Airs dem Archiv der Seewarte Jahrg. XXV, N - 5.
NORDATLANTISCHE
WETTERAUS S CHAU
Allsgegeben am 28. Februar 1902.
Dampferkarte für MÄRZ 1902.
Jahrgang IT ,
LEGENDE.
Die Temperatur des Oberflächen
wassers nimmt von N nach S und von O
nach W zu; in letzterer Richtung jedoch
nördlich von 40° N nur bis 35"—40' W, wo
sie 1°—2° höher ist, als an der europäischen
Küste; zwischen 40®N und 35°N bis 60°W,
südlich von 35° N bis an die amerikanische
Küste. Die Unterschiede zwischen der höch
sten und niedrigsten Mitteltemperatur sind
zwischen 40° und 35° N 2?3, 35° und 30° N
4?6, 30° und 25° N sowie 25° u. 20°N 4?1.
AufderNeufundlandbank, in ihrer Umgebung
und unter der Küste bis Kap Hatteras ist das
Wasser erheblich kälter, im Mittel gegen 2?8
zwischen 45° und 50° N.
Treibeis: Seine mittlere Grenze berührt
in diesem Monat die ausgehende Route der
Nordamerika-Dampfer u. zieht sich von 47°N
und 47°W nach 42°5 N und 53°W. In den
12 Jahren 1880 bis 1891 kam das Treibeis
in diesem Monat häufig bis 41° N zwischen
45° und 52°W, so in den Jahren 1884, 85,
87, 90: die östlichsten Positionen waren 1884
und 1890 in 41°W und 45°N. Von den
12 Jahren brachten 8 ziemlich viel, 1 sehr
wenig und 3 kein Eis.
Nebel ist in diesem Monat wieder häufi
ger, besonders nördlich von 40° N u. west
lich von 45°W, wo die mittlere Häufigkeit
54 bis 60 Stunden beträgt. Auffällig ist die
geringere Häufigkeit im Norden, als im Süden
von 45° N östlich von 30° W. Im übrigen
ist der ganze Ozean südlich von 40° N und
östlich von 70° W als nebelfrei anzusehen.
Die Häufigkeit der sonstigen Nieder
schläge als Regen, Schnee u. Hagel
ist erheblich geringer geworden und nimmt
von den mitteleuropäischen Gewässern aus
im allgemeinen nach S hin ab, nach W hin
zu. Sie kommt im Osten der Neufundland
bank auf etwa 150** und erreicht dieses
Maximum noch einmal zwischen 55° u. 60°W
iir. Gebiete des Golfstroms. Sie steht auch
in diesem Monat im engen Zusammenhänge
mit dem Auftreten der Stürme. Eine beson
dere Erscheinung des März ist an der euro
päischen Küste die doppelt so grosse Häufig
keit von Regenwetter zwischen 35° u. 40° N,
als zwischen 40° und 45°N.
Die mittleren Grenzen des Passats
sind aus 315 Einzelangaben abgeleitet und
haben sich gegen Februar um durchschnitt
lich etwa 2° nach Süden verschoben.
Die magnetische Deklination (Miss
weisung) gilt für 1902, die Isogonen sind
von 1° zu 1° gegeben. Die jährliche Ver
änderung der Deklination ist in dem Gebiete
auf einer Linie New York-Freetown Null;
nördlich davon wachsend bis zu 8’ (Bogen
minuten) abnehmende westliche Deklination,
südlich davon wachsend bis zu 5'zunehmende
westliche Deklin., in Westindien bis zu 3'
(Bogenminuten) zunehmende östliche Deklin.
Die Wind-Diagramme geben für die
| einzelnen Fünfgradfelder die vorherrschenden
I Winde des Monats und sind als solche die
jenigen eingetragen, deren durchschnittliche
Häufigkeit 8* oder mehr der beobachteten
Gesamtzahl ausmacht.
Durchschnitt des Witterungs-Cha
rakters. Wie in der Luftwärme, so zeigt
der März auch in Bezug auf Luftdruck und
Wind einen Uebergang vom Winter zum
Frühling. Er ist zwar noch ein sehr stür
mischer Monat, aber, mit Ausnahme des
Golfstromgebietes westlich von 50° W, ent
schieden weniger, als Januar und Februar.
