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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1906, Nr. 1.
regelmäßig unter den Bemerkungen in Worten eingetragen fand, als „Regenwachen“ angesehen. Wo zwei
Bezeichnungen zugleich eingetragen waren, wurde r vor p und d und p vor d der Vorzug gegeben.
Von den Journalen mußte allerdings ein nicht unbeträchtlicher Teil beiseite gelassen werden. Besonders
die älteren Jahrgänge waren zu unsicher geführt: so hatte das Zeichen für die Böe q oft — aber ohne An
gabe. wie oft — dazu gedient, den ganzen Komplex der Erscheinungen, die man wohl unter dem Namen
Böe zusammenfaßt — den Regenfall inbegriffen —, zu bezeichnen. In den Tabellen sind die Summen der
beobachteten Niederschläge für die einzelnen Erscheinungsformen r = rain, anhaltender Regen, p = passing
showers, Schauerregen und d = drizzling rain, Staubregen, gesondert eingetragen, weil die dafür- erhaltenen
Zahlen, nebeneinandergestellt, auch schon so, ohne in Prozente verwandelt zu sein, die Zugehörigkeit eines
Regengebietes zu dem Bereich einer großen Luftströmung durch ein Uberwiegen der einen oder anderen
Niederschlagsart — p im Passat, r in den Kalmen, d in Lee des Festlandes —• erkennen lassen. Natürlich
kann im übrigen nicht die Zahl der Wachen mit Niederschlag an sich (s), sondern nur der Quotient davon
in die Gesamtzahl der Wachen mit Beobachtungen überhaupt (S.) einer vergleichenden Betrachtung unter
zogen werden. Dieser ist in der letzten Spalte (°/o) berechnet.
Die Prozentzahlen (Tabellen I—IV und Tafel 2) können mit Rücksicht auf die ihnen zugrunde
liegende Anzahl von Beobachtungen nur für den östlichen Teil des Ozeans und für kleinere Gebiete im
Westen Anspruch darauf machen, die Verhältnisse richtig darzustellen. Die kleinsten Werte finden sich
mit weniger als 10°/o im Passat, und zwar in seinem äquatorialen Randgebiete. Der Kalmengürtel als
Zone stärkster Niederschläge kommt westlich vom 110. Meridian sehr klar zum Ausdruck mit durchweg
über 30 0, o und mit nach der Mitte zu sich erhöhenden Zahlen. Der hydrometeorische Äquator
fällt mit dem Wind- und Wärmegleicher zusammen. Östlich jedoch von dem genannten
Meridian zeigen die Niederschlagsverhältnisse Anomalien. Die Linie des Maximums der Regenhäufigkeit
biegt sich allmählich immer mehr südwärts und schneidet in der niederen Breite von 5 0 N. die Küste.
Die einzelnen Monate weichen kaum ab von dieser als mittlere Lage angegebenen Linie, die aus der Zone
des eigentlichen Stillengürtels südwärts herausgedrängt erscheint. Die Tatsache wird weniger auffällig,
wenn man den S.W.-Monsun einmal nicht als Fortsetzung des Passates ansieht, sondern lediglich als ein
der Kalmenregion — diesmal im weiteren Sinne als Zone zwischen den eigentlichen Passaten gefaßt —
angehöriges Gebiet, wo die Winde eine gewisse Regelmäßigkeit erlangt haben. Noch eins darf nicht über
sehen werden. Das ist die Einwirkung der sich ändernden Wassertemperatur auf die Kondensation des
Wasserdampfes. Es sind hier vor der zentralamerikanischen Bucht die Gegenden des kalten Auftrieb
wassers, wo die Wasserwärme und die der Luft infolgedessen nicht minder so außerordentlich schwankend
ist, wo jedes Abflauen und Auffrischen des Windes in der Temperatur sich zeigt. Da ist der häufige
Anstoß zur Regenbildung gegeben, und in dem Streifen, in dem das Maximum auftritt, besonders, weil
hier die Luft bei dem herrschenden südwestlichen Seewinde mein- mit Wasserdampf gesättigt sein muß
als süd- und nordwärts davon, wo die passatähnlichen Winde vom Lande her wehen. Westlich von
140° W. (Tabelle II und IV) lassen die Zahlen nur ganz unsichere Schlüsse auf die Lage des Regenäquators
zu. Hier muß das Hauptaugenmerk auf die auf den Landstationen gemachten Beobachtungen gerichtet
werden. Westwärts gehend sind die ersten Inseln, von denen die Regenverhältnisse bekannt sind, zwei
der Guano-Inseln, Baker und Maiden. Ihre Resultate stellen uns gleich vor ein Problem, das als eins der
interessantesten der Meeresmeteorologie angesehen wird. In Baker (0.51° N.) sind 1859/60 D a monatliche
Regenmessungen angestellt, die 47 mm ergaben 1 ), wonach man eine Jahressumme von etwas über 100 mm
annehmen kann. Auch das Klima von Malden-Insel (4 u 2' S. 154° 58'W.) ist durch extreme Trockenheit
charakterisiert. Gemessen wurden 2 )
1867 nur 33 mm bei 12 Regentagen
1868 „ 345 „ ., 52
Diese Ergebnisse von sehr regenarmen Inseln fast unter dem Äquator sind an sich interessant. Sie
sind auffallend, wenn man zwischen ihnen und den Resultaten der Beobachtungen auf den weiter westlich
liegenden polynesischen Inseln mit teilweise sein hohen Regenmengen Vergleiche anstellt 3 ). Die Gründe
*) Meteorologische Zeitschrift, 1880, S. 120.
8 ) Meteorologische Zeitschrift, 1895, 8. 273.
3 ) Danck. Mitt., Bd. VII, S. 312.