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Full text: 29, 1906

R. Westermann: Der meteorologische Äquator im Stillen Ozean. 
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Falle zeigten sich nach dieser Seite hin Mängel, indem die Temperaturablesimgen nur auf ganze Grade 
oder weniger als sechsmal im Etmal ausgeführt waren. Die Journale, in denen dies vorkam, konnten nicht 
benutzt werden. Dagegen wurden solche bevorzugt, die von Kapitänen geführt waren, die der Deutschen 
Seewarte als besonders zuverlässige Beobachter bekannt waren. Die Fehler des Instruments, die sogenannten 
Standkorrektionen, sind in den Journalen angegeben; wo sie aber fehlten oder die Prüfung der Psychro 
meter vön der Zeit der Beobachtungen mehr als drei Jahre zurücklag, so daß eine merkbare Änderung 
angenommen werden konnte, wurde auf Verwendung der Angaben verzichtet. Die meisten Ablehnungen 
veranlaßte allerdings die kritische Untersuchung, der jedes Journal unterzogen wurde, ob die Aufstellung 
der Thermometer die an Bord denkbar günstigste gewesen war oder nicht. Über die Größe der Fehler, 
die daraus resultieren können, hat G. Schott Angaben gemacht 1 2 ). Es liefern alle auf Schiffen verwandten 
trockenen Psychrometer zu hohe Temperaturen, selbst die genau nach den Vorschriften der Deutschen 
Seewarte in Jalousiekästen angebrachten. In manchen Fällen, das sei vorweg bemerkt, wird in der An 
bringung der Instrumente an Bord auch sorglos verfahren. Die erhöhte Temperaturangabe ist durch Ein 
wirkung der vom bestrahlten Schiffsdeck reflektierten Wärme zu erklären. Diese zeigte sich in den Tropen 
so stark, daß cs bei Versuchen mit dem Assmannschen Aspirationspsychrometer nicht gelang, bei gleich 
zeitigem Operieren „in der Sonne“ und „im Schatten“ gleiche Resultate zu erhalten. Modifiziert wird die 
Güte der Standpsychrometerangaben noch durch die Windstärke, indem bei flauen Winden und Windstille 
die Luftbewegung in den Jalousiekästen ungenügend ist und diese dann besonders nachts geradezu ein 
Wärmereservoir darstellen. 
Als das beste Kriterium dafür, ob die geschilderten ungünstigen Faktoren das Resultat über eine 
zugestandene Fehlergröße — von der weiter unten die Rede sein wird — hinaus beeinflußt hatten, wurde 
die Untersuchung der täglichen Periode bezw. Amplitude der Lufttemperatur befunden. Um was für Größen 
im Durchschnitt es sich dabei handelt, geht aus folgendem hervor. Auf der Challenger-Expedition wurden 
für die tägliche Temperaturschwankung Werte 3 ) gefunden, die, in C. 0 umgerechnet, sich so darstellen: 
Stiller Ozean 
Nördl. Breite Äquator Südl. Breite 
See O.G° 0.4° , 0.5° 
Luft 1.7° 1.-3° 2.2° 
Danach ist die tägliche Lufttemperaturamplitude drei- bis viermal größer als die der Oberflächen 
schicht des Ozeans, geht aber kaum, jedenfalls nicht in sehr niederen Breiten, über den Betrag von 2 0 C. 
hinaus. Das wurde bedacht, außerdem der Satz, daß innerhalb der Tropen positive Differenzen (Luft wärmer 
als Wasser) äußerst selten sind und nur für die Mittagsstunden sich finden. Schließlich konnten auch 
solche Beobachtungen nicht benutzt werden, die wohl an sich richtig waren-, hei denen aber abnorme 
Witterungsverhältnisse geherrscht hatten. Im allgemeinen müssen ja auch solche Fälle zur Mittelbildung 
mit herangezogen werden', liier aber würden sie bei der beschränkten Auswahl der Beobachtungen zu stark 
ins Gewicht gefallen sein. Es mußte immer darauf gesehen werden, daß nur solche Temperaturen benutzt 
wurden, bei denen die gleichzeitig beobachteten Wind- und Niederschlags Verhältnisse als typisch für den 
Ort und die Jahreszeit angesehen werden konnten.’ Die Abkühlung durch starke Niederschläge, die Stunden 
anhält, erreicht in tropischen Gewässern den Betrag von 3 0 C. (Schott); sie scheint bisweilen, wie auf 
Jaluit 3 ), nocli bedeutender zu sein. Für den Calmengürtel, wo heftige Regengüsse die Regel bilden, mußten 
naturgemäß auch Temperatur-Tagesreihen benutzt werden, von denen einzelne Angaben aus den geschilderten 
Gründen von den normalen ab wichen. 
Nach all den angegebenen Gesichtspunkten, skeptisch, doch objektiv, geschah die Auswahl der 
Journale, wobei von den vorhandenen ca. 600 nur 150 gebraucht wurden. — Die Differenzen sind aus 
den arithmetischen Mitteln von je sechs korrespondierenden Beobachtungen der Luft- und Wassertemperatur 
gebildet und für das Zweigradfeld, das das Schiff im Etmal durchsegelt hat, angenommen. 
’) Petermanns Mitt., Ergänzungsheft Nr. 109, 1893, S. 107 ff. 
2 ) Segelhandbuch f. d. St. Ozean 1897, S. 187 und Challenger I, Report on the Scientific Kesults second. vol. 1882, 
p. 998 und 999. 
3 ) Dr. Steinbach berichtet (Danck. Mitt., Bd. VII, S. 306), dafs der Regen zeitweise bewirkt, dafs die Nachmittags- 
temperatur 2° niedriger ist als die des Morgens. In einer halben Stunde kühlte sich die Luft um 5.8° ab. 
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