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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1906, Nr. 1.
im Südsommer nach Süden und zurück, der Deklination der Sonne folgend, stetig versohieben; mit ihm
das ganze System der luftdynamischen und hydrometeorischen Erscheinungen.
. Der Lage und dem Wandern des meteorologischen Äquators im Stillen Ozean nachzuspüren, setzt
sich diese Arbeit zur Aufgabe. Das zweite Moment, das Wandern im Jahresverlaufe, muß mit in die
Betrachtung gezogen und für die einzelnen Monate bezw. Jahreszeiten verfolgt werden, weil sich der unmittel
baren Untersuchung der Verhältnisse im Jahresmittel nur die Beobachtungsreihen der Inselstationen dar
bieten. Das Hauptmaterial, die auf See gemachten Beobachtungen, dagegen nicht. Ihre zeitlich sehr
ungleichmäßige Verteilung ist der einleuchtende Grund dafür. Als Gebiet für die durchzuführenden Unter
suchungen wurde eine Zone von 20 Breitengraden gewählt, die von 10° N. bis 10° S. Br. über den
ganzen Ozean verläuft. Technische Gründe waren hierfür mitbestimmend; sonst hätte mit Rücksicht auf
die bekannte Ausdehnung der äquatorialen Kalmenzone, in die doch a priori der meteorologische Äquator
verlegt werden konnte, der Gürtel im Osten nördlicher und im Westen südlicher genommen werden können.
Das Material, das in erster Linie zur Verfügung stand, war in ca. 600 meteorologischen Tagebüchern
enthalten, die bis zum Anfang des Jahres 1904 bei der Deutschen Seewarte eingegangen waren. Sie waren
auf Segelschiffen geführt, die zum allergrößten Teile zweimal das in Frage kommende Gebiet durchlaufen
hatten. Die räumliche Verteilung der Reisen war sehr ungleichmäßig. Die meisten Fahrten waren zwischen
dem Cap Hoorn und den Häfen der mittel- und nordamerikanischen Westküste ausgeführt. Ein Teil der
Schiffe hatte Honolulu als Bestimmungshafen gehabt; wenige waren von Australien nach Westamerika oder
zurück gesegelt, und vereinzelte hatten die polynesischen Sporaden, che sogenannten Guano-Inseln (Maiden
und Baker) angelaufen. Für den westlichen Teil des Gebietes kam die Route zwischen Australien und
dem Bismarck-Archipel (Mioko-Hafen) bezw. den Marshall-Inseln (Jaluit-Hafen) in Frage. Im allgemeinen
waren die im Atlas zum Segelhandbuch 1 ) (Tafel 29 und 30) dargestellten mittleren Segelschiffswege, die
sich allerdings in den einzehien Monaten etwas ändern, befahren. Weite Gebiete, besonders im zentralen
Teile, erschienen als Wasserwüste. Durch Journale von Kriegsschiffen, die in einer Anzahl Vorlagen,
konnten zuweilen Werte auch für sonst nicht besuchte Gegenden im westlichen Teile des Gebietes erhalten
werden, desgleichen durch Beobachtungen, che auf der Postdampferlinie nach Herbertshöhe (Neu-Pommern)
gewonnen waren. Dazu kamen die Ergebnisse der meteorologischen Landstationen, besonders der auf den
Inseln des deutschen Südsee-Schutzgebietes gelegenen. Die dortigen Beobachtungen sind im Systeme
der Deutschen Seewarte angestellt und in den „Deutschen überseeischen meteorologischen Beobachtungen'*
in extenso gedruckt.
Auf Grund des Materials ist zunächst die Ermittlung der horizontalen atmosphärischen
Wärmeverteilung versucht. Sie geschah nach der von Koppen (1890) 2 ) aufgestellten Methode,
wonach man die Luftisothermen in erster Linie auf Grund der festgelegten Wasserisothermen zeichnet.
Das Verhältnis der Lufttemperatur zu dem Wärmegrade der darunterliegenden Oberflächenschicht des
Ozeans ist im Mittel für die einzelnen Gradfelder oder das Vielfache davon vorher festzustellen. Die
Wasserisotliermen für den Äquatorialgürtel des Stillen Ozeans waren von Dr. C. Puls 3 ) durch Verarbeitung
der sämtlichen in das Gebiet fallenden Messungen von Oberflächentemperaturen, die in den Schiffsjournalen
bis 1893 aufgezeichnet waren, bestimmt und in dem Atlas zum Segelhandbuch kartographiert. —
Man kann den eingeschlagenen Weg: die mittleren Lufttemperaturen indirekt aus der Differenz zwischen
Luft- und Wasser wärme zu erhalten, immerhin als einen Umweg bezeichnen; er mußte aber gegangen
werden, da der gerade Weg: die Mittelbildung aus allen Lufttemperaturmessungen, in die Irre geführt hätte.
Denn die in die Journale eingetragenen Ablesungen des Standpsychrometers sind, was die Genauigkeit
anbetrifft, sehr ungleichwertig und zu einem Teile wertlos. In den eigenartigen Verhältnissen, unter denen
an Bord von Schiffen Messungen mit Thermometern wie überhaupt mit meteorologischen Instrumenten
angestellt werden, liegt die Unzuverlässigkeit der Angaben begründet. Die entstandenen Mängel können
auf Reclmung des Beobachters, des Instruments und der Aufstellung des letzteren an Bord kommen. Die
größere oder geringere Schulung der beobachtenden Schiffsoffiziere und ihr Interesse an solchen Dingen
wird in den Aufzeichnungen — zuweilen nachteilig — zum Ausdruck gebracht werden. In dem vorhegenden
b Deutsche Seewarte: Stiller Ozean, ein Atlas usw. 1897.
2 ) Vgl. Ami. d. Ilydr. usw. Bd. XVIII, 1890, S. 445 ff.
3 ) Archiv der Deutschen Seewarte, 1895, I ff.