Br. J. B. Messerschmitt: Ergebnisse von Sextantenprüfungen an der Deutschen Seewarte.
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Eine andere Methode beruht auf der folgenden Ueberlegung. Nennt man den Winkel
Ebene des grossen Spiegels mit der Fernrohraxe bildet </, so ist nach Fig. 2
V + 2/Ì+90 — y = 180°
also g = 90 + y—2 ß
Ebenso ist immer y = /9+ -- . - .
somit (f — 90—/9+-^-
welcben die
(1)
(2)
(3)
(4)
Ist daher y gleich 90°, d. h. steht der grosse Spiegel zum Fernrohr rechtwinklig, so wird ß — -
Li
und man liest dann an der Alhidade den doppelten Schärfungswinkel ab. Da diese Stellung nicht unmittel
bar genau gefunden werden kann, so stelle man {Fig. 4) den grossen Spiegel so, dass g angenähert 90°
wird. Hierauf suche man einen nahe gelegenen Punkt P in der Richtung der Fernrohraxe so, dass die Ver
bindungslinie PS mit der Mitte des grossen Spiegels rechtwinklig auf diesem steht, also der Punkt P sich
im grossen Spiegel in sich selbst reflektirt. Sei die Parallaxe des Punktes P in Bezug auf den Abstand e
der Spiegelmitte vom Fernrohr mit p bezeichnet, so ist g = 90— p und damit erhält man aus (4) und
der Fig. 4
.. « . « , e
ß = 2 +P = Y + E'
Misst man also die Entfernungen e und E und liest den Winkel « am Sextanten ab, so erhält man
unmittelbar den Schärfungswinkel ß.
Eine andere Methode hat Gruey in den „Comptes rendus“, Bd. 108, 1888, gegeben. Nachdem man die
beiden Spiegel in der gewöhnlichen Weise parallel gestellt hat, wird ein entferntes Objekt anvisirt und dann der
grosse Spiegel so lange gedreht, bis das direkte und das von den Spiegeln reflektirte Bild sich decken. Sodann
wird an das Okular des Fernrohrs ein total reflektirendes Prisma angebracht. Lässt man nun Sonnenlicht
oder künstliches Licht so auf das Prisma fallen, dass das Gesichtsfeld des Fernrohrs erleuchtet wird, so
sieht man das direkte Bild der Fäden. Dreht man den grossen Spiegel in dem Sinne, dass seine Normale
sich der Verbindungslinie beider Spiegel nähert, so sieht man bald ein zweites Bild des Fadennetzes in das
Gesichtsfeld treten. Es ist dies das dreifach reflektirte Bild des direkt gesehenen, welches zuerst vom
kleinen, dann vom grossen Spiegel und zuletzt wieder vom kleinen Spiegel reflektirt wurde. Bringt man
nun durch Drehung des grossen Spiegels dieses mit dem direkten Bild zur Deckung, so hat der grosse
Spiegel von der Anfangsstellung an den gesuchten Winkel beschrieben und die dazu gehörigen Kreis
ablesungen ergeben also direkt den Winkel zwischen der optischen Axe des Fernrohrs und der Normalen auf
den kleinen Spiegel, d. i. aber der gesuchte Schärfungswinkel.*)
Die Aufstellung und die Korrektionsvorrichtungen des kleinen Spiegels sind ziemlich mannigfaltig. Der
Spiegel befindet sich in einem Rahmen, welcher entweder auf dem Sextantenkörper fest angebracht ist, dann
sind die Korrektionsschrauben an diesem Rahmen befestigt und wirken direkt auf den Spiegel, oder der
Spiegel sitzt fest im Rahmen, dann wird dieser durch Korrektionsschrauben verstellt. Zuweilen ist der
Rahmen nur in der einen Koordinate, Azimut oder Höhe, verstellbar, während am Spiegel die andere
Richtung geändert werden kann.
Wenn der Rahmen des kleinen Spiegels fest mit seiner Unterlage verschraubt ist, so liegt der Spiegel
mit seiner hinteren Fläche ähnlich wie der grosse Spiegel in der Fassung an drei Punkten auf, und zwar
sind zwei davon an den Ecken des unteren Randes und einer in der Mitte des oberen Randes. Der eine
untere Auflagepunkt ist eine feste Spitze, an Stelle der beiden anderen befinden sich Schräubchen, mit
welchen die Neigung und das Azimut (Index) geändert werden kann. Die vordere Spiegelfläche wird unten
durch einen federnden Metallstreifen und oben in der Mitte durch eine übergreifende Metallnase festgehalten.
Diese Art der Befestigung und Korrektionsvorrichtung hat sich gut bewährt und zeigt nur eine geringe
Veränderlichkeit in der Aufstellung des Spiegels.
*) Man kann diese Methode noch zur Bestimmung anderer Konstanten verwerthen; so lassen sich mittelst des drei
fach refiektirten Bildes die Horizontalfaden oder die optische Fernrohraxe parallel zum Limbus stellen, oder man kann die
Entfernung zweier Vertikalfäden im Bogenmaass erhalten u. s. w.