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Full text: 26, 1903

Dr. L. Großmama: Die Drehung der Winde an der deutschen Küste etc. 
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Diese Untersuchung der Aenderungen der Windverteilung von Morgen bis Nachmittag und weiter bis 
Abend vermag nicht die Meereswinde getrennt nach See- und Landwinden erkennen zu lassen, da beiden 
hier eine Einwirkung in dem gleichen Sinne — wenn auch von verschiedener Stärke — zukommt. 
§ 10. Was lehrt die gleichzeitig an der Küste bestehende Verteilung der Winde 
auf die Quadranten über die See- und Landwinde? 
Wenn wir in dem vorigen Paragraphen ersahen, daß die Richtung der See- und Landwinde teilweise 
nicht der Richtung der Küstennormalen entspricht, so werden wir doch zu erwarten haben, daß immerhin 
Unterschiede zwischen diesen Richtungen für die verschiedenen Oi'te mit westlicher und östlicher Richtung 
der Normalen bestehen bleiben, groß genug, um die weiteren Untersuchungen darauf zu bauen. Die zu 
vergleichenden Orte müssen einander in erster Linie möglichst benachbart sein. Ein Blick auf die Karte 
lehrt nun, daß die Stationen zu diesem Zwecke eine sehr günstige Lage haben, indem sie in der Aufeinander 
folge von Ost nach West — Memel, Neufahrwasser, Rügenwaldermiimle, Ssvinemiinde, Wustrow, Kiel, Keitum, 
Wilhelmshaven, Borkum — nach Ausweis der auf Tab. I gegebenen Küstennormalen mit diesen abwechselnd 
nach West und Ost von Nord abweichen. Trotz der Nachbarschaft dieser je zwei aufeinanderfolgenden Küsten 
orte sind bedeutende lokale Unterschiede vorhanden, die auf die Lage der Orte gegen die über Nordeuropa 
vorüberziehenden Minima zurückzuführen sind; die vorgeschobenen Orte Wustrow und Rügenwalclermünde 
werden gewisse charakteristische Unterschiede aus diesem Grunde gegen Kiel, Swinemünde und Neufahr 
wasser, ebenso Keitum und Borkum gegen Wilhelmshaven, Hamburg und Kiel, Keitum gegen Borkum und 
ebenso Memel gegen Neufahrwasser besitzen, durchweg Unterschiede, die mit den Meereswinden nichts zu 
tun haben. Bilden wir die Unterschiede von Ort zu Ort, so tritt noch ein weiteres verwirrendes Moment 
hinzu: Wir summieren im allgemeinen dabei den Einfluß, den die Küste in ihrem westlichen bezw. östlichen 
Verlaufe rein mechanisch durch Ablenkung in entgegengesetztem Sinne auf die Winde ausübt. 
Die Erklärung der sich von Ort zu Ort darbietenden Unterschiede der gleichzeitigen Windverteilungen 
wird aus diesen Gründen eine recht schwierige, so daß es geboten erscheint, wegen der Gefahr unrichtiger 
Folgerungen viele der sich darbietenden auffälligen Verhältnisse nur aufzuführen und die Erklärung ferneren 
eingehenderen Untersuchungen zu überlassen. 
Trägt man die Prozentwerte der Häufigkeit der Windquadranten in Karten, getrennt nach den Qua 
dranten und Terminen, ein und schreibt die von Ort zu Ort auftretenden Differenzen ein, so ergehen sich 
auf den ersten Blick sehr bemerkenswerte Verhältnisse, die besonders deutlich werden, wenn man die ver 
schiedenen Vorzeichen der Differenzen durch die Benutzung von Farbstiften verschiedener Art ersetzt. Zu 
folge Tab. I haben wir für den Einfluß der Meereswinde bei einer östlichen und einer westlichen Neigung der 
Küstenteile meist bei dem NE- und SW-Quadranten entgegengesetze, bei den beiden andern gleichartige 
Aenderungen der Windverteilung zu erwarten. Daher wird der Einfluß der Meereswinde am deutlichsten 
für die beiden ersteren hervortreten müssen; hierzu kommt noch, daß wir im vorigen Paragraphen ersahen, 
wie besonders der NW-Quadrant durch merkwürdige Verhältnisse teilweise hervortrat. 
In der folgenden Tab. II finden wir für die zu vergleichenden Stationen durch je zwei Vorzeichen für 
jeden Quadranten (len Einfluß dargestellt, den der verschiedene Verlauf der Küste an den zu vergleichenden 
Orten auf die beobachteten Unterschiede der Häufigkeitsprozente haben müßte, wenn diese unter dem Ein 
fluß von Seewinden stünde, die senkrecht zur Küste gerichtet wären. Das erste Vorzeichen gibt den Einfluß, 
den die Minuend-Station, das zweite denjenigen, den die Subtrahend-Station theoretisch auf die Differenz 
ausübt; in Klammern wurden nach Tab. Ia die Vorzeichen hinzugefügt, die sich für den Einfluß des See 
windes oben für ergeben hätten. 
Wo die Vorzeichen übereinstimmen, verkleinern oder vergrößern die Seewinde auf beiden Orten die 
Differenz theoretisch, wo sie verschieden sind, kommt der stärkere Einfluß theoretisch, wie man sich durch 
Fig. III leicht überzeugen kann, dem ersten'Orte, also dem ersten Vorzeichen zu, bis auf die Unterschiede 
gegen Wilhelmshaven, die keine solche Aussage gestatten. Für Landwinde kehren sich die Vorzeichen ein 
fach um. 
Berücksichtigen wir, daß in jenen Fällen der Tabelle, in denen sich die Differenzen aus zwei Gliedern 
verschiedenen Vorzeichens zusammensetzen, das resultierende Vorzeichen noch von der möglicher Weise 
verschiedenen Stärke der See- oder Landwinde der verglichenen Orte abhängt, so ergibt sieh, daß die 
Theorie zunächst nur zweierlei als Ergebnis der Beobachtungen fordert: 1) Zur Zeit des Seewindes negative
	        
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