Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1902 No. 5 —
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b) Nordwestküste von Spanien und Portugal.
Die Nordwestküste von Spanien und Portugal ist 4' zu östlich,
Coruña 10' „ „
Finisterre 8' „ „
Die Küste zwischen Vigo und Oporto ist bis 6' zu östlich und Cap Roca 6' zu weit nach SSO.
Verglichen wurde hier mit den britischen Admiralitätskarten 1053, 87 und 1226.
Soviel nur von den vielbesuchten Küstengebieten in Europa und nun noch einiges von den amerikanischen
Küsten. Es wird hier Abstand genommen von der Mittheilung des Ergebnisses einer Untersuchung über die
Positionen, wie sie sich aus Rap er ergeben und in der „Pilot-chart of the North Atlantic Ozean“ U. S.
enthalten sind; es sei nur konstatirt, dass einige Punkte sehr erhebliche Differenzen zeigen.
c) Küste von Florida.
Die Lage ist im allgemeinen die gleiche, wie gegenwärtig angenommen; jedoch ist die Landkontur be
trächtlich anders geformt, wenn verglichen mit der britischen Admiralitätskarte 892. Es sind nämlich die
tief einschneidenden Buchten an der Südwestseite auf der neueren Karte nicht vorhanden. Ferner liegen
die westlichen Riffe an der Südseite 8' zu südlich, wenn mit der obigen Karte verglichen.
d) Küste von Venezuela.
Hier sind Abweichungen von der britischen Admiralitätskarte 1966 nach allen Richtungen zu konstatiren;
die grössten sind bei Maracaibo bis 10',
Porto Cabello 8'
La Guayra 5'.
Es mag das hier angeführte genügen, um zur Vorsicht zu mahnen, wenn es sich darum handelt, eine
Karte, etwa eine ältere, zur Grundlage für eine neu anzufertigende Karte, wie etwa die anzufertigende Monats
karte zu wählen.
Es wurde da, wo sich solche erhebliche Differenzen zeigten, nach kritischer Sichtung damit vorgegangen,
die Konturen der betreffenden Gebiete thunlichst den genaueren Bestimmungen anzupassen; eine grössere
Anzahl solcher Karten-Entwürfe wurden angefertigt, um sie alsdann in die Karte, die als Grundlage dienen
sollte, einzutragen. Dass dabei mit der grössten Sorgfalt verfahren wurde, bedarf wohl kaum einer näheren
Erklärung.
Auf diesem Wege entstand eine Karte in Mercators Projektion, die nach den neuesten Forschungen
als zuverlässig und für die Benutzung als Segelkarte (Uebersegler) für tauglich bezeichnet werden durfte.
Bei einer anderen Gelegenheit soll noch näher auf diesen, für die praktische Navigirung so überaus
wichtigen Gegenstand zurückgekommen und eine Auswahl der oben erwähnten korrigirten Landkonturen
mitgetheilt werden. Hier handelt es sich nur darum darzuthun, was nach Ansicht der Direktion der See
warte für die Gewinnung einer zuverlässigen Segelkarte unabweisbar ist und ferner zu bewirken, dass man
auf die bestehenden Unsicherheiten in den Karten aufmerksam werde und dafür wirken möge, eine gründ
liche Remedur in der Herstellung dieses wichtigsten Hülfsmittels der praktischen Navigation herbeizuführen
Die auf dem beschriebenen Wege in Mercators Projektion dargestellte Karte im Aequatorial-Maassstabe
von 1:14 Million (ungefähr) war wesentlich zu gross, um mit den der Direktion zu Gebote stehenden Mitteln
hergestellt werden zu können. Nicht nur, dass die Kosten der Herstellung in Anbetracht der zur Verfügung
stehenden Mittel zu erhebliche waren, standen auch der Direktion die Druck-Apparate (Lithographische
Presse) von der dazu erforderlichen Grösse nicht zur Verfügung. Es musste sonach darauf Bedacht ge
nommen werden, die angefertigte Karte so zu reduziren, dass sie auf der Druckerpresse der Seewarte her
gestellt werden konnte. Hierzu war es nothwendig, die Karte in einem Maassstabe von 1:19 Million zu re
duzieren, was durch den Photo-Lithograplien, Herrn Otto Strümp er, zur Zufriedenheit der Direktion aus
geführt worden ist. Im Monat Februar 1902 konnten denn auch bereits die ersten Drucke der Grundlage,
auf der Presse der Seewarte fertiggestellt, vorgelegt werden. Allerdings war dies nur in Schwarzdruck mög
lich, da eine Einrichtung für den Druck in verschiedenen Farben, der nach den herrschenden allgemein be
kannten Ansichten zu einem klaren Verständniss des Darzustellenden in einer Monatskarte erforderlich ist,