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Full text: 24, 1901

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1901 No. 1 — 
nente derselben direkt sehen, die andere nur aus der Richtung und Spannung der Leine oder durch zufällig 
günstigen seitlichen Standpunkt erkennen kann. Die folgenden Beobachtungen sind hauptsächlich an Malay- 
Drachen gemacht, doch scheinen hei anderen Drachenformen die Bewegungen mehr dem Grade, als der 
Art nach hiervon abzuweichen. 
Bei schwachem Winde schwankt der Höhenwinkel des Drachens in weiten Grenzen, sowohl bei ver 
schiedenen Aufstiegen, als im Laufe desselben Aufstiegs in wenigen Minuten; der Grund dafür liegt vielleicht 
in aufsteigenden und absteigenden Luftbewegungen. In den Zeiträumen, wo der Wind zu schwach wird, um 
den Drachen zu tragen, zeigt dieser verschiedenes Verhalten: stand er niedrig, so sinkt er einfach, mit dem 
Schwanzende voran, herab; stand er hoch, so zeigt er, oft nach längerem haltlosem Taumeln,*) das Phä 
nomen des „Schwimmens“ oder des vogelgleichen Schwcbens. Dieses besteht darin, dass der Drache sich 
nach vornüber neigt und dann, die Leine lose hängen lassend, direkt oder schräge gegen den Wind 
vorwärts schwebt. Oft legt er dabei beträchtliche horizontale Strecken zurück und fällt nicht weit vom 
Anheftepunkt der Leine nieder. Noch öfter treibt der Drache, nachdem er kurze Zeit so geflogen ist, mit 
einem etwas stärkeren Windstosse nach Lee, steigt dann wieder höher und kommt zur Ruhe, wie dies Har- 
grave in seiner Mittlieilung an die Konferenz in Chicago beschreibt. (Aeronautics, 1894, S. 140.) Malay- 
Drachen machen dieses Manöver, wenn sie ohne Schwanz aufgelassen werden, bei leichtem Winde nicht 
selten, und beschreiben dabei, ehe sie sich sanft, mit dem Kopf voran, auf die Gesichtsseite zu Boden legen, 
einen oder mehrere Kreise, wie ein mächtiger Vogel herabschwebend. In der Regel sind sie vorher ausser- 
gewöhnlich hoch, in über 60° Winkelhöhe, gestiegen; in diesem Falle können sie sogar, während sie die 
Leine hängen lassen, über das Zenith ihrer Anheftestelle hinwegsehweben. Bei Hargrave-Drachen zeigt 
sich diese Bewegung viel seltener und bei frischerem Winde, wobei der Drache viel steiler herabschiesst und 
am Boden mehr oder weniger stark beschädigt wird. In dieser Form bildet die Bewegung die als „Tauchen“ 
(engl, „dive“) bekannte unangenehme Eigenheit mancher Drachen. Fig. 78 veranschaulicht diese Bewegungen 
des Drachens; ein annähernd gleiches Bild von der Bewegung eines bestimmten Zellendrachens giebt Har 
grave auf Taf. VI des Bandes 1895 des Journal of tlie R. Soc. of'N.S. Wales als denjenigen Fall, in welchem 
„tlie nearest approach to soaring has been attained“. Dieses vogelähnliche Schweben zeigt sich bei Malay- 
Drachen oft, die Anhängung eines Schwanzes ist jedoch ein sicheres Mittel gegen dieses sehr interessante, 
bei Drachen aber selbstverständlich sehr unerwünschte Verhalten. Interessant ist dasselbe besonders in der 
Hinsicht, dass das Voranschi essen des Drachens, ohne von der Leine gezogen zu werden, gegen den Wind 
unter zeitweise nur sehr geringem Höhenverlust, derselben geheimnissvollen Triebkraft entstammt, die den 
segelnden Vogel ohne Flügelschlag voran befördert. Von den 9 bis jetzt gebauten Treppendrachen zeigt ein 
einziger, vom „Frosch“-Typus, diese Tendenz, die übrigen, davon einige geometrisch ihm ganz ähnliche, 
nicht. Wie durch Anfügen eines Schwanzes, so wird auch durch Vorspannen eines zweiten, an den Rücken 
von diesem gebundenen Drachens diese Bewegung verhindert. Zu ihrer Vermeidung wurde eine Zeit lang 
hei den sehr steil steigenden Drachen des Blue Hill der oberen Fläche der hinteren Zelle statt der Wölbung 
eine verringerte Neigung gegeben („Penaud’s tail“); doch wurde diese Einrichtung später wieder verlassen. 
Wird anstatt eines Schwanzes eine runde oder halbrunde Trommel (aus über 2 Reifen gespanntem Zeug) vor 
das Schwanzende des Malay-Drachens so gebunden, dass der vom Drachen abströmende Wind durch sie hin- 
durchfliesst, so wird die Neigung zu diesem Schweben verstärkt, aber meist in mehr oder weniger seitlicher 
Richtung. War die Trommel gross, ihre Breite und Länge etwa , / 5 von jener des Drachens, so flog der 
Malay-Drache, statt aufzusteigen, wiederholt in geringer Höhe über dem Boden, mit schwach gespannter 
Leine, um 40 oder mehr Grad zur Seite und fiel dort nieder. 
Dies ist ein Uebergang zu der sogleich zu beschreibenden zweiten Art von Abweichung, nämlich der bei 
starkem Winde. Steigt die Windgeschwindigkeit auf 10 m pro Sek. und darüber, so beginnen auch sorg 
fältig gebaute Malay-Drachen, die bis dahin gut flogen, zur Seite zu neigen und zugleich sich zu senken, 
unter hoher Spannung der Leine. Bei Gespannen von Malay-Draclien, die mit zwei Leinen in der auf 
Fig. 25 angegebenen Weise hintereinander gefesselt sind, vollzieht sich dieser Vorgang in langsamer aber 
unwiderstehlicher Weise. Alle Drachen des Gespanns neigen dann, falls der oberste nicht erheblich kleiner 
*) Ein Versuch ergab ähnliche taumelnde Bewegungen hei einem (Treppen-) Drachen, der an zwei Schnüren, am 
Kopf- und Schwanzende, gefesselt war. wenn man die letztere Schnur nachliess und der Einfallswinkel des Windes auf die 
Draclienfläehen deshalb sehr klein wurde. Denselben Mangel an Stabilität muss man also erwarten, wenn die Kautschuk 
schnur in der „elastischen Bucht“ allzu dehnbar ist oder nachdem Marvin's „safety line“ gebrochen ist.
	        
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