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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1906, Nr. 1.
Bei der Zusammenfassung der einzelnen Differenzen zu größeren Gebieten wurde
von der im allgemeinen befolgten Methode abgewichen. Für Fünfgradfelder wären an den meisten Stellen
zu wenig Angaben vorhanden gewesen, und in Zehngradfeldern wären Unterschiede, die sich darin sicher
zeigen mußten, verwischt. So wurden anstatt regelmäßiger, mathematisch begrenzter Flächen solche mit
natürlicherer Abgrenzung genommen. Das waren die Gebiete der Meeresströmungen. Bei der engen Ab
hängigkeit der Wassertemperaturen von der Strömung war dies das Gegebene. Die in die einzelnen
Strömungsgebiete fallenden Angaben wurden nach der geographischen Länge in Gruppen gegliedert.
Noch eine Frage war zu entscheiden. Schott hat gefunden 1 ), daß das trockene Standthermometer,
verglichen mit dem die wahre Lufttemperatur anzeigenden Aspirationspsychrometer, bei Windstille um
etwa 0,7 0 C., bei mäßigem bis frischem Winde etwa 0,4 0 C. zu hoch steht. Er hält in bezug auf maritim
meteorologisches Material, wenn keine Rücksicht auf die Stärke des Windes genommen wird, eine Reduktion
der tropischen Temperaturmessungen im Tagesmittel um 0,58 0 C. für angebracht. Die Korrektion gilt für
alle Lufttemperaturangaben — mit Ausnahme der offenbar falschen —, wobei sich dann minderwertiges
Material mit noch größerem Fehler und besseres mit vielleicht kleinerem Reduktionsfaktor die Wage
halten würde. Hier soll noch ein Schritt weiter gegangen und auch der vorliegende, sorgfältig ausgewählte
Stoff korrigiert werden, und zwar die Angaben aus den Gebieten des ausgesprochenen Passates und der
Monsunwinde um —0,4° und die aus dem Gürtel der häufigen Windstillen stammenden um —0,7°.
Als Monate, die die Extreme und die für die Jahreszeiten typischen Verhältnisse am geeignetsten
zum Ausdruck bringen würden, boten sich, entsprechend der bekannten Temperaturverzögerung auf dem
Meere: Februar, Mai, August und November. Um Lücken auszufüllen und für Gegenden, für die keine
brauchbaren Angaben Vorlagen, dennoch Anhaltspunkte zu gewinnen, sind Resultate aus dem vorangehenden
und dem folgenden Monat für den Mittelmonat mitverwendet. Das konnte, wenn für den Ort der Be
obachtung Strömungs-, Wind- und Niederschlagsverhältnisse in den betreffenden Monaten annähernd gleich
waren, auch wohl unbedenklich geschehen. Nachher zeigte sich auch, daß die so erhaltenen Werte gut
zu den anderen stimmten. Der Übersichtlichkeit wegen sind die Differenzzahlen — Luft- minus Wasser
temperatur— in Tabellen eingestellt. Dabei stehen che ursprünglich erhaltenen Werte unter d, die
reduzierten (—0,7° bezw. —0,4°) unter d x . Die unter Zuhilfenahme von Angaben aus anderen Monaten
gewonnenen sind mit einem Sternchen (*) versehen.
Der Darstellung für die einzelnen Monate muß zweckmäßig eine kurze Angabe über die jeweiligen
Strömungsverhältnisse vorangehen. In dem Gebiete 10° S. bis 10° N. kommen im wesentlichen drei
große Meeresströmungen in Frage: die durch die Passate getriebenen Nord- und Süd-Äquatorialströme und
der zwischen beiden hegende ausgleichende Gegenstrom.
Strömlingen im Februar.
Die Lagen und Grenzen der Ströme sind folgende: Der Süd-Äquatorialstrom ist am besten aus
gebildet zwischen 5° S. Br. und etwa IV2 0 N. Br. Seine Nordgrenze überschreitet nirgends 4° N. Er
saugt das Wasser der kühlen Peru-Strömung und kaltes Auftriebwasser auf und zeigt infolgedessen abnorm
niedrige Wassertemperaturen in der Nähe des Äquators. An seinem südlichen Rande wird die Richtung
des fließenden Wassers mehr südlich. Der Süd-Äquatorialstrom läßt sich von der amerikanischen Küste
aus bis etwa 175° W. Lg. verfolgen, bis wohin sich von der anderen Seite die meist ostwärts setzende,
unregelmäßige Monsuntrift bemerkbar macht. Der Gegenstrom zeigt sich für die Breite des Ozeans ver
schieden deutlich. Wahrscheinlich ist er von 1G0° W. Lg. ostwärts zwischen 5° N. bis 7° N., sicher von
130° W. Lg. bis zur zentralamerikanischen Küste etwa zwischen 4° N. und 7 U N. Er bildet im Golf
von Panama und westwärts bis 100° W. Lg. einen eigentümlichen Kreislauf des Wassers. Der Nord-
Äquatorialstrom füllt den übrigbleibenden nördlichen Teil des Gebietes. — Natürlich lassen sich zwischen
den Strömen in Wirklichkeit die Grenzen nicht so scharf ziehen wie in dieser etwas schematischen Dar
stellung, vielmehr kurvt das Wasser der einen Strömung in das der anderen ein.
*) Petermauns Mitt., Ergäuz.-Bd. 23, Heft 109, S. 107 ff.