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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1902 No. 2 —
Wie schon eingangs bemerkt, ist mit dieser Abhandlung die Darstellung einer nur Höhendifferenzen
als Beobachtungs-Element voraussetzenden nautischen Astronomie abgeschlossen. Die vollständige Orts
bestimmung findet sich in Heft VII (S. 823) der „Annalen“ entwickelt, die Bestimmung der Zeit oder der
Chronometerlänge 1. c. Heft VIII (S. 372) und die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Ableitung der
Standlinie aus einer Höhendifferenz; implicite enthält sie auch in Formel (5) die Bestimmung der Breite
durch eine Höhendifferenz bei bekannter Zeit. Die drei erwähnten Aufsätze bilden somit ein in sich ge
schlossenes Ganze und stellen alle Aufgaben der nautischen Astronomie unter neuem Gesichtspunkte dar.
In erster Linie ist dadurch das Hauptglied der Anomalien der Kimm aus den Beobachtungen eliminirt;
nebenher aber bietet sich, wie gezeigt, noch eine Eeihe weiterer vorwiegend instrumenteller Vortheile.
Der hier innegehaltene indirekte Lösungsweg ist natürlich nicht der einzige, der zum Ziele führt.
Wenn ich ihn einschlug, so leitete mich dabei die Ueberlegung, dass derselbe von der heute in der Nautik
gebräuchlichen Form des Zweihöhenproblems her dem Seemann am geläufigsten sein dürfte und dass er
andererseits auch dem Forschungsreisenden in fernen Ländern gute Dienste leisten möchte. Im übrigen aber
lässt auch die Lösung der Höhendifferenzen-Probleme die gleiche Mannigfaltigkeit zu, welche sich für das
seit mehr als vier Jahrhunderten (Regiomontan 1472) variirte und permutirte Zweihöhenproblem ergeben hat.