A. Paulus: Die Reisen deutscher Segelschiffe in den Jahren 1893—190t und ihre mittlere Dauer.
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bark „Potosi“, eine noch schnellere Reise zu machen, indem sie die Strecke von Iquique nach Lizard in
57 Tagen zurücklegte. Diese Leistung dürfte die von „Preußen“ auf der Ausreise nach Iquique noch über
treffen, da „Potosi“ auf der Heimreise eine größere Entfernung abzusegeln hatte und außerdem tief mit
Salpeter beladen war. Als eine ausgezeichnete Reise hervorgehoben zu werden verdient auch noch die
Reise von „Deutschland“, welches Schiff 1880 von Cerro Azul in 75 Tagen nach Tuskar segelte.
14. Reisen nach der Westküste a t ou Zentralamerika, Mexiko, Nordamerika und nach Honolulu
werden direkt von Europa aus nur verhältnismäßig wenige unternommen. Am meisten kommen hierfür
Mazatlan, Santa Rosalia, San Francisco und Honolulu in Betracht; Astoria und die Puget Sound-Häfen
werden seltener, San Diego und besonders Port los Angeles erst in neuerer Zeit häufiger aufgesucht.
Der Reiseweg nach diesen Hafenplätzen deckt sich auf der ersten Hälfte bis nach Kap Horn mit
dem nach der Westküste von Südamerika. Ist Kap Horn umschifft, so holen die nach der Westküste von
Mexiko oder Nordamerika oder die nach Honolulu bestimmten Schiffe zunächst, je nach der Lage ihres
Bestimmungsortes, etwas mehr West an, ehe sie ihren Kurs nach Norden richten. Ist dann auf dem
weiteren Wege nach Norden der SO-Passat durchquert und der Äquator überschritten, so können die
nach Zentralamerika oder Mexiko bestimmten Schiffe im nördlichen Sommer mit den vorherrschenden
südwestlichen Winden gewöhnlich ihren Bestimmungsort erreichen; nur bei den Reisen nach Mexiko treffen
die Schiffe auf der letzten Strecke ziemlich viel Mallung und Stille, doch ist der Wind, wenn er durch
kommt, meistens günstig. Im nördlichen Winter dagegen, wenn an Stelle der südwestlichen nördliche
Winde vorgefunden werden, steuern die Schiffe zunächst solange nach Norden, bis sie mit den vor
herrschenden Winden auf östlichen Kursen ihren Bestimmungsort erreichen zu können glauben. Nach
San Francisco, Vancouver oder Honolulu segelnde Schiffe trachten, nachdem sie den Äquator in etwa
115—120° W-Lg. geschnitten haben, sobald wie möglich den NO-Passat zu erreichen, der dann die nach
Honolulu bestimmten Schiffe schnell ihrem Endziel zuführt. Nach San Francisco oder Yancouver befrachtete
Schiffe dagegen müssen zunächst den ganzen NO-Passat durchqueren, ehe sie mit mehr oder weniger
direkten Kursen, sich den je nach der Jahreszeit herrschenden Winden anpassend, auf ihren Bestimmungs
ort zu steuern können.
Bei der mittleren Reisedauer nach den einzelnen Gebieten fällt auf, daß die Reisen nach Mazatlan
und Santa Rosalia etwa eben so lange dauern als die nach San Francisco, obwohl nach diesem letzteren
Hafen etwa 1100 Sm mehr abzusegeln sind. Diese Tatsache findet zum Teil ihre Erklärung in den im
„Segelhandbuch für den Stillen Ozean“*) gemachten Angaben über die ungünstigen Windverhältnisse, die
hauptsächlich im Winter an der Westküste von Mexiko und im Golf von Kalifornien angetroffen werden,
zum Teil dürfte sie aber auch auf das Schiffsmaterial zurückzuführen sein. Namentlich sind es vielfach die
kleinen Schiffe, die durch ungewöhnlich lange Reisen einen erheblichen Einfluß auf die Mittelbildung aus
geübt haben. Reisen von über 170 Tagen wurden nach Mazatlan, Guaymas und Santa Rosalia öfter
gemacht, die längsten haben sogar 188, 192 und 217 Tage gedauert. Nach San Francisco dagegen sind
nur zwei Reisen von 161 und ehre von 185 Tagen gemacht worden. Im Anschluß hieran dürfte es viel
leicht von Interesse sein, auch noch einige sehr lange Reisen von nichtdeutschen Schiffen anzuführen, die
aus dem Nautical Magazine 2 ) entnommen sind. Yon England nach San Diego gebrauchte „II.“ 183 Tage,
nach San Francisco „N.“ 224, „H.“ 212, „T.“ 201, „D.“ 197, „H.“ 189, „F.“ 187 Tage und nach Portland
„N.“ 182 Tage. Zuletzt dürfte auch noch die Reise des französischen Schiffes „Mac Mahon“ zu erwähnen
sein, das durch das außergewöhnlich stürmische Wetter bei Kap Horn in der zweiten Hälfte des Jahres 1905
aufgehalten 212 Tage gebrauchte, um von Swansea nach San Francisco zu segeln * * 8 ). Als sehr schnelle
Reisen sind im Nautical Magazine 4 ) angeführt die Reisen von „Glamis“ von London nach San Diego in
100, die von „Titania“ nach Victoria in 110 Tagen und die von „Indore“ von Liverpool nach Port Blakeley
in 112 Tagen. Aber auch unsere Tabellen weisen manche schöne Reise auf, von denen namentlich die
von „Parnaß“ mit 101 Tagen von Lizard nach Mazatlan und die von „Altair“ mit 98 Tagen nach San
Francisco zu erwähnen sind. Bedeutend übertroffen wird letztere Reise aber noch von der des
’) Vergl. Segelhandbuch für den Stillen Ozean, S. 540 ff.
2 ) Vergl. Nautical Magazine 1900, S. 675.
8 ) Vergl. englische Pilot Chart vom März 1906.
■*) Vergl. Nautical Magazine 1900, S. 675.