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Full text: 24, 1901

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte —- 1901 No. 1 
Als Material für diese Verbindungen dient bei grösseren Drachen Eisenblech (Weissblech) von 0.6 und 
0.4 mm Dicke, und Schrauben, sowie Muttern aus Messing. Für die kleineren Drachen Magnaliumblech, von 
0.5 mm, und Muttern aus Magnalium. Das Magnalium, die von Dr. Ludwig Mach entdeckte Legirung von 
Aluminium und Magnesium, eignet sich für diese Zwecke vortrefflich, da es bei einem spezifischen Gewicht 
von nur 2.2 die Felder des Aluminiums nicht theilt; es ist weit härter und bruchfester als dieses, und lässt 
sich fast so gut bearbeiten wie Messing. Es lässt sich sehr gut feilen, sägen, bohren und fraisen, auch 
die Bleche vertragen das Stanzen, Falzen u. s. w. sehr gut, wenn etwas auf die Bichtung der Faser ge 
achtet wird.*) 
Rohre werden, so viel mir bekannt, zur Zeit noch nicht aus Magnalium angefertigt. Anderenfalls 
würden solche als Ersatz für Holzleisten und Bambusstäbe sehr in Betracht kommen, wie denn überhaupt 
dem Magnalium, sowie den ähnlichen Legirungen des Aluminiums mit einigen anderen Metallen, wie Nickel, 
Wolfram, eine grosse Zukunft in der Drachentechnik und Luftschiffahrt gesichert erscheint. Der Preis des 
Magnaliums ist schon jetzt, dem Volum nach, wenig theurer als Messing (Gussstücke 10 M. pro kg), das es 
dabei an absoluter Festigkeit übertrifft. Aluminiumrohre sind zu Drachengestellen von Herrn Teisserenc de 
Bort eine Zeit lang verwandt, aber jetzt durch Fichtenholz ersetzt worden. 
Für Verbindungen, die sich leicht wieder lösen lassen sollen, ist die in Fig. 52 dargestellte Weise sehr 
vortheilhaft: eine Schnur von passender Stärke und zum Binden bequemer Länge wird auf die Holzleiste 
mit „Pechdraht“ festgelascht und diese dann mittels dieses Bendseis an die beabsichtigte Stelle mit Schleife 
festgebunden. 
Die nöthige Steifigkeit erhalten die amerikanischen Zellendrachen durch Diagonaldrähte in allen Rich 
tungen. Hierzu wurde anfangs Phosphorbronze angewandt, in neuerer Zeit aber derselbe Stahldraht, der 
als Leine dient, oder dünnerer. Die gute Befestigung dieser Drähte ist nicht leicht, da bei einem blossen 
Herumwickeln um die Stangen des Gestells der harte Draht sich zuerst nur in losen Ringen um das Holz 
legt und erst später sich den Ecken anschmiegt und dabei lose wird. Auf dem Blue Hill sind Schrauben 
oder Muttern angewandt worden, um sie zu spannen und nachzuholen. Für denselben Zweck habe icb anfangs 
an abgemessene Drahtlängen an einem Ende eine Oese, am andern einen Messingring sorgfältig anspleissen 
lassen und dann den letzteren durch eine kurze Schnur an die Gestell-Ecke herangezogen und gebunden, die 
leicht nachgespannt werden kann. Gegenwärtig indessen ziehe ich dasjenige System vor, welches am Marvin- 
Drachen durchgeführt ist: alle Drähte genau abzumessen und an ihren Enden mit je einer Oese („Auge“), 
s. Fig. 53, von nur ca. 2 mm Durchmesser zu versehen, die durch eine ca. 40 mm lange Splissung gehalten wird. 
Diese Oesen sind durch Stifte gehalten, die in verschiedener Weise in den Winkelblechen festgehalten werden. 
Beim Aufschlagen des der Seewarte aus Washington zugesandten Drachens erwiesen sich alle Drähte bis 
auf einen in richtiger Spannung, sobald alle Holzleisten in ihre richtige Lage gebracht waren — ein Re 
sultat, das freilich nur durch sehr präzise Arbeit erreicht werden kann, aber uns dann auch aller Sorge 
um die richtige Gestalt und Festigkeit des Drachens überhebt. In derselben Weise sind später eine Anzahl 
Drachen mit annähernd eben so gutem Ergebniss hier gebaut worden, wovon ein Theil zur Ausrüstung der 
deutschen Südpolar-Expedition gehörte. 
Die Festigkeits-Bedingungen bei Drachengestellen sind im wesentlichen dieselben, wie bei Dach- und 
Brücken-Konstruktionen, nur ist der Winddruck bedeutend schwieriger in Rechnung zu ziehen, als das bei 
jenen vorherrschend wirksame Gewicht. Immerhin lassen sich jedenfalls die für jene Konstruktionen aus 
gearbeiteten Methoden, namentlich die graphischen, mit Vortheil auch beim Drachenbau anwenden. 
Der Bezug. Als Bezug muss ein leichter, aber dichter und fester Baumwoll- oder Seidenstoff ge 
wählt werden. In dem ausführlichen Berichte vom Blue Hill 1897 wird „Nainsook“ als der geeignetste Stoff 
bezeichnet, und in der That hat sich der Vorrath von diesem Baumwollstoff — in Deutschland als Nanzuk 
oder als Batist bezeichnet — den ich wiederholt aus England (Bradford) habe kommen lassen, als ein gleich 
zeitig so leichter und relativ dichter und fester Stoff erwiesen, wie ich ihn in Hamburg trotz allem Suchen 
nicht habe finden können, da so feine Futterstoffe in Deutschland nicht üblich sind und die bei uns (be 
sonders im Eisass) fabrizirten Ballonstoffe zwar vorzüglich, aber nicht so leicht sind, zugleich auch viel 
*) Alle diese Verbindungsstücke in Weissblecli, Messing und Magnalium können von Herrn Gudenberg, Klempner 
und Mechaniker in Hamburg-Eimsbüttel, Bismarckstrasse No. 35, bezogen werden.
	        
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