Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1901 No. 3 —
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liehen Windrichtung in Tabora fast nur die südöstliche auf, während die Monsunmonate eine grössere Wind
zersplitterung nach der Richtung mit grösserer Neigung zu nördlichen Luftströmungen bringen. Dies Vor
herrschen östlicher Luftströmungen ist für das ganze Gebiet charakteristisch, wie ja auch an der Küste der
jahreszeitliche Windwechsel sich im Durchschnitt nur zwischen NE und SE bewegt; es findet dies seine Be
gründung darin, dass das äquatoriale Ostafrika in allen Jahreszeiten eine positive thermische Anomalie, der
äquatoriale Theil des indischen Ozeans eine negative aufweist. Wie Südasien in seinem Sommer die See
winde ansaugt, so thut es das äquatoriale Ostafrika das ganze Jahr; diese östliche Strömung wird jahres
zeitlich modifizirt durch den Wechsel von Monsun und Passat, oder durch die nord-südliche Wanderung des
zentralen Theiles des Auflockerungsgebietes in Afrika.
Zur Passatzeit ist in Afrika der östliche Charakter der Strömung schärfer ausgeprägt, als es die Erd
rotation verlangt. Im Nordosten des Gebietes stärkt der Anschluss an den asiatischen Nordost-Monsun diese
Strömung, während im Innern die nördliche Strömung in dieser Jahreszeit (Südsommer) selbständiger dem
nach Süden gewanderten Mittelpunkt des Auflockerungsgebietes folgt und so auch zu nordwestlichen und
westlichen Winden Veranlassung giebt. Die täglichen Erscheinungen des Land- