeit für den weiteren Verlauf der Reise. Am günstigsten liegen naturgemäß die Ver 
hältnisse, wenn die Reisen von der Bai von Bengalen aus zur Zeit des NO-Monsuns angetreten werden, 
zu welcher Zeit die Schiffe ohne Schwierigkeit den Äquator erreichen können. Sehr langwierig gestaltet 
sich dagegen die Fahrt, namentlich die Bai hinunter, wenn die Reisen zur Zeit des Übergangs von einem 
Monsum zum anderen, oder gar im SW-Monsum angetreten werden. Im ersteren Falle hemmen Windstillen 
und Mallungen ganz bedeutend den Fortgang, im letzteren Falle erschweren heftige Gegenwinde die 
Fahrt nach Süden. Auch für die von Bangkok aus angetretenen Reisen ist natürlich die günstigste Jahres 
zeit der NO-Monsun. Die Schiffe segeln mit diesem auf dem kürzesten Wege den Golf von Siam hinunter, 
treffen in der Java-See den gleichfalls für sie günstigen NW-Monsun, mit dessen Hilfe sie dann auf die 
Sundastraße zusteuern. Nur in der Straße selbst verursachen zu dieser Jahreszeit vorwiegend und oft 
stark nach NO setzender Strom und stürmische, böige Westwinde einen erheblichen Aufenthalt 1 ). Im 
SW-Monsun dagegen müssen die Schiffe im Golf von Siam gegen den Wind auf kreuzen, während in den 
Übergangsmonaten Stillen und Mallungen die Reise verzögern. Auch auf dem weiteren Wege bis zur 
Sundastraße ist im nördlichen Sommer der in der Bankastraße und der Sundasee herrschende SO-Monsun 
für südwärts steuernde Schiffe nicht immer günstig, und im April und November erschweren liier um 
laufende Winde und Stillen die Weiterreise zur Sundastraße. Ist der Äquator überschritten oder die 
Sundastraße durchsegelt und der SO-Passat gefaßt, so finden die Schiffe größtenteils bis Kap der Guten 
Hoffnung günstige Segelgelegenlieit und erzielen in der Mitte des Ozeans, wo der Passat am kräftigsten 
weht, häufig eine mittlere Geschwindigkeit von 7 Sm, in einzelnen Monaten und Wegeabschnitten sogar 
9 Sm 1 ). Nachdem Kap der Guten Hoffnung umsegelt ist, was manchmal, namentlich aber im südlichen 
Winter, mit größeren Schwierigkeiten verbunden ist, obwohl die Schiffe hierbei von dem längs der Süd 
küste Afrikas nach Westen setzenden Agulhasstrom kräftig unterstützt werden, geht die weitere Fahrt 
im Atlantischen Ozean mit dem SO-Passat meist glatt vor dem Winde nach Nordwesten bis zur Linie. 
Von liier aus wird der weitere Weg nach Norden mit der von Kap Horn kommenden Flotte zusammen 
fortgesetzt. 
Welchen Einfluß bei von der Bucht von Bengalen aus angetretenen Reisen die auf der ersten Wege 
strecke angetroffenen Windverhältnisse auf die ganze mittlere Reisedauer ausüben, erhellt am besten, 
') Vergl. Segelhamlbuch für den Indisclien Ozean, S. 709, 747.
	        
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