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Full text: 25, 1902

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1902 No. 4 
Bei den vorstehenden Fehlerbetrachtungen sind jeweilen die einzelnen Fehler für sich allein untersucht 
und ihr Einfluss auf die Messungen angegeben worden. Eine Ableitung der allgemeinen Formel, welche 
alle Fehler gleichzeitig berücksichtigt, ist unter anderem in dem mehrfach erwähnten Aufsatze von Eylert 
„Der Sextant“ nachzusehen. Die hier abgeleiteten Formeln sind als Spezialfälle in dieser enthalten. Sie 
sind aber gerade die wichtigeren, weil sie zeigen, welche Ansprüche an ein Instrument gestellt werden 
müssen, um es für die Praxis als fehlerfrei betrachten zu können. Ausserdem erkennt man aus ihnen, 
dass es leicht ist, diese Grenzen sowohl bei der Herstellung, als auch bei einiger Aufmerksamkeit in der 
Anwendung innezuhalten. 
Blendgläser. 
Zur Abschwächung der Helligkeit der Bilder, welche von helleren Lichtquellen, wie Sonne oder Mond, 
kommen, ist dem Fernrohr ein Sonuenglas beigegeben, welches vor das Okular geschraubt wird. Man be 
nutzt dazu gewöhnlich rothe oder auch sogenannte neutral gefärbte (rauchfarbige) Gläser, hei welchen das 
Objekt in seinen natürlichen Farben gesehen wird. Da alle beobachteten Lichtstrahlen, also die direkt 
gesehenen ebenso wie die vom grossen Spiegel reflektirten, durch die Okularblende in gleicher Weise ab 
gelenkt werden, so braucht man an diese Gläser keine besonderen Ansprüche zu stellen, insbesondere 
brauchen sie auch nicht planparallele Flächen zu haben. 
Um aber auch die Lichtstrahlen von jedem der beiden anvisirten Objekte für sich allein und in ver 
schiedenem Grade abhlenden zu können, sind vor dem grossen und hinter dem kleinen Spiegel je 2 bis 
4 farbige Gläser (Schattengläser, Sonnengläser, Vorsteckgläser, Blendgläser genannt) angebracht, welche 
nach Bedarf in den Gang der Lichtstrahlen eingeschaltet werden können. Sie sind meist verschieden ge 
färbt, roth, gelb, grün, blau oder neutral und in verschiedener Tiefe vorhanden; die neutrale Färbung, bei 
welcher die Bilder ihre natürliche Farbe beibehalten, ist den anderen im allgemeinen vorzuziehen. Die 
Gläser sind in runden oder viereckigen Rahmen mit einer freien runden Oeffnung von etwa 22 bis 24 mm 
gefasst und an Charniren beweglich, so dass sie einzeln nach Bedürfniss ein- und ausgeschaltet werden 
können. Ein weiteres Variiren der Helligkeit kann, wie schon oben erwähnt worden ist, hei den meisten 
Sextanten noch durch Verstellen des Fernrohrs geschehen und so ist es durch Anwendung dieser beiden 
Hülfsmittel immer leicht und rasch möglich, die beiden anvisirten Objekte nahe gleich hell zu machen, 
wodurch die Genauigkeit der Beobachtung sehr gewinnt. 
Sind die Flächen der Bleudgläser genau parallel zu einander, so geht ein Lichtstrahl nach dem Aus 
tritte aus dem Glase in der gleichen Richtung weiter, wie vor dem Eintritt. Sind aber diese Flächen gegen 
einander geneigt, haben die Gläser also eine prismatische Gestalt, so ist dies nicht mehr der Fall und es wird, 
da die Blendgläser immer nur durch Lichtstrahlen von einem der beiden Objekte getroffen werden, bei dem 
gleichen Glase ein für alle Winkel konstanter Fehler hervorgerufen und damit werden die Winkelmessungen 
um diesen Betrag gefälscht. Durch Bestimmung des Fehlers eines jeden Glases oder durch Bestimmung des 
Indexfehlers mit dem gleichen Glase, mit welchem die Beobachtung angestellt wurde, lässt sich der fehler 
hafte Einffuss der Blendgläser elimiuiren. Immerhin sollen die Gläser womöglich keine oder nur geringe 
Fehler haben, wenn die Beobachtungen nicht darunter leiden sollen und es ist daher namentlich auch für 
den Fabrikanten wichtig, sich vor der Verwendung farbiger Gläser von deren Güte und Brauchbarkeit zu 
überzeugen. Man kann die Planparallelität derselben auf dem oben beschriebenen Spiegelprüfungsapparat 
in der gleichen Weise wie die der Spiegel untersuchen. (Vgl. auch Eylert, Seite 21). 
Einen anderen Apparat*) für die Prüfung der Verdunklungs-Gläser verwendet das Kew-Observatorium, 
von dem das folgende bekannt ist. 
In der ersten Zeit der Sextantenprüfungen waren am Kew-Observatorium keine Einrichtungen getroffen, 
um die Fehler der Blendgläser zu untersuchen, die zum Schutze des beobachtenden Auges gebraucht werden, 
wenn der Sextant nach der Sonne oder dem Mond gerichtet ist. Die Prüfungen zeigten aber, dass dabei Fehler 
Vorkommen können, die von dem mangelhaften Parallelismus in der Gestalt dieser Gläser kommen und die 
gross genug sind, um sonst gute Messungen in nicht zu vernachlässigender Weise zu fälschen. Es trat 
daher für die Fabrikanten von Sextanten der Wunsch auf, die Schattengläser, bevor sie in ihre Rahmen 
gefasst werden, untersucht zu sehen, damit nur gute Gläser und Spiegel bei der Verfertigung dieser 
*) G. H. Whipple: „Description of an Apparates employed at the Kew Observatory, Richmond, for the examination 
of the dark glasses and mirrors of sextants.“ Proeeeding of the Royal Society, No. 224, 1883.
	        
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