Skip to main content

Full text: 24, 1901

76 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1901 No. 1 — 
Haspels in seiner Originalform findet man sowohl in Marvin’s mehrerwähnten „Instructions for aerial obser- 
vers“ (Weather Bureau, Circular K), als in der schönen Veröffentlichung des Maryland .Weather Service; 
an dieser Stelle begnüge ich mich, in Fig. IX, Taf. 4, eine etwas verbesserte Form desselben vorzuführen. 
Als nämlich im Frühling 1901 dem Verfasser dieses Berichts die Drachen-Ausrüstung der Deutschen 
Südpolar-Expedition übertragen wurde und bestimmt wurde, dass der Betrieb mit Menschenkraft erfolgen 
solle, hat er bei der Eimsbütteler Maschinenfabrik, vorm. Friedr. Filler, einen Haspel nach dem Modell 
desjenigen von Washington, jedoch mit einigen Abänderungen, in Auftrag gegeben. Die Abänderungen bestehen 
vor allem darin: 1) dass der Umfang der Trommel von 1.5 auf 1.2m verkleinert ist, und diese in zwei 
Hälften getheilt ist, auf die man Draht von zweierlei Stärke aufwickeln kann, und dass 2) der den Haspel 
tragende Drehtisch mittels einer Flügelschraube in jeder Lage festgestellt werden kann, damit er beim Ein 
hieven nicht sich locker arbeitet und dann zur Seite gedreht wird, was Gefahr für den Draht bringt. Minder 
wichtige Aenderungen sind: 3) zwei mit Filz belegte Platten werden durch Federn leicht an die Trommeln 
gedrückt und verhindern den Draht, wenn er ausser Spannung kommt, von der Trommel abzuspringen, was 
er infolge seiner Elastizität zu thun pflegt; durch zwei Flügelschrauben werden diese Federn regulirt; 
4) die Länge der einen Kurbel kann nach Bequemlichkeit verringert werden; 5) der Druck des Bremshebels 
kann durch ein Gewicht regulirt werden, mit dem man ebenso, wie mit der Bremsschraube auf der vor 
hergehenden Figur, bei gutem Winde längere Zeit den Drachen mit derselben Reibung auslaufen lassen 
kann, ohne die Bremse zu berühren; zugleich giebt seine Stellung einen Anhalt zur Beurtheilung der je 
weiligen Spannung im Draht; soll der Druck der Bremse ganz wegfallen, so werden Gewicht und Brems 
hebel auf den Kastenrand gehakt. Endlich ist 6) auf der Rückseite eine Vorrichtung angebracht, um 
die Dicke der Drahtlage zu messen und danach die Angaben des Zählwerks zu korrigiren. Die übrigen 
Tlieile sind genau jenen des Washingtoner Haspels nachgebildet. Der auf dem Draht ruhende Bügel aus 
leichtem Aluminiumrohr spielt auf einem Gradbogen so, dass er den Winkel angiebt, den der Draht beim 
Verlassen der Trommel mit dem Horizont bildet. Dieser Gradbogen wird durch ein Gewicht in bestimmter 
Lage zur Lothrichtung gehalten. Bügel, Gradbogen und Zählwerk sitzen auf der Achse der Trommel lose 
auf und können leicht abgenommen werden. 
Im Frühjahr 1902 habe ich, auf Ersuchen von aussen, wiederum mehrere Drachenhaspel bauen lassen, 
denen ich die durch das Lichtdruckbild Fig. IX und die Arbeitszeichnungen Fig. 75 u. 76 dargestellte Form 
gab. Der Aluminiumbügel und der Gradbogen zur Messung des Abgangswinkels des Drahtes sind in Weg 
fall gekommen, weil diese Messung passender mit demselben Pendelquadranten geschieht, mit dem die 
Winkelhöhe des Drachens bestimmt wird. Von den eben angeführten Aenderungen an der amerikanischen 
Winde ist die Verkleinerung des Trommelumfangs auf 1.2 m, die Feststellung des Drehtisches mit Flügel 
schraube (/der Figuren) und die Aenderung der Kurbeln beibelialten, die besondere Vorrichtung zur Messung 
der Dicke der Drahtschicht fortgelassen. Der Druck des Bremshebels bh wird durch die Schraube s oder 
mit der Hand regulirt; die Filzkissen kk, die sich beim Gebrauch als vortheilhaft erwiesen haben, werden 
nicht mehr durch Federn, sondern durch das Gewicht der Hebel g an die Trommel gedrückt, die mit dem 
Bremshebel auf derselben Achse «2 sitzen. Die beiden durch eine Rippe getrennten Hälften der Trommel 
sind von ungleicher Breite, 5.5 und 10.5 cm im Lichten; die schmale Hälfte ist für 2 —B km dünnen (0.7mm) 
Drahtes bestimmt, die breite für etwa 6 km dickeren Drahtes, der oben mit ca. 2km von 0.8 mm Dicke 
beginnt, nach innen auf 0.9 und event. 1.0 mm Dicke übergeht. Die beiden Hälften sind aber nicht getrennt 
zu bewegen, sondern bilden ein einziges mit Federkeil auf der Achse a,\ aufsitzendes Gussstück. Die Lager, 
in denen diese Achse sitzt, können aufgeklappt und die Trommel herausgehoben werden. In der mittleren 
Rippe r der Trommel befindet sich ein Einschnitt zur Aufnahme einer Schlangenkausch am inneren Ende 
des dünneren Drahtes; die Kausch wird durch ein Holzstück und durch einen eisernen Bügel festgeklemmt, 
welcher auf die Rippe geschraubt wird und deren Lücke schliesst. Diese Vorrichtung dient zum Arbeiten 
mit kombinirbarer Leine, siehe Abschnitt 7. 
Das Zählwerk greift beim Aufsetzen auf die Achse mit seinem äusseren Zahnrad in eine Schnecke ein, 
die auf der Achse festsitzt; durch einen Stift, der in eine, an der Innenwand des Kastens befindliche Feder 
einspringt, wird das Zählwerk verhindert, den Drehungen der Achse zu folgen. Der Draht ee dient zur Ab 
leitung der atmosphärischen Elektrizität, durch Vermittelung der Kreisschiene auf welcher der Tisch ruht. 
Die Feder d bildet mit dem Haken h und dem auf einem Gradbogen spielenden Aluminiumzeiger i das ein 
fache Dynamometer zur Messung der Spannung im Draht, das bei jeder Pause im Einholen oder Auslassen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.