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Full text: 24, 1901

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1901 No. 1 — 
Der Meteorograph wird auf dem Blue Hill und in Trappes gewöhnlich unterhalb des Drachens, 
30 bis 200 oder mehr Meter von diesem, an die Hauptleine angehängt; und zwar entweder an die das Ende 
des Hauptdrahtes bildende Kausch, in der auch die Zweigleinen der beiden obersten Drachen befestigt sind, 
oder unterhalb dieser an einer beliebigen Stelle des Drahtes mit Hilfe einer Klemme. Im Washingtoner 
System dagegen wird der Meteorograph, dessen Gehäuse hierzu besonders angepasst ist, in dem Kasten 
drachen seihst, an die Innenseite der oberen Mittelstange zwischen den Zellen befestigt. 
Als Nachtheile dieser letzteren Unterbringung kann man anführen, dass der Drache durch das Instru 
ment um 1 kg schwerer wird, somit mehr Wind zum ersten Aufstieg brauchen muss, eventuell auch beim 
Niederfallen sich stärker beschädigt, und dass in einer unwirthlichen Gegend unter Umständen es besser 
ist, wenn bei einem Abreissen des Drachens das Instrument in der Nähe zur Erde stürzt, als wenn es mit 
dem Drachen davonfliegt. Aber die Erfahrung zeigt, dass der Unterschied in der Windgeschwindigkeit für 
die Grenze des Steigens nur in einem kleinen Bruclitheil eines Meters pro Sek. besteht, und dass man das 
Aufsteigen und Landen durch einen, den Instrumentdrachen tragenden oberen Drachen nach Wunsch er 
leichtern kann; und in der Mehrzahl der Fälle wird man es sicher vorziehen, das Instrument unbeschädigt 
mit dem Drachen in einer Entfernung landen zu lassen, die das 2- bis 4-fache der Länge des Drahts (bezw. 
das 4- bis 8-fache seiner Höhe) beträgt, als es zertrümmert in 1 4 dieser Entfernung zu finden. Denn nur 
wenn die Drachen sich während des Fluges wiederholt an sehr langer Leine verankern und wieder steigen, 
ehe sie sich zu erneuter Weiterfahrt losreissen (wie dies bei der 140 km langen Schleppfahrt der Berliner 
Drachen nach der Lausitz geschehen ist), können sie viel grössere als die eben angegebenen Strecken zurück 
legen. Bei den Drachenversuchen der Seewarte ist der Meteorograph, seit er im Drachen angebracht wird, 
zwar wiederholt mit diesem auf längere oder kürzere Strecken weggeflogen, ohne aber je einer Reparatur 
zu bedürfen; dasselbe wird vom Washingtoner Stationsnetz berichtet, obwohl Drache und Instrument dort 
in einigen Fällen erst nach Tagen gefunden wurden. Dagegen hat der Meteorograph, wenn er unter dem 
Drachen aufgehängt war, liier schon mehrmals schwere Beschädigungen erlitten; einmal durch Anstossen an 
eine Dachecke, einmal sogar durch Sturz aus 600 m Höhe auf Steinpflaster; es ist übrigens zu verwundern, 
dass auch im letzteren Falle keiner der wesentlichen Theile gebrochen, sondern nur das Gestell arg ver 
beult war, so dass die Reparatur nur ca. 20 M. kostete. Die von mir 1899 befolgte Methode, das Instru 
ment erst dann mittels einer Klemme am Draht zu befestigen, wenn der Drache bezw. das Gespann zum 
guten „Stehen“ gekommen ist, hat zwar einige Vortheile, bringt aber zu allem anderen auch noch eine 
Gefährdung der Anheftungsstelle mit sich — wenn diese auch wohl kleiner ist, als beim Anlieften eines 
Hilfsdrachens. Dass beim Anhängen des Instruments unterhalb des Drachens nicht die ganze Höhe des 
Aufstiegs für die Beobachtung ausgenutzt wird, ist ein zwar kleinerer, aber immerhin auch ein Uebelstand, 
um so mehr, als das oberste Stück der Leine ja das steilste und also das am meisten Höhengewinn 
bringende ist. 
Eine dritte Methode, die in neuerer Zeit auf dem Blue Hill angewendet worden ist (vergl. Blue Hill- 
Bulletin No. 3, 1899), nämlich das Instrument an 15 bis 20 m langer Leine vom hinteren Rande der Vorder 
zelle des Hargrave-Drachens herabhängen zu lassen, scheint mir mehr die Nachtheile als die Vortheile 
beider Methoden zu verbinden. 
Hat man mehrere Meteorographen zur Verfügung, so kann durch die Anbringung eines zweiten solchen 
einige Hundert oder Tausend Meter unter dem ersten der Werth des Aufstiegs noch bedeutend erhöht 
werden. Auch diesen kann man entweder an die Leine hängen oder in einem Nebendrachen anbringen. 
Bei Verwendung von Hargrave-Drachen und Malay- Drachen habe ich, je nach der Windstärke, die 
in den Fig. 85a, b, c dargestellten Kombinationen zweckmässig befunden und viel angewendet. Die ange 
gebenen Windgeschwindigkeiten beziehen sich auf den Thurm der Seewarte (28 m über dem Boden, 58 m 
über der Elbe); auf dem Drachenplatz ist in 2m Höhe die Geschwindigkeit nur 2 / 3 der hier angegebenen. 
Die Vierecke bedeuten Hargrave-, die Dreiecke Malay-Drachen, letztere ohne oder mit Schwanz; der schwarze 
Punkt bedeutet das Instrument; neben den Drachen ist deren Tragfläche, nach der gewöhnlichen Be 
rechnungsweise, angegeben. Bei sehr schwachen Winden musste von der Verwendung des grossen (6 qm) 
Drachens abgesehen werden, weil der Malay-Drache ihn nicht aufheben konnte; vielmehr wurde diesem 
zuerst ein kleiner Hargrave nachgesandt, und dann mit dessen Hülfe noch ein 4 qm messender; bei Winden 
über 9 m pro Sek. wurde wiederum, aber aus anderem Grunde, entweder auf den 6 qm Drachen verzichtet 
oder letzterer allein hinaufgesandt, um unter den jetzigen Verhältnissen der Station kein Risiko zu laufen,
	        
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