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Full text: 29, 1906

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R. Westermann: Der meteorologische Äquator im Stillen Ozean. 
für den Gegensatz müssen in den Windverhältnissen liegen. Nach den Berichten 4 ) stehen die Inseln 
dauernd unter der Herrschaft des Passates. „Er weht auf Baker fast beständig im Sommer (?) von E.z.S. 
bis SE., im Winter (?) von E.z.N. bis NE. Windstillen sind höchst selten.“ Maiden soll ebenfalls ab 
wechselnd unter dem Einfluß des NE., zu anderer Zeit des SE., Passates stehen. Aus diesen Angaben 
wurde gefolgert, daß der geringe Regenfall durch dauernde Zugehörigkeit zu dem Passatgebiet zu erklären 
sei, indem beide Passate keine Zwischenzone hätten und unmittelbar ineinander übergingen. Der Vorder 
satz mit der Behauptung hat seine Richtigkeit; der Nachsatz mit dem Beweis macht den weiteren Schluß 
notwendig, daß an dieser Stelle der meteorologische Äquator nicht durch ein Niederschlagsmaximum, eher 
durch das Gegenteil davon ausgedrückt sei. Dem soll folgende Hypothese, die durch Einordnung in das 
aufgestellte System viel Wahrscheinlichkeit für sich hat, entgegengestellt weiden. Die Inseln liegen stets 
im Gebiet des Südost-Passates. Die aus dem östlichen Quadranten notierten Windrichtungen sind kein 
Nordost-Passat. Vielmehr dreht der hier fast rein östlich wehende S.E.-Passat zuzeiten an seinem nörd 
lichen Rande unter der Wirkung der australischen Depression durch E. nach N. zu. Die Kalmenzone mag 
manchmal verwischt sein, liegt aber jedenfalls weiter nördlich und ist ebenso wie auf dem übrigen Ozean 
durch Häufung der Niederschläge ausgezeichnet. Systematische Beobachtungen auf einer weiter nach 
Norden zu gelegenen Insel, etwa Palmyra, werden wohl die Bestätigung bringen. Der nach den Jahren 
stark wechselnde Regenfäll (s. die Angaben für Maiden) ist darauf zurückzuführen, daß die Insel zeitweise 
mit in das Randgebiet der Äquatorialzyklone gerät. Der Passat ist in diesen Gebieten nicht regenärmer 
als anderswo, wie die Berichte von Schiffsführern zeigen. Ivapt, Bull, Bark „Olga“, notiert Juli'August 1890 
vor Anker in Maiden Island von 21 Tagen 8 Tage mit Regenböen bei ESE.- bis S.E.-Wind mit Stärke G. 
Kapt. Green, Schiff „Emin Pascha“, hatte Juni Juli 1891 das gewöhnliche Passatwetter mit gelegentlichen 
kurzen, von mehr oder weniger Regen begleiteten Böen. Der Wind war aus der Richtung zwischen NE. 
und SE. mit Stärke 4 und brachte an 9 von 39 Beobachtungstagen Niederschläge. 
Im westlichen Teile des Ozeans wurde die Tatsache von äußerst ergiebigen Regenfällen in allen 
Jahreszeiten erst durch die Beobachtungen von Jaluit bekannt. Die Tatsache war beinahe neu und die 
große Jahressumme der Regenhöhe so überraschend, daß man zuerst vermutete, die angegebene Summe 
von über 4000 mm beruhe auf einem Versehen 5 ). Die weiteren Beobachtungen gaben Sicherheit und 
zeigten die Ausdelmung des Gebietes der reichen Niederschläge über die Admiralitätsinseln, die Nordküste 
von Neu-Guinea und die Karolinen. 
Vor einer Diskussion der erhaltenen Werte muß die Frage, ob und inwieweit Inseln im Ozean auch 
Inseln des veränderten Regenfalls in einem Regengebiete darstellen, so weit als möglich geklärt werden. 
Auch eine kleine Insel hat kein gleichmäßiges Klima mit Bezug auf die Niederschläge. Die Regen als 
Begleiterscheinungen der vorherrschenden Winde bringen den Gegensatz von Luv- und Leeseite — die erstere 
erheblich regenreicher als die andere 3 ) — scharf zum Ausdruck, weniger da, wo Gebirge fehlen, und am 
wenigsten auf ganz kleinen und ganz flachen Inseln, auf Atollen. Mit diesen haben wir es im vorliegenden 
Falle zu tun. Man hat für Atolle auch noch aus anderen Gründen als aus dem Winde entspringende lokale 
Anomalien konstruieren wollen, die indessen nicht wahrscheinlich sind. Es gehört dahin die interessante 
Hypothese, die den gewaltigen Unterschied in den Regenverhältnissen von Jaluit und Nauru darauf zurück 
führen will, daß die eine eine kleine Blockinsel mit Steilabfall, die andere gewissermaßen der Rand eines 
an 200 Quadrat-Seemeilen großen Warm wasserbassins ist 4 ). Für den Schluß ist aber die Prämisse zu 
unsicher. Die erhöhte Temperatur des Lagunenwassers ist durch Messungen nicht bewiesen. Auch fehlt 
in der Klimatologie ein Analogon dafür, etwa erhöhte Niederschläge im Gebiete von Steppen- oder Wüsten 
seen. Es muß festgehalten werden, daß für das in Frage kommende Gebiet die wenigen Schiffsbeobach 
tungen (Tab. H und IV) gleiche Werte zeigen wie die von den kleinen Inseln, und daß, da auch sonst der 
Nachweis eines Gegensatzes im Regenfall auf den Inseln und auf hoher See nicht geführt ist, vorläufig nichts 
der hypothetischen Ausdehnung der Beobachtungswerte der Stationen auf das umgebende Meer widerspricht. 
Der Vergleich der beobachteten Regenverhältnisse wird dadurch etwas weniger wertvoll, daß die 
Beobachtungen verschiedenen Jalngängen angehören. Die Zahlen der Tage im Jahr, wo Niederschlag 
’) Meteorologische Zeitschrift, 1880, S. 120 und 121. 
2 ) Danck. Mitt., 1893, S. 315. 
3 ) Vgl. Petermann, Ergänzungsheft, 124, 1898, S. 19 ff. 
4 ) Kuipping in d. Ami. der Hydr., Bd. 27, 1899, S. 377. 
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