Dr. J. B. Messers eh mitt: Ergebnisse von Sextantenprüfungen an der Deutschen Seewarte.
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Die Helligkeit ist die mehr oder minder starke Erleuchtung des durch das Fernrohr dargestellten
Hildes. Sie hängt von der Oeftnung des Objektivs und der Vergrösserung des Okulars ab. Bei der näm
lichen Vergrösserung wächst die Helligkeit mit dem Quadrate des Durchmessers des Objektivs. Bei der
gleichen Objektivöffnung dagegen nimmt die Helligkeit des Bildes im Fernrohr mit zunehmender Vergrösserung
ab, und zwar im Verhältniss der vergrösserten Fläche, also auch im Verhältniss des Quadrats der Ver-
grösserungszahl. Je stärker ein Gegenstand vergrössert wird, desto mehr wird das von ihm ausgehende Licht
auf eine grössere Fläche verbreitet, desto schwächer wird daher das Licht an jedem einzelnen Punkt.
Bezeichnet d den Durchmesser der Pupille des menschlichen Auges und k den oben erwähnten Durch
messer des vom Objektiv erzeugten hellen Kreises vor dem Okular, so verhält sich die Lichtmenge, welche
auf das Objektiv auffallt zu jener, welche durch das Okular in die Pupille tritt, wie
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oder die mit dem blossen Auge gesehene Helligkeit des Gegenstandes verhält sich zu der durch das Fern
rohr gesehenen Helligkeit wie d-: k' 1 oder wie r\i
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wenn 0 wie oben den Objektiv-Durchmesser und G die Vergrösserung bezeichnen. Folglich ist die Hellig
keit durch das Fernrohr
Die Grössen 0 und G bleiben beim nämlichen Instrument unverändert, dagegen ändert sich der
Pupillendurchmesser nach der Stärke des Lichts. Im allgemeinen kann man 1.6 mm dafür annehmen und
erhält damit für die Helligkeit der Sextantenfernrohre H etwa 2 bis 8.
Die Prüfung der Fernrohre geschieht nach den Angaben von Fraunhofer am besten dadurch, dass
man auf eine weisse Fläche regelmässige geometrische Figuren, wie Kreise, Quadrate u. dgl. von etwa 10
bis 50 mm Durchmesser schwarz zeichnet und sie in mässiger Entfernung von 50 bis 100 m bei guter Be
leuchtung betrachtet. Beim Ankauf eines neuen Instrumentes kann man z. B. auch die schwarzen Buch
staben auf weissem Grunde von Firmenschildern einstellen. Erscheinen die Figuren alsdann in regelmässiger
Gestalt, scharf und gleichmässig geschwärzt, so ist das Fernrohr gut, erscheinen sie dagegen schlecht be
grenzt, verkrümmt mit farbigen Rändern, so lässt es zu wünschen übrig. In den kleinen bei Sextanten
gebrauchten Fernrohren müssen die Bilder vollkommen klar und ohne jeden Farbensaum sein.
Die bei der Seewarte geprüften Fernrohre der Reffexionsinstrumente gaben nur selten zu Bemerkungen
Anlass. Nur ausnahmsweise waren z. B. die Blenden nicht richtig angebracht oder der optische Tlieil
mangelhaft. Einigen Fernrohren waren zu starke Vergrösserungen beigegeben.
W. E. Plummer macht in der englischen Zeitschrift „Nature“, Bd. 61, S. 54, den Vorschlag, an Stelle
des gewöhnlichen Sextantenfernrohrs ein Goerz’sches Prismen-Binokel zu setzen, wodurch ein grösseres und
helleres Gesichtsfeld bei aufrechtstehenden Bildern erhalten wird.
Der Fernrohrträger.
Der Gewindering für das Fernrohr ist bei den Oktanten und Halbsextanten fest und unveränderlich
am Sextantenkörper befestigt und muss vom Mechaniker so konstruirt sein, dass die Axe des Fernrohrs
parallel der Sextantenebene ist. Bei den Sextanten dagegen ist er in einem zweiten Ringe mit einander
gegenüberstehenden Schrauben (oben und unten) befestigt, mit welchen die Axe des Fernrohrs genau parallel
der Limbusebene gestellt werden kann. Um die Helligkeit der beiden Bilder ändern und sie mehr gleich
hell machen zu können, lässt sich ausserdem der ganze Fernrohrträger mittelst einer Stellschraube genau
senkrecht auf und nieder bewegen. Zu diesem Zwecke wird der Gewindering mit seinem Schaft in einer
Büchse gehalten. Der Schaft kann vierkantig, dreikantig oder rund sein. In letzterem Falle ist an seinem
oberen Theil ein kleiner zapfenförmiger Ansatz, welcher in eine Nuth der Büchse eingreift, um das Fern
rohr an einer Drehung zu verhindern. Bei älteren Instrumenten kommt es häufig vor, dass der Fernrohr
träger in der Büchse nicht mehr ganz fest sitzt, namentlich in azimutalem Sinne beweglich ist. Dies ist
auf die Beobachtungen ohne Einfluss; ist aber auch eine Bewegung in Höhe vorhanden, so muss die Führung
wegen der dadurch entstehenden Ungenauigkeit bei den Messungen vom Mechaniker reparirt werden.