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Full text: 24, 1901

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1901 No. 1 — 
grösseres 8 als 48° ergeben; es waren in den zwei ersten und dem fünften Aufstieg Gespanne von 2 bis 8 
Malay-Drachen, im dritten und vierten ein selbstgemachter Kastendrachen. Aber auch bei den weiteren 
Aufstiegen, bei denen der Originaldrachen aus Washington zur Verwendung kam, gehen die berechneten 8, 
die meist 50°—62° betragen, dreimal auf 42°—43° herunter. In den beiden ersten dieser Fälle (8./11. u. 10./11.) 
war die „safety line“ von Marvin offenbar schon im Anfang gebrochen; am 17./8. 1900 herrschte leichter 
Ostwind. In allen Fällen nach Mitte November 1899 kam eine elastische Bucht zur Verwendung und ist 
die, Versuchs halber, noch daran gelassene „safety line“ nicht mehr gebrochen. 
In allen Fällen der obigen Tabelle hat die Rechnung bei längerer Leine ein kleineres 8 ergeben, als 
bei kurzer. Man kann mit Zuversicht annehmen, dass dies nicht der Wahrheit entspricht, sondern nur dem 
Umstande zuzuschreiben ist, dass in der vom Wind gedrückten Kettenlinie er nicht, wie in der zu Grunde 
gelegten reinen, kleiner, sondern mindestens gleich ist er'. In der That giebt die einfache Summe </>-fer' bei 
Drachenaufstiegen eine konstantere Grösse und damit einen wahrscheinlicheren Werth für 9, als der aus 
der reinen Kettenlinie folgende ist, wie ein Blick auf die Tabelle zeigt. Im Mittel der Aufstiege mit 
elastischer Bucht ergiebt sich y+a' bei kurzer Leine = 58°, bei langer 57°, während das aus der reinen 
Kettenlinie berechnete 0 bei kurzer = 57‘/j 0 , bei langer = 53° sich stellt. In der Summe <{+</ hat man 
also ein sehr einfaches Mittel, den wahrscheinlichen Werth von 6 festzustellen. 
Zusammengesetzte Kettenlinie bei Verwendung von Hülfs- oder JVebendrachen. Hat der 
Drache eine Höhe erreicht, bei welcher der Abgangswinkel des Drahtes 6’ auf den Werth herabgesunken 
ist, den man sich, je nach den örtlichen Umständen etc., als Grenze gesetzt hat, z. B. auf 20°, so giebt es, 
wenn man von einer festen Station und nicht etwa von einem Schiffe oder dergleichen aus operirt, kein 
anderes Mittel, ihn höher zu bringen, als die Hinzufügung weiterer Drachen, die in passender Weise an der 
Leine befestigt sind und diese tragen helfen. Hat aber die Spannung t am Drachen gleichzeitig einen Werth, 
den man nicht überschreiten will, so darf der neue Drachen nur den Zug t — t' ausiiben, wenn man auch 
unter ihm den gleichen Draht benutzen will. Dieser Werth ist im allgemeinen zu klein, um ein solches 
Verfahren praktisch erscheinen zu lassen. Man wird in der Regel vorziehen, einen etwas grösseren Drachen 
zu nehmen und entsprechend dem stärkeren Zuge zugleich zu stärkerem Draht überzugehen. 
An die erste Kettenlinie setzen wir also eine zweite an. Aber diese beginnt unter einem minder 
günstigen Winkel, als die erste, und kann daher auch viel weniger Höhe liefern, als jene. Die Arbeit des 
Einhievens aber, mit der jedes Meter Höhe erkauft wird, ist dabei für jede folgende Kettenlinie beträchtlich 
grösser, als für die vorhergehende, erstens durch die Hinzufügung neuer Drachen und zweitens durch die 
Verringerung des Winkels, den der Draht mit dem Horizont bildet. Denn diese Arbeit ist gleich der 
jeweiligen Spannung, dividirt durch den Sinus dieses Winkels. Innerhalb jeder Kettenlinie wird die Aende- 
rung des Winkels theilweise durch die Abnahme von £' kompensirt: die Arbeit pro Meter Höhe muss — 
immer eine reine, nur von der Schwere beeinflusste Kettenlinie vorausgesetzt — von 8' = 60° bis 6' = 45°, 
sogar um 15% abnehmen, dann wieder zunehmen und bei 8' — 30° wieder 15%, bei 8' = 20° schon 56% 
grösser sein, als bei 8’ = 45? 
Um uns die Verhältnisse einer zusammengesetzten Kettenlinie, vom Winddruck auf den Draht abge 
sehen, zu veranschaulichen, wollen wir einen einfachen Fall nehmen. Es werde jedesmal, wenn der Abgangs 
winkel des Drahtes auf einen gewissen Grenzwerth herabsinkt, durch Hinzufügung neuer Drachen der Zug 
im Draht verdoppelt und zugleich ein stärkerer Draht genommen, so zwar, dass der Bruch tjiv stets auf den 
selben Werth zurückgebracht werde, den er am obersten Drachen besitzt. Der Winddruck sei in der 
ganzen Atmosphäre und während der ganzen Dauer des Versuchs derselbe. Die unteren Enden der Ketten 
linien l\, 12, h, h bilden mit dem Horizont, nach dem Wortlaut der Aufgabe, überall denselben Winkel 0'; 
die Drachen ziehen ebenfalls überall unter demselben Winkel 8, aber nur bei h ist dies auch der Winkel, 
unter dem das betr. Glied der Kettenlinie beginnt, bei den folgenden Gliedern halbirt ihr oberes Ende den 
Winkel zwischen der Zweigleine und dem unteren Ende des nächsthöheren Gliedes, und ist dessen Neigung 
also, wenn die Zweigleine kurz ist, = '/2 (6 + 8'). Nennen wir, der Kürze halber, die immer wiederkehrenden 
Grössen 
cos 8 
cos '/2 (8+8')
	        
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