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Full text: 26, 1903

Dr. L. Groß mann: Die Drehung der Winde an der deutschen Küste etc. 
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Archiv 1903. 4> 
Küste wurde nicht in Rechnung gestellt; es ergab sich auch kein Fall, wo dieser die Erklärung geliefert 
oder erleichert haben würde. 
Die Verteilung der Winde an der Küste birgt gewiß noch manches interessante Problem, und es wird 
zu erwarten stehen, daß die genaue Abwägung der vorliegenden Prozentzahlen vielleicht noch nach ver 
schiedenen Richtungen hin weitere wichtige Aufschlüsse ergeben möchte, zumal manche Besonderheiten vor 
stehend noch keine Aufklärung gefunden haben. Gewiß würde ein Zurückgreifen auf die Verteilung der 
Winde auf die 16 Richtungen der Windrose in solchen Fällen wertvoll sein; es muß nur fraglich erscheinen, 
ob für eine solche weitergehende Untersuchungsmethode der zu Grunde gelegte Zeitraum von 25 Jahren 
ausreichen würde. 
Die Benutzung von Anemometer-Registrierungen wird gewiß von Vorteil sein, um manche Fragen zu 
beantworten, und insbesondere wird sich die Drehung der Windfahne in ihrer täglichen Periode, von der wir 
hier nur einen Teil und diesen nur für Augenblicke übersehen konnten, ihrem Wesen nach zu erkennen 
geben. Allerdings dürfte zu deren Ableitung im allgemeinen nicht die heute so beliebte Methode gewählt 
werden, mittels Komponentenzerlegung und Berechnung der mittleren Richtung und Stärke für jede Stunde 
eine von dieser als der bestehenden lokalen Luftbewegung befreite Richtung und Stärke für die einzelnen 
Stunden abzuleiten. Für einen Ort im kräftigen Kordostpassat, der durch ein Anwachsen der Winde bis zu 
einer Nachmittagsstunde und völliges Abflauen in der Nacht charakterisiert sei, erhält man nach dieser 
Methode für die Nachtstunden starke Südwestwinde mit einem Maximum zur Zeit der beobachteten häufigsten 
Windstillen, also Verhältnisse, die nur in der Rechnung liegen. Diese Methode macht implizite die An 
nahme, daß die zu eliminierende mittlere Luftbewegung selbst keine tägliche Periode nach Richtung und 
Stärke habe, sodaß somit auf dem Wege der Rechnung alle diese Variationen der zu ermittelnden Sonder 
bewegung der Luft aufgezwungen werden. Trifft für zwei zu vergleichende Orte völlige Übereinstimmung 
der allgemeinen Luftbewegung auch in Hinsicht auf ihre tägliche Periode zu, so würde ein Vergleich der in 
der angegebenen Weise abgeleiteten Stundenwerte für die gleichen Tageszeiten zu einem richtigen Ergebnis 
führen, in allen anderen Fällen aber bedenklich sein müssen. 
Es möge noch darauf hingewiesen werden, daß sich für die deutsche Küste in keiner Weise aus den 
Beobachtungen irgend welche Drehung in einer allgemeinen Abhängigkeit von dem Gang der Sonne, wonach 
am Morgen die östlichen und am Abend die westlichen Richtungen vorherrschen sollen, zu erkennen gibt. 
Die auf Tab. II des Anhangs am allgemeinsten hervortretende Erscheinung einer Abnahme des SE-Quädranten 
von Morgen bis Nachmittag und des SW-Quadranten von Nachmittag bis Abend zeigt keine derartige Ab 
hängigkeit von dem Sonnenstände. Sollte sich, wie es nach Hann wahrscheinlich ist, durch die Sonne 
hervorgerufen, noch eine der Richtung nach variable Sonder Strömung überlagern, so müßte nach dem vor 
stehenden Ergebnis diese an Größe gegen die Meereswinde zurücktreten. Soweit in Folge des vertikalen 
Luftaustausches eine Drehung der Winde in der täglichen Periode erfolgt, würde diese, da sie allen Wind 
richtungen in der gleichen Weise zukommt, bei der gewählten Methode der Untersuchung herausfallen und 
somit keinen Einfluß auf das Resultat ausüben. 
Die Winde an der deutschen Küste stehen unter dem Einflüsse des Meeres. Aus diesem Grunde mußte 
von einem Zusammenfassen der für die drei Beobachtungstermiue berechneten Prozentzahlen Abstand ge 
nommen werden, da diesen Mittelwerten nicht die Bedeutung von wirklichen Tagesmitteln zukommen und 
die Benutzung dreier anderer Termine des Tages zu ganz abweichenden Zahlen führen würde. Daher möge 
hier nochmals darauf hingewiesen werden, in wie hohem Grade es zu bedauern ist, daß in den meteoro 
logischen Jahrbüchern nicht die Windverteilungen für die Termine getrennt, sondern als deren Mittelwerte 
veröffentlicht werden. Für Orte in der Nähe des Meeres ist dies unbedingt zu verwerfen, und da man nicht 
mit Sicherheit in jedem Falle zu entscheiden weiß, wie weit der Einfluß des Meeres hei genauer Unter 
suchung reichen möchte, so empfiehlt sich die getrennte Veröffentlichung solcher Werte überhaupt; ist es 
doch nur eine geringe Mühe, falls erforderlich, die Terminwerte zu vereinigen. Es darf wohl behauptet 
werden, daß eine Nachforschung nach dem Einflüsse des Meeres auf die Windverteilung im allgemeinen durch 
jene Methode des Zusammenfassens in den Jahrbüchern vereitelt worden ist, da ein Zurückgreifen auf lang 
jährige Terminfaeobachtungen zum Zwecke solcher Untersuchungen nur in vereinzelten Fällen möglich sein 
und in den meisten möglichen Fällen wegen der mühsamen Arbeit unterbleiben wird. 
Wenn man über registrierende Anemometer verfügt, deren Windfahne mit Sicherheit jedem leichten 
Luftzug folgt, so wird es von Vorteil sein, die Untersuchung nur über solche Tage auszudehnen, an denen
	        
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