Dr. G. Schott u. Dr. P. Perlewitz: Lotungen I.N. M.S. „Edi“ u. des Kabeldampfers „Stephan“ im westl. Stillen Ozean. H
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asiatisch-australischen Kontinents. Das letztere gilt erst recht für den Guam-Marianen-Graben und seine
höchstwahrscheinlich vorhandene Fortsetzung nach Norden. Dieser ausgedehnte, sich bis zum Japanischen
Graben hin erstreckende Grabenzug könnte als Abzweigung des oben beschriebenen Hauptbrüchrandes,
ohne Rücksicht darauf, daß er schon eher als dieser erstanden sein dürfte, angesehen werden.
IV. Die Bodenbescliaffenlieit.
Über die bei den Lotungen, gewöhnlich mittels Schnapperlot, gewonnenen Bodenproben jener Gebiete
kann Näheres hier nicht gesagt werden, solange die Proben nicht einer fachmännischen mikroskopischen
Bearbeitung, in welche die Seewarte naturgemäß nicht eintreten kann, unterzogen sind 1 )- Doch gibt in
den einzelnen Fällen das Lotjournal und auch die Spezialkarte der Gräben, in die die gefundenen Boden
arten eingetragen sind, vorläufige Auskunft. Die Küstenlotungen förderten Schlick, Sand, Steine, Muscheln
und in der Nähe der Koralleninseln auch Koralle.
Die Tiefseelotungen brachten überwiegend roten Ton und Globigerinen-Schlamm, welch letzterer
übrigens seitens der „Edi“ anscheinend als weißer Schlick bezeichnet worden ist. In
der Tiefe des Liu Kiu-Grabens fand sich „blauer Schlick“, an seinen Abhängen roter Ton, während noch
höher hinauf, nach dem Kontinent zu, der Boden mit Sand und kleinen Steinen bedeckt war. Auf dem
200—300 m tiefen Liu Kiu-Rücken selbst fanden sich vielfach Korallen. Die Förderung von „blauem
Schlick“ aus den größten Tiefen des Liu Kiu-Grabens bei allen Lotungen des Dampfers „Stephan“ ist
sehr auffällig, da der blaue Schlick im ganzen als ein terrigenes Sediment zu gelten hat; auf der Sohle
der übrigen Gräben liegt vorwiegend roter Ton. Welche Beschaffenheit dieser „blaue Schlick“ hat, ob er
wirklich ein terrigenes oder doch vielleicht ein pelagisches Sediment ist, läßt sich vorläufig nicht ent
scheiden. Bemerkenswert aber ist es, daß auch „Edi“ die einzige Bodenprobe, die dies Schiff aus dem
Grabentief genommen hat, als „grauen Schlick“ bezeichnet und von Liu Kiu aus, jenseits des Grabens,
ebenfalls durchweg „Schlick“ findet. Eine mikroskopische Untersuchung jener Bodenarten wäre jedenfalls
sehr wertvoll.
Die ganze Strecke von dem Liu Kiu-Graben nach Yap war mit rotem Ton bedeckt, seltener wurde
Schlick, weißer Sand oder auch Bimssteinstücke gefördert. Auf dem Bande Menado-Guam fanden sich
nördlich von Menado in der Küstengegend mehrfach Korallen und vulkanische Steine, nach dem Celebes-
Becken zu bei einigen Lotungen blauer Ton. Dieser bedeckte auch den Meeresboden südöstlich der
Talauer Inseln, während weiterhin nach Südosten, zunächst nördlich von Morotai, blauer und roter Ton,
zuweilen auch mit Bimsstein und Manganablagerungen untermischt, und noch weiter nach dem Talauer-
Graben zu, schon in größerer Tiefe, Globigerinen-Schlamm lag. Im Talauer-Graben selbst aber wurde, wie
in den anderen Gräben und Tiefen, mit Ausnahme des Liu Kiu-Grabens, roter Ton gefördert. Nördlich der
Andrew-Inseln fand sich in den mittleren Tiefen Globigerinen-Schlamm, wie auch bei Palau und Yap.
Südlich dieser letzten Inseln wurde aus verschiedenen größeren und kleineren Tiefen Koralle und Lava
gehoben.
Von Palau nach Yap zu ist der Boden mit Globigerinen — von „Edi“ als weißer Schlick bezeichnet —
bedeckt. Auf dem Horst von Yap wurden mehrmals Manganablagerungen oder -knollen gefunden und
weiterhin wieder roter Ton, an der Westseite bei Guam vereinzelt Manganablagerung, Lava und Koralle.
V. Die Bodenteinperaturen.
Außer Tiefe und Bodenbeschaffenheit wurde von I. M. S. „Edi“ fast bei allen Lotungen , nämlich
bei 494 von 539, die Temperatur des Oberflächenwassers und, was sehr wertvoll ist, bei 189 oder fast
einem Drittel der Lotungen auch die Temperatur des Bodenwassers — wahrscheinlich mittels Minimum
thermometer — gemessen. In die Spezialkarten der Gräben sind, abgesehen von den Küstenlotungen, die
Bodentemperaturen eingetragen. Der Dampfer „Stephan“ hat nur 6 Tiefentemperaturen in seinem Journal
') Nach einer Auskunft seitens der Norddeutschen Seekabelwerke sind von „Edi“ 143 Proben vorhanden, welche
noch der näheren Untersuchung harren; diese Proben befinden sich seit längerer Zeit in dem Zoologischen Institut zu Kiel.
Außerdem sind in Nordenham a. d. Weser noch 16 Bodenproben von der „Stephan“-Reise verfügbar.