W. Koppen: Erforschung der freien Atmosphäre mit Hülfe von Drachen.
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Der schöne Aufstieg zu Arlington — wie die „kite farm“ des Weather Bureau’s hei Washington selbst
heisst — am 12. Mai 1898 möge hier als Probe für das Verhalten der in den Gleichungen (1) bis (3), S. 12,
enthaltenen Grössen während eines Aufstiegs ausführlicher Platz finden; 9 und t sind unbekannt, 9 jedoch
wahrscheinlich sehr nahe den in der letzten Rubrik aufgeführten Werthen, d. i. </> + (</>—9') oder y + cr'.
Zeit
JF_
9'
h
l
t'
a'
ff+q"
6 h 10 m
a. m.
37°
1U
1260 m
2134m
16 kg
23°
60°
6
15
»
43
25
1438 »
2134 s
20 »
18
6i
6
45
»
41
20
1771 »
2743 >
22 »
21
62
7
30
41
21
1972 *
3048 »
24 »
20
61
7
40
43
24
2052 »
3048 »
27 »
19
62
8
00
*
42
21
2177 »
3353 5
30 »
21
63
8
15
»
41
20
2361 »
3658 »
33 »
21
62
8
30
»
44
23
2503 »
3658 »
34 »*)
21
65
8
45
2>
46
38 ?
2404 »
3353 »
33 s
8 ?
54 ?
9
00
»
46
30
1956 »
2743 *
27 »
16
62
9
22
53
40
1452 »
1829 >
25 »
13
66
)
also t
jtv —
lo.e.
Bei den Drachenaufstiegen in Hamburg hat sich im allgemeinen — um einen ungefähren Anhaltspunkt
zu geben — gezeigt, dass der Marvindrache der Seewarte von (P/s qm Tragfläche hei einem Winde, der
in Anemometerhöhe 6—10 m pro Sek. betrug, ausser dem Instrument von Kilogramm-Gewicht noch 2 km Draht
von 0.8 mm Durchmesser, oder 2 , / 2 km solchen von 0.7 mm, also etwa 8 kg Draht, trägt, ehe der Abgangs
winkel des Drahtes am Haspel gegen den Horizont auf weniger als 15° herabsinkt. Die Wirkung des In
strumentes ist dabei annähernd der eines gleichen Gewichtes Draht gleichzusetzen, also V« km 0.8 mm-Draht
oder 1 / 3 km 0.7 mm-Draht. In der Praxis zeigt sich dabei kein merkbarer Unterschied in der Steighöhe u. s. w.,
ob .nun das Instrument unter dem Drachen an der Leine befestigt sei oder in dem Drachen seihst.
Ausserordentlich günstig stellten sich die Verhältnisse bei dem von Assmann im Augustheft 1900 vom
„Wetter“ beschriebenen Hochaufstieg auf dem Berliner Aeronautischen Observatorium am 26. Juli d. J. Zwei
Drachen von zusammen nur 6 qm Tragfläche hoben unter einem Zuge f von nicht über 30 kg 3125 m
Draht von 0.8 mm Durchmesser nebst dem Apparat von 1,5 kg. Der Höhenwinkel der Drachen <j stellte sich,
als hei dieser Länge eine Pause gemacht wurde, auf 47°; aus Fig. 75 in Marvin’s Abhandlung oder aus
Formel (27) derselben Abhandlung ergiebt sich bei c/> = 47°, 9 = 60° vorausgesetzt, 9' zu 27°. Obige
Drahtlänge gieht unter diesen Umständen li zu 2286—30 = 2256 m; tvh also zu etwas über 9 kg, t zu
höchstens 39 kg, t/w also im Maximum zu etwa, 9.3. Nach der Formel der reinen Kettenlinie sollte unter
diesen Umständen h — 9.3 (1—0.56) = 4.1 km sein; wenn wir aber 9 zu 55° annehmen, wobei 9' sich zu
36° ergiebt, sollte h — 9.3 (1—0.71) = 2.7 km sein, was der wirklichen Höhe schon ziemlich nahe kommt,
besonders da 9.3 nur ein Maximalwerth ist, und da bei der Rechnung auf das Gewicht des am Draht hängen
den Instrumentes keine Rücksicht genommen ist.
Natürlich sollen hier diese Berechnungen, wo doch 9 und 9' nicht bekannt sind, nur zur ersten Orien-
tirung über die in Betracht kommenden Grössen dienen. Das aber ergiebt sich aus dem Aufstieg vom
26. Juli direkt, dass unter günstigen Umständen 6 qm Tragfläche — und das ist auch die Grösse des Marvin-
drachens der Seewarte — 3125 m Draht von 0.8 mm Stärke tragen können. Vom 0.7 mm-Draht hätten sie
unter diesen Umständen noch ca. 30 % mehr, also über 4000 m tragen und damit eine Höhe von 3 km er
reichen können und dabei, wenn der Wind oberhalb 2256 m nicht stärker war, unter einer Spannung, die
auch hei diesem Draht nur etwa l ,! 3 der Bruchfestigkeit betragen hätte.
Auch in Hamburg konnten (am 25. August 1900) mit 6 qm Drachenfläche 3000 m von 0.8 mm-Draht
emporgetragen werden, trotzdem der Wind nur massig war und der Zug des Drachens zu nur 21kg ge
messen wurde. Dabei sank aber der Abgangswinkel des Drahtes schliesslich auf 3° herab, sodass einge
hievt werden musste und der Versuch, wegen der Gefahr des Festhakens, nicht wiederholt wurde.
Da es klar ist, dass man in diesen Fällen mit derselben Spannung bei Anwendung eines leichteren
Drahtes erheblich grössere Höhen hätte erreichen können bezw. die Drahtlänge durch steileren Winkel zum
Horizont mehr ausgenutzt haben würde, so ist die Frage entscheidend, welche Spannungen im Draht man
bei gegebener Drachenfläche zu gewärtigen hat? Da der Druck des Windes auf eine Fläche mit dem