Prof. I)r. C. Borgen: Heber die Berechnung von Mond-Distanzen mit Hülfe der Mercator’schen Funktionen.
i
Hat man mittels dieser Formeln die wahren Höhen h\ und li% beider Gestirne gefunden, so sind damit
die scheinbaren Höhen h\ und h', 2 zu ermitteln. Da aber sowohl die Parallaxe als auch die Refraktion nicht
von der wahren, sondern von der scheinbaren Höbe abhängen, so kann dies am besten durch Näherung ge
schehen, indem man mit einer angenommenen scheinbaren Höhe Näherungswerte der Höhenparallaxe und
der Refraktion berechnet (oder die Gesamtkorrektion aus der Breusing’schen oder Behrmann’schen Tafel
sammlung entnimmt) und mit der hierdurch gefundenen scheinbaren Höhe die Rechnung wiederholt bis keine
Aenderung mehr eintritt.
Streng unter Berücksichtigung der sphäroidischen Gestalt der Erde kann die Höhenparallaxe auch
gefunden werden durch die Formel:
= p i cos Ui-Hy-y/) rosa x \
1 1—P,' sin {/¿1 (<p—<p') COS tt\ }
Hat man hierdurch pi gefunden, so entnimmt man mit h\ — 2h — (o) = li\ (genähert) die Refraktion o und
wiederholt dies hiermit unter Berücksichtigung der Korrektionen wegen des Standes der meteorologischen
Instrumente, (g) ist ein geschätzter Wert der Refraktion.
Die weitere Rechnung ist dieselbe wie unter A angegeben, hat man aber die Höhenparallaxe nach der
Formel (11) berechnet, so hat man die Korrektion A2? s (9) nicht anzubringen, weil dieselbe schon in ent
halten ist.
Beispiel I. (Aus dem Lehrbuch der Navigation.) 1899, Februar 25, wurde auf der genäherten Breite
von 14° 25' N und in der genäherten Länge von 119° 45'0 um die mittlere Ortszeit 16 k 23“4ö’ die Distanz
zwischen den zugewendeten Rändern von Mond und Jupiter = 60 £ ’55'0" gemessen. Zu derselben Zeit
waren die gemessenen scheinbaren Höhen des Mond-Unterrandes = 27° 20’ 13" und des Jupiter-Unterrandes
— 61° 47'9". Der Barometerstand betrug 762 mm und die Lufttemperatur war 24?5 C. — Der Indexfehler
des Sextanten ist überall bereits berücksichtigt.
Für die Zeit der Beobachtung 16 h 23 m 40 s Ortszeit = 8 1 ' 24 m 40 4 Greenw. Zeit (genähert) entnimmt man
den Ephemeriden:
Jupiter
«i = —
P, =: 0' 2"
r, =0 19
Vergrößerung = —
Mond
«■> = 10 h 39 m 1“
ö 2 = +3 e 39'53"
Bi = 54 43
r-x = 14 56
+7_
i-; = 15' 3"
Scheinbare Mittelpunktshöhen
Jupiter
61°47' 9"
r v = 19_
h\ = 61° 47' 2S"
Mond
27°20'13"
r; = 15 3
h'. 2 = 27° 35'16"
Scheinbare Distanz
60° 55' 0"
n == 0 19
r\ 2 15 3
D' = 61°10'22"
Da Jupiter die größere Höhe besitzt, so müssen die auf ihn bezüglichen Größen den Index 1 erhalten
und S und M vertauschen ihre Bedeutung, d. h. S bezieht sich auf den Mond, M auf Jupiter. Zur Be
rechnung des Azimuts haben wir:
Mittl. Greenw. Zeit = 8 h 24 ra 40 s
Red. auf Sternzeit = +1 23
Mittlere « © = 22 20 31
Länge — 7 59 0
Orts-Sternzeit = 14 45 34
ad = 10 39 1
Stundenw. t = 4 6 33 == 61° 38'
Ermittelung der wahren Höhen.
Horizontal- Aequatoreal-Parallaxe = —1",
nach Breusing’s Tabelle XX:
Mit 6 = 3?7, h = 28?4 (geschätzte
wahre Höhe) und t — 61?6 wird nach (S. 3)
0 004
sinA — 0.878 = 0.994
0.8v8
also
A = S 86° W.
Nach Tafel 13 des Nautischen Jahrbuchs ist die Korrektion der
Hiermit und mit h’. 2 — 27° 35' ergiebt sich
also P. 2 = 54'42".