Archiv 1902. 3.
l
No. 3.
Definitive Bestimmung’ der Bahn des Kometen 18991 (Swift).
Von ,A. Wedeineyer.
§ 1. Einleitung.
Der Komet 1899 I wurde am 8. März 1899 vou Lewis Swift auf dem Lowe Observatory in Eck o Mountain
Cal. entdeckt. Trotz seiner ungünstigen Stellung wurde der Komet von mehreren Sternwarten der nörd
lichen Hemisphäre während des März häufig beobachtet; die Beobachtungen mussten theilweise in Zenith
distanzen von 85° und mehr angestellt werden. Für die südlichen Sternwarten waren die Beobachtungs-
Verhältnisse günstiger, jedoch ist nur eine Serie Beobachtungen von J. Tebbutt in Windsor N. S. W. bis jetzt
veröffentlicht worden. Nach den Angaben der Beobachter hatte der Komet Anfang März einen scharf aus
geprägten Kern 10. Grösse. Die Koma hatte 6' bis 8' Durchmesser, die Ränder waren verschwommen. In
der zweiten Hälfte des März erschien der Komet als eine neblige Masse mit zentraler Verdichtung. Ein
sternartiger Kern war nicht wahrnehmbar. Am 13. April passirte der Komet sein Perihel. Die letzte
Beobachtung vor dem Periheldurchgange wurde am 30. März in Windsor angestellt. Laska gelang es am
26. April, den Kometen wieder aufzufinden. Der Komet näherte sich nun der Erde; seine Entfernung von
ihr betrug am 30. Mai, zur Zeit der grössten Erdnähe, nur 0.55 astronomische Einheiten. Der Komet war
während des Mai dem blossen Auge sichtbar. Der sternartige Kern war etwa 7.0 ,er Grösse; die Gesamt
helligkeit wurde von einigen Beobachtern auf 3. Grösse geschätzt, der Schweif erstreckte sich über mehrere
Grade. Von Perrine und Barnard wurde noch ein zweiter Kern wahrgenommen, der jedoch bereits
am 4. Juni nicht mehr sichtbar war. Im Juni nahm die Helligkeit des Kometen rasch ab; während der
zweiten Hälfte des Juni konnte er nur noch mit sehr lichtstarken Fernrohren beobachtet werden. Die letzte
Beobachtung wurde am 12. August von Cerulli in Teramo angestellt. Im ganzen sind 680 vollständige
Beobachtungen 1 ) veröffentlicht worden. Der Komet beschrieb während seiner Sichtbarkeit einen helio
zentrischen Bogen von 250° und zwar 113° vor dem Periheldurchgange und 137° nach demselben.
In der vorliegenden Arbeit soll der Versuch gemacht werden, ein Eiernentensystom abzuleiten, das sich
den Beobachtungen gut anschliesst, um auf Grund dessen die Bahnverhältnisse vor der Entdeckung mög
lichst sicher kennen lernen zu können. Der nachfolgenden Untersuchung schicke ich eine Uebersicht über
die veröffentlichten Elementensysteme voraus. Die Elemente beziehen sich auf die Ekliptik und das mittlere
Aequinoktium 1899.0.
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Mittlere Zeit Berlin
0)
i
log q
e
Berechner
1899 April 13.30148
4° 54' 1474
23° 8'4572
146° 3'4276
9.537504
i
W. J. Hussey
A. N. 3553
13.0255
S 26.0
24 46.4
146 14.6
9.51476
i
H. Kreutz
A. N. 3553
13.O14S0
S 4S 52.4
25 0 54.8
146 15 48.2
9.513114
i
»
A. N. 3556
13.01495
8 41 29.7
24 58 15.1
146 16 8.5
9.513794
i
A. Stichtenoth
A. N. 3567
13.00127
9 2 32.8
25 7 35.9
146 16 1.0
9.5118112
i
C. J. Merfield
A. J. 462
13.02045
8 43 4S.8
24 59 41.4
146 15 35.5
9.5138016
i
>
A. N. 3575
13.008777
8 40 1.47
24 58 42.37
146 16 17.98
9.5138929
i
A. N. 3602
13.014872
8 41 54.64
24 59 17.40
146 15 27.86
9.5139745
1.0003912
ibid
13.014872
8 41 55.72
24 59 18.34
146 15 27.67
9.5139745
1.00039453
»
ibid
13.00759
S 39 28.97
24 58 12.30
146 16 19.44
9.5138482
1
P.R.S. NSW. 2 )
13.014SSS
8 41 44.77
24 59 10.90
146 15 31.12
9.513973S
1.00034908
ibid
13.015220
8 41 46.04
24 59 9.30
146 15 29.88
9.5139705
1.00035029
>
A. N. 3748
’) April 1902. 2 ) Proceedings of the Royal Society of New South Wales 1899, XXIII, p. 190.