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Full text: 30, 1907

A. Paulus: Die Reisen deutscher Segelschiffe in den Jahren 1893—1904 und ihre mittlere Dauer. 
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74 Tage gebrauchte, um von 50° S-Br. im Atlantischen Ozean nach 50° S-Br. im Stillen Ozean zu gelangen, 
wobei es fortwährend unter harten Stürmen zu leiden hatte, die das Schiff öfter beinahe zum Kentern 
brachten 1 ). 
Mit dem Vorstehenden soll nicht gesagt sein, daß die Umschiffung dieser Ecke immer gegen un 
günstige und stürmische Winde ausgeführt werden muß. Im Gegenteil, es treten auch öfter und sogar 
keineswegs selten mehr oder weniger günstige Winde auf, die aber allerdings gewöhnlich nicht lange 
anlialten 2 ). Zuweilen gelingt es, mit nördlichen, später über Ost nach SO holenden Winden die Um- 
segelung von Kap Horn in wenigen Tagen auszuführen, und es ist schon vorgekommen, daß Schiffe die 
ganze Strecke von 50 0 S-Br. im Atlantischen Ozean nach 50 0 S-Br. im Stillen Ozean in 8 Tagen und darunter 
zurückgelegt haben, wodurch natürlich ein großer Vorteil zugunsten der ganzen Keisedauer erzielt wurde. — 
Ist erst 50° S-Br. im Stillen Ozean erreicht, so wird zwar die weitere Fahrt nach Norden im Stillen 
Ozean öfter durch anhaltende Nordwestwinde verzögert, manchmal gelingt es aber auch mit südlichen 
Winden direkt in das Gebiet der ständigen südlichen Winde oder in den SO-Passat hineinzulaufen, womit 
dann der letzte Teil der Reise meistens vollendet wird. 
Obwohl bei den Ausreisen nach der Westküste Südamerikas nicht so große Entfernungen mit an. 
haltend günstigen Winden, wie z. B. bei den Reisen von West nach Ost auf den höheren Breiten im 
Indischen und Stillen Ozean, zurückgelegt werden können, und obwohl auch die Umschiffung von Kap 
Horn, wie wir gesehen, oft sehr lange Zeit in Anspruch nimmt, so werden doch gerade auf diesem Wege 
ganz erstaunliche Leistungen in bezug auf schnelle Reisen ausgeführt, wie sie nur mit einem guten Schiffe, 
einer tüchtigen Mannschaft unter Leitung eines erfahrenen Kapitäns gemacht werden können. Namentlich 
sind es viele Schiffe der Hamburger Firma Laeisz, die in regelmäßiger Fahrt nach der Westküste durch 
schnelle Reisen sich ausgezeichnet haben 3 ). Reisen von 65 Tagen und darunter sind nicht selten; 
„Petschili“ segelte sogar nur in 60 Tagen von Lizard nach Talcahuano, „Pitlochry“ in 62 Tagen nach Taltal 
und „Preußen“ in 62 Tagen nach Tocopilla. Einzig steht aber und -wohl noch für längere Zeit 
die außergewöhnlich schnelle Reise von „Preußen“ da, welches Schiff es fertig ge- 
bracht hat, in der ungemein kurzen Zeit von 57 Tagen von Lizard nach Iquique zu 
segeln und somit die bis dahin unübertroffenen Reisen von „PlaciUa“ und „Potosi“, die beide, ersteres 
1892, letzteres 1897 in 58 Tagen nach Valparaiso gesegelt waren, noch bedeutend geschlagen hat; denn 
Iquique liegt noch 800 Sm nördlicher als Valparaiso. (Nach einer Notiz in der englischen Pilot Chart vom 
März 1906 soll allerdings auch das englische Schiff „Eudora“ eine gleichschnelle Reise wie „Placilla“ und 
„Potosi“ gemacht haben, indem es von Deal nach Coquimbo in 58 Tagen gesegelt ist.) Auf der erwähnten 
Reise hat „Preußen“ außerdem die Strecke von Lizard nach dem Äquator in der kürzesten bis jetzt be 
kannten Zeit, in nur 13 Tagen 8 Stunden zurückgelegt. Ganz ausgezeichnete Reisen wurden auch noch 
von den Schiffen „Hebe“, „Hans“ und „Urania“ ausgeführt. „Hebe“ und „Hans“ segelten, schwer mit 
Kohlen beladen, von Port Talbot nach Pisagua in 73 Tagen, während „Urania“ ebenfalls mit Kohlen beladen 
die noch bedeutend längere Strecke von Barry nach Callao in 74 Tagen zurücklegte, eine Leistung, die 
nur noch von dem schon weiter oben erwähnten Schiffe „Eudora“ übertroffen wird, das nach Angaben im 
Nautical Magazine 4 ) dieselbe Reise von Liverpool aus in 73 Tagen gemacht hat. 
Gerade im Hinblick auf die-vielen schnellen Reisen, die nach dieser Küste gemacht worden sind, 
ist cs auffällig, daß die mittlere Reisedauer doch nicht kürzer gegen frühere Jahrzehnte geworden ist. 
Vergleicht man z. B. die für das letzte Jahrzehnt für Valparaiso gefundene mittlere Reisedauer mit der in 
den Jahren 1889 —1892 aus 74 Reisen berechneten, so ergibt sich nur der kleine Unterschied von Vs Tag 
(82.5 gegen 83 Tage), um den die Reisen in neuerer Zeit durchschnittlich schneller gemacht worden sind. 
Würde man freilich zur Mittelbildung nur die Laeiszsehe Flotte heranziehen, die von den im letzten 
Jahrzehnt nach Valparaiso unternommenen 213 Reisen allein 144 ausgeführt hat, so würde die mittlere 
Reisedauer allerdings erheblich kürzer werden und -nur 78.3 Tage betragen. — Ein zweiter auffallender 
Punkt ist der große Unterschied in der mittleren Reisedauer nach den verschiedenen Plätzen. So wurde 
z. B. die mittlere Reisedauer nach Taltal mit 84, die nach Tocopilla mit 85, die nach Antofagasta da- 
') Vergl. englische Pilot Chart vom März 1906. 
2 ) Vergl. Segelhandbuch des Stillen Ozeans, S. 458. 
3 ) Vergl. Annal. der Hydrogr. usw. 1891, S. 388; 1898, S. 505; 1903, S. 385; 1905, S. 532. 
4 ) Vergl. Nautical Magazine 1900, S. 674.
	        
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