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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarle. 1907, Nr. 1.
amerikanischen Klippers „Flying Cloud“ und der des Schiffes „Archibald Füller“, von denen der erstere
nach Maury 1 ) in 89 1 /a Tagen von der Ostküste Nordamerikas, letzteres nach der englischen Pilot Chart 2 * )
in 89 Tagen von Liverpool nach San Francisco gesegelt ist. Außerdem sind noch die sehr schnellen Reisen
von „Marie Hackfeld“ und „Herzogin Sophie Charlotte“ hervorzuheben, die beide in der kurzen Zeit von
102 Tagen von Lizard nach Honolulu segelten.
15. Ton der Westküste von Zentralamerika, Mexiko, Nordamerika und von Honolulu. Für die
Heimreisen kommen im Gegensatz zu den Ausreisen vornehmlich die Hafenplätze an der Westküste Nord
amerikas in Betracht. Ebenso wie die Salpeterplätze in Nord-Chile, werden auch diese Häfen vielfach von
Schiffen aufgesucht, die nicht direkt von Europa, sondern auch häufig von Australien mit Kohlen, meistens
aber in Ballast von Zentralamerika, der Westküste von Mexiko, von Honolulu oder von Japan kommen
und dann von hier aus mit Weizen oder Holz die Rückreise nach Europa antreten. Von Zentralamerika
treten die meisten Schiffe die Heimreise von Punta Arenas an; dieser Hafen kann jedoch nur als Sammel
platz gelten, den die Schiffe, die an den verschiedenen kleinen Küstenplätzen geladen haben, zum Aus
klarieren anlaufen müssen. Von Mazatlan und Santa Rosalia aus, die hauptsächlich für den Export von
Europa in Betracht kommen, wurden im letzten Jahrzehnt nur noch vereinzelte, von Honolulu überhaupt
gar keine Rückreisen mehr angetreten.
Auch bei den für dieses Gebiet in Betracht kommenden Reisen macht sich ein auffälliger Unter
schied bemerkbar in der mittleren Reisedauer zwischen den Häfen von Zentralamerika und denen von der
Westküste von Nordamerika. Während die mittlere Reisedauer von San Francisco nach Lizard iu den
Tabellen mit 130 Tagen berechnet worden ist, nahmen die Reisen von Punta Arenas nach Lizard durch
schnittlich nahezu 12 Tage mehr in Anspruch. Mag dieser Unterschied auch zum Teil auf das der Größe
nach ungleichmäßig verteilte Schiffsmaterial zurückzuführen sein, da nur kleine Schiffe die Heimreise von
Punta Arenas aus angetreten haben, so sind es doch in der Hauptsache die Winde, also durch die Natur
bedingte Verhältnisse, die den großen Unterschied verursachen. Während nämlich von Punta Arenas
auslaufende Schiffe gleich auf der ersten Strecke der Reise gegen widrige Winde und vor allem gegen
anhaltende Windstillen zu kämpfen haben, die ein Vorwärtskommen außerordentlich erschweren, so daß
die Schiffe nicht selten 3 — 4'Wochen gebrauchen, um den Äquator zu erreichen, und eine Reise von
unter 14 Tagen schon als eine günstige angesehen werden muß 8 ), laufen von San Francisco heimkehrendc
Schiffe mit den fast das ganze Jahr vorherrschend aus nordwestlicher Richtung wehenden Küstenwinden
gewöhnlich direkt in den NO-Passat, der sie dann schnell weiter nach Süden, dem Äquator zu, befördert.
Auch der SO-Passat ist zur weiteren Fortsetzung der Reise für die Sau Francisco-Scliiffe bedeutend
günstiger als für die Schiffe, die von Punta Arenas aus die Heimreise antreten. Erstere können, sobald
sie den Passat, der gewöhnlich bis 5 0 N-Br. oder manchmal noch etwas nördlicher hinaufsteht, gefaßt und
den Äquator überschritten haben, meistens auf dem direkten Weg, ohne noch viel West in den Kauf
nehmen zu müssen, nach Süden weiter steuern, während letztere, die außerdem den Passat erst in der
Nähe der Linie oder sogar noch südlich davon erhalten, zunächst einen großen Umweg nach Westen zu
machen haben, ehe ihnen der Wind erlaubt, mehr nach Süden abzuhalten. Ein weiterer Vorteil dürfte
dann zuletzt noch für die von San Francisco kommenden Schiffe darin liegen, daß sie schneller vom
SO-Passat in das Gebiet der vorherrschenden Westwinde gelangen als die von Punta Arenas.
Die schnellsten Heimreisen von den in diesem Abschnitt angeführten Küstengebieten machten:
„Baldur“ 106 Tage von San Juan del Sur, „Jupiter“ 101 Tage von Mazatlan, „Parnaß“ 99 Tage von
Playo Colorado, „Schwarzenbek“ 97 Tage von San Francisco, „Renée Rickmers“ 103 Tage von Astoria und
„Oregon“ und „Gertrud“ 103 Tage von Kap Flattery nach Lizard oder Tuskar. Außerdem ist noch der
Schnellsegler „R. C. Wylie“ zu erwähnen, der im Jahre 187 7 von Honolulu nach Lizard in 104 Tagen
segelte, gewiß eine schöne Reise, die zwar schon von demselben Schiffe im Jahre 1867 besser gemacht
worden war, wo es diese Reise nach Schiffstagebuch in 99 Tagen vollendet hatte. Nuutical Magazine 4 )
weiß allerdings einige noch schnellere Reisen anzuführen. „Falls of Garry“ segelte von San Francisco
b Vergl. Maurys Sailing Directions, Vol. II, S. 751.
2 ) Vergl. englische Pilot Chart vom März 1906.
*) Vergl. Segelhandbuch für den Stillen Ozean, S. 733, 734.
4 ) Vergl. Nautical Magazin 1900, S. 674.