Der Glaube an di«. Aequinoktialstürme hat
im Nordatlantischen Ozean keine Berechti
gung. Die mittlere Druckvertheilung bleibt
zwar im wesentlichen dieselbe: niedriger
Druck, durch viele barometrische Minima
veranlasst, bei Island u. Südgrönland, hoher
Druck bezw. bar. Maxima bei 25°—30°N-Br.;
allein der Unterschied dieser Mittel ist durch
Zunahme dort, Abnahme hier geringer ge
worden, und damit haben die Westwinde auf
dem grossen Dampferwege an Stärke und
Häufigkeit etwas verloren. Nach wie vor hat
man es indessen auf diesem Wege über
wiegend mit von der amerikanischen nach
der europäischen Seite fortschreitenden Wind
wirbeln von etwa 500-2000Sm Durchmesser
zu thun, von denen die zyklonischen (gegen
die Uhr, um bar. Minima) zum grösseren
Theile nördlich, die antizyklonischen (mit
der Uhr, um bar. Maxima) zum grösseren
Theile südlich von.diesem Wege liegen; unter
ihrem Wechsel vollzieht sich immer wieder
kehrendes Ausschiessen und Krimpen des
Windes.
Der niedrigste Luftdruck und die stärksten
Winde treten im März nicht mehr so über
wiegend auf der Mitte des Ozeans, bei 40°W,
ein, sondern oft bei 60" W. An der ameri
kanischen Küste herrschen dabei, wie im
Winter, starke nordwestliche Winde.
Die einzelnen Jahrgänge indessen treten
auch im März ausserordentlich verschieden
auf, wie eine Durchsicht der von der See
warte und dem Dän. Met. Institut heraus
gegebenen Wetterkarten vom Nordatlant
Ozean zeigt. Im Monatsmittel vom März lag
1882 und 85 der höchste Druck mit 770 bis
774 mm bei den Azoren (wie im Sommer),
1881 und 87 weit südlich bei 20°—25°Br.,
als schmales Band von nur 765 mm (extrem
winterlich), die Azoren halten nur 755 bezw.
759 mm. Bei 45°N, 42°W, war der mittlere
Druck 1882 und 85 762— 765 mm, 1881 und
87 nur 749—753 mm. Ueber Frankreich war
dagegen der Druck in allen 4 Fällen 761 bis
766, bei Island 744—756 mm. Die vorwal
tenden Winde auf dem Dampferwege Kanal-
New York östlich von 40° W waren deshalb
1882 u. 85 vorwiegend westlich, 1881 u. 87
aber südlich und östlich.
Durchschnitt der Winde u. Stürme.
Die östl. Winde sind im Osten von 30° W
noch etwas häufiger geworden, sodass sie
südlich von 50° N ungefähr die Hälfte aller
Winde ausmachen. Zwischen 30° u. 40° W
hat das Vorkommen östlicher Winde eben
falls zugenommen, doch Uberwiegen hier, wie
weiter im Westen, die Winde aus dem west
lichen Haibkr. Die Häufigkeit von StOrmen
nimmt nach W zu, nach S ab. Sie kommt
zwischen 40° und 35°N, 55“ und 60° W bis
auf 36 9£, hat hier also gegen Februar ziem
lich bedeutend zugenommen. Südlich von
30° N und unweit der Küste Europas und
Afrikas schon von 40°N, bleibt die mittlere
Häufigkeit unter 5*.
Prozentsatz der Stürme auf dem Dampfer
wege nach New York:
60-70° W 50—60°W 40—50°W
20.5 24.0 18.0
30-40° W 20-30° W 10-20° W
17.5 14.5 12.5
ät
1
50 40 30
i u ii ITT
VA
V
45° W
55°W
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Ueberseeische Witterungsberichte
aus dem Gebiete des
Atlantischen Ozeans.
23.Febr. 8*- 1 p.m. Wash. Zeit
St-Pierre, Neufundland. Ban 754mm mäss, NW
Sydney, Canada. " 762 ” mäss. NE
23. Febr 7^ a m. Pariser Zeit
Ponta Delgada, Azoren. Bar. 751mm frisch. WSW grobe
Erklärung der Zeichen.
Mittlere Temperatur
des Oberflächenwassers.
—Linien gleicher Wasser- y
Temperatur in °C.
Strömungen. /
Die Pfeile sehen d; e
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O Bahnen der barometr. Minima.
*r- -T- -r -t--t—r Mittlere •Passatgrenzen.
a a & a aaaa Mittlere Treibeisgrenzen.
Linien gleicher magnet. Deklination für 1902.
I S ■ B
Nebelgebiete: <. 10-30* 30-60* über 60* aller
| Beobachtungsstunden haben Nebel ergeben.
200 m - Grenze.
,25° W.
20°W
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40°
[Stürme u. Windstillen
über 30* Hl 10-30*
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J aller Beobachtungen
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Durchschnitt der Luftdruckschwankungen etc.
Nur solche barometrische Minima aus den Jahren 1884
bis 1893, der Epoche, für welche die Synoptischen
Wetterkarten des Nordatlant. Ozeans in der Vierteljahrs-
Wetterrundschau eine Besprechung erfahren, sind zur
Darstellung gebracht, deren Tiefe weniger als 730 mm
betrug, sodass alle von Stürmen begleitet waren. Dabei
sind folgende Symbole angewandt: Minima mit einer
Tiefe von 720—730 mm — O, 710-720= ©. Wenn
die Minima bei ihrem Fortschreiten von einem Tage zum
andern eine geringere Tiefe als 731 mm behielten, sind
dieselben mit einander durch eine Linie verbunden.
Barometr. Maxima (Hochdruckgebiete) kamen nicht zur
Darstellung; indessen sei bemerkt, dass diese fast alle
südlich von 50° N ostwärts fortschritten und dabei die
Neigung zeigten, bä Annäherung an die europäischen
Küsten stationär zu werden.
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¡Valencia, À
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Neueste Kunde.
Treibende Wracke etc.
Olm# Dat 48?6N 6?1 W: Schoner, verlass, u. voll Wasser.
Jan. 1. 36.7 » 40.7 » grosser Dampfer, in Flammen.
» 8. 26.4» 66.8 » gekentertes Schilf.
» 9. 48.8» 39.2 » kegelförm. Boje r. und w. gstr.
» 13. 46.6» 8.5 » Tonne s. und w. gstr. mit
Stange und Korb.
» 13. Zwischen 41?1N 66?8W u. 41°N 67?2W: etwa
50 runde Balken und Planken.
» 17. 40°N 59° W: Schoner „Standard“, verlassen
und entmastet.
» 22. 44.5 » 8.7 » Boje s. und w. gstr. mit Stange
» 23. 42 » 63 » Schonerbrigg verl. [ n - Korb.
> 24. 45 » 9 » verlassenes Schiff.
»27. 15Sm ONO von Scarborough: Wrackstticke.
» 28. 57?3N 8?90: gesunkenes Wrack, Mast ans
dem Wasser.
Febr.2. 44.6» 7.9 W: Boje s. und w. gstr. mit
Stange und Kugel.
»4.9 Sm SO 1 ,IjS vom Fire Island-F-Sch.: gesunkener
Viermast-Schoner, Mast ans dem Wasser.
» 4. 37?6N 59?2W: gekentertes Schiff.
» 6. 41.4» 6.9 » Schoner „Jessie Bennet“ verlass.
»10. 46 » 33 » D. „Bremerhaven“ verlassen.
» 15. 44.5» 8.6 » gss. Boje, s. und w. kar.jJL
^ItConacry Treibeis.
■eetamn Berichte über Treibeis sind nicht eingegangen.
20"
2Cf*-W
10°
50°
10°
30°
20"
JE
0"
STURMSIGNALE
Deutschland
Sturm, aus
▼ A
SW NW
SE NE
Tech.tdreHen.cl
(N-E-S-W)
zurüx&drehend
(N-W-S-E)
| AtnvosphÄr. Störung
" (s.E^rkjc«.-Tel.)
Macht Signal
^ frothe Laterne>
Britische Inseln
stürm.Winde oder Sturm
beginnend. aajLS
▼ A
S-lieber N-lichar
Richtung
Nachtsignal
Frankreich u.Portugal
stürmische. Winde aus
S-licher N-licher
Richtung
starker Sturm ans
S-licher N-licher
Richtung
Vereinigte Staaten
von Nordamerika
Sturm, aus
SW
SE
NW
NE
.Hurrtcanc“
Nachtsignale:
Sturm aus
E-.licher W-licher
Richtung
Canada
Sturm beginnend, aus
▼ A
E-lieber W-licher
Richtung
starker Sturm
beginnend aus
E-licher W-licher
Richtung
Nachtsignale
(vie Ver.St.)
Entworfen aus Anlass der Reise S.K. HoBeit des Prinzen Heinrich von Preussen