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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1903 No. 4 —
§ 3. Die in meteorologischen Jahrbüchern veröffentlichten Monats- und Jahresresultate
der Windbeobachtungen.
Leider mußte durchweg auf die Terminbeobachtungen zurückgegriffen werden, und konnten die ver
öffentlichten Monatsresultate nicht benutzt werden, da für die Bearbeitung von Monats- und Jahresresultaten
meteorologischer Beobachtungen bezüglich der Winde bedauernswerter Weise die Vereinbarung besteht, daß
die Beobachtungen der verschiedenen Termine in den meteorologischen Jahrbüchern zusammengefaßt werden.
Es darf wohl ausgesprochen werden, daß ein derartiges rechnerisches Zusammenwerfen von Windbeobachtungen
verschiedener Tageszeiten für alle Orte mit ausgesprochener täglicher Drehung der Windfahne unbedingt zu
verwerfen ist, da das Ergebnis der Zusammenfassung in . solchem Falle in mehr oder weniger hohem Grade
von der Wahl der Beobachtungstermine abhängig ist. ganz abgesehen von den besonderen Vorteilen, die eine
nach den Beobachtungsterminen getrennte Bearbeitung der Windbeobachtungen zu Monats- und Jahres
resultaten für die Zwecke zusammenfassender Untersuchungen mit sich bringen würde.
B. Die jährliche Drehung der Windfahne an der deutschen Küste.
§ 4. Die tabellarische und graphische Darstellung der Ergebnisse.
In der Tab. I des Anhangs finden sich für die 10 Stationen an der Küste von Memel bis Borkum die
Prozentzahlen der Häufigkeit der Winde aus den vier Quadranten und der Windstillen für die Monate, ge
trennt nach den drei Beobachtungsterminen 8“, '¿ p und 8 J> Ortszeit; die Maxima der Häufigkeit sind durch
fetten Druck, die Minima durch Sternchen hervorgehoben, wobei gegebenenfalls auf die nicht publizierten
Dezimalstellen zurückgegriffen wurde. Um die Verhältnisse klarer zur Anschauung zu bringen, wurde in der
beigegebenen Tafel unter A eine graphische Darstellung dieser Zahlen zugefügt, die die tägliche und jähr
liche Periode der Winde, wie auch die örtlichen Verschiedenheiten sehr deutlich hervortreten läßt.
§ 5. Bedeutung des Morgentermins für die Darstellung der jährlichen Drehung der Windfahne.
Da der Verlauf der nebeneinanderstehenden Kurven für die drei Termine in sehr scharfer Weise Unter
schiede für die verschiedenen Tageszeiten hervortreteu läßt, so fordert die Aufsuchung der Drehung der
Windfahne in ihrem jährlichen Gange, denjenigen Termin zu Grunde zu legen, der den geringsten Einfluß
der Küstenlage auf die Winde in der täglichen Periode erwarten läßt, und aus diesem Grunde, für die zu
nächst gestellte Aufgabe, die für 8 n Ortszeit berechneten Häufigkeitszahlen zu wählen. Vergleicht man die
Kurven der jährlichen Gänge der Quadrantenprozentzahlen für die verschiedenen Termine, so ergeben sich
übrigens bis auf die Amplituden der Kurven im ganzen nur wenig erhebliche Abweichungen von einander.
§ 6. Winde und Luftdruck Verteilung.
Eingehend möchte es von besonderem Interesse erscheinen, festzustellen, wie weit die Luftdruckverteilung
in ihrem jährlichen Gange eine Drehung der Windfahne an der Küste fordert, und welche Beziehung zwischen
dem erwarteten und dem beobachteten Gange der Windfahne besteht. Da Hamburg am Morgen von dem Ein
fluß der Küstenwinde am wenigsten berührt wird, wie späterhin gezeigt werden wird, so würde die zugehörige
Windverteilung als besonders günstig hierbei heranzuziehen sein. Es fragt sich nur, welche Verteilung des
Luftdrucks zu Grunde zu legen sein wird. Eine Heranziehung des mittleren Verlaufs der Isobaren würde
zu keinem Ergebnis führen können, da diese, als eine Zusammenfassung der verschiedenen Wetterlagen,
lediglich die durchschnittlichen Verhältnisse zur Darstellung bringen. Für den dieser Untersuchung zu Grunde
liegenden Zeitraum von 25 Jahren liegt jedoch eine Gruppierung der Wetterlagen für die einzelnen Monate
nach der Lage des Luftdruckmaximums vor von Prof, van Bebber: Wissenschaftliche Grundlage einer
Wettervorhersage auf mehrere Tage voraus (Aus dem Archiv der D. Seewarte, 24. Jahrg., 1901, No. 2). Es
lag nahe, diese durch die Anordnung der Hochdruckgebiete gekennzeichnete Druckverteilung mit den Winden
des gleichen Zeitraumes in Verbindung zu setzen. Prof, van Bebber gruppiert die Wetterlagen nach der
Lage des Maximums in N, NE, E und NW, wie über Mitteleuropa (Central-G) und faßt im Kesultat
je zwei benachbarte Wetterlagen N/NE, E/SE, S/SW und W/NW neben C zusammen. Den ersten vier
Gruppen von Wetterlagen werden für Hamburg im allgemeinen die Winde der entsprechenden vier Qua
dranten entsprechen; es ergibt sieh für diesen Ort folgendes Nebeneinander von prozentischem Vorkommen
dieser Wetter!agengruppon und Windquadranten für die Jahre 1876/1900: