Dr. J. B. Messerschmitt: Ergebnisse von Sextantenprtifuugen an der Deutschen Seewarte.
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Archiv 1902. 4-
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Instrumente gebraucht werden. Zur Erfüllung dieses Zweckes hat das Kew Committee anfangs der achtziger
Jahre Einrichtungen getroffen, ixm die Blendgläser und Spiegel untersuchen zu können. Diese werden dann,
wenn sie den nothwendigen Anforderungen in Bezug auf ihre Genauigkeit entsprechen, mit einem offiziellen
Zeichen versehen.
Die Einrichtung des Prüfungsapparates ist wie folgt:
Ein Fernrohr von 3 1 //' Oeffnung und 48" Brennweite, mit einem Okularmikrometer versehen, ein Paar
Kollimatoren von l 1 /^" Oeffnung und 10" Fokallänge vor dem Objektive dieses Fernrohrs und davor ein
Heliostat sind auf einer Unterlagsplatte so montirt, dass ihre Axen in die nämliche Horizontalebene gebracht
werden können.
Um den Apparat zu justiren, wird das Fernrohr nach der Sonne gerichtet, um es auf unendlich ein
stellen zu können, d. h. um parallele Strahlen zu erhalten, wobei vor das Okular ein Verdunklungsglas ge
steckt wird. Hierauf werden die Kollimatoren auf einem Untersatz so vor das Fernrohr gestellt, dass ihre
Objektive dem des Fernrohrs zugekehrt sind. An Stelle des Okulars der Kollimatoren wird eine Metall
platte mit einem feinen Loch (Diaphragma), das genau zentrirt werden kann, gesetzt.
Wird nun Licht vom Spiegel nach dem Fernrohr geworfen, so muss dieses zuerst die Oeffnungen der
beiden Kollimatoren passiren, die man dann im Fernrohr sieht. Durch Hin- und Herbewegen des Getriebes
mit Zahnstangen der Kollimatoren-Objektive können die Diaphragma-Bilder genau fokusirt werden. Die
Kollimation der Diapliragma-Oeffnungen wird durch Drehen der Kollimatoren um ihre Axe in den Lagern
geprüft und mit den vorhandenen Korrektionsschrauben beseitigt.
Sind die beiden Kollimatoren genau justirt und nebeneinander befestigt, so dass deren erleuchtetes
Gesichtsfeld gleichzeitig im Fernrohr gesehen werden kann, so erscheinen im Fernrohr zwei übereinander
hegende Scheiben von 12' Durchmesser. Sie werden dann so weit von einander getrennt, dass sie sich eben
mit ihren Durchmessern berühren. Nun ist das Instrument gebrauchsfähig zur Prüfung der Gläser.
Das zu prüfende Glas wird auf einen Halter vor das Objektiv des einen Kollimators gebracht,
während zur Lichtabschwächung ein ähnliches Verdunklungsglas zwischen den Heliostaten und das Dia
phragma des zweiten Kollimators gestellt wird. Stellt man nun die Sonne auf das Diaphragma ein, so er
blickt man die oben erwähnten beiden Scheiben, entsprechend der Farbe der Gläser gefärbt, im Fernrohr.
Ist das zu untersuchende Glas planparallel, so bleibt die relative Lage der beiden Scheiben zueinander
ungeändert (Berührung). Sind aber die Flächen des Glases nicht eben, so erscheinen die Bildscheiben ent
weder getrennt oder theilweise übereinander gelagert. Im ersteren Falle kann man die Grösse der Trennung
direkt mit dem Okularmikrometer am Fernrohr messen; hegen die beiden Bilder übereinander, so wird das
Glas zunächst um 180° gedreht, wodurch die Bilder getrennt und deren Entfernung gemessen werden kann.
Eine zweite Prüfung wird nach einer Drehung des Glases um 90° ausgeführt. Die Grösse der Trennung
dient als Angabe der Qualität des Glases. Ist in allen Lagen die Trennung der Bilder kleiner als 20", so
wird das Glas mit K. 0. 1 gezeichnet, ist sie zwischen 20" und 40", so wird es K. 0. 2 gezeichnet. Alle
übrigen Gläser mit grösseren Verzerrungen werden verworfen und daher nicht gezeichnet.
Die Spiegel werden in ähnlicher Weise durch Reflexion eines Gegenstandes geprüft.
Aber auch ohne besondere Apparate lassen sich die Blendgläser untersuchen. Man bringt zuerst das
direkt gesehene Sonnen- oder Mondbild mit seinem reflektirten, ohne Verwendung der Blendgläser zur Be
rührung, indem man die Okularblende zum Abschwächen des Lichts allein benutzt. Dann schaltet man
einzeln die Blendgläser ein und sieht nach, ob die Berührung ungeändert bleibt. Ist dies der Fall, so ist
das Glas gut; ist es dagegen nicht der Fall, so ist das betreffende Glas prismatisch. Der Betrag kann
dadurch ermittelt werden, dass man zu jeder Einstellung, wie bei der Bestimmung des Indexfehlers, den
Nonius abliest. Für die Prüfung der dunkleren Gläser muss man die Okularblende fortnehmen und dann
vor dem anderen Spiegel zur Abschwächung des Lichtes die bereits geprüften Blendgläser einschalten.
Bei manchen Sextanten lassen sich die Blendgläser mit ihrer Fassung um 180° drehen. Bringt man
hierbei die beiden Sonnenbilder in der einen Lage des Blendglases zur Berührung und dreht es dann um
180°, so muss die Berührung bestehen bleiben. Durch genaues Einstellen in beiden Lagen und gleich
zeitiges Ablesen des Kreises kann die Grösse des allfällig vorhandenen Fehlers wieder bestimmt werden.
Nach den Untersuchungen der Seewarte sind die Mehrzahl der Sextanten mit guten Gläsern aus
gestattet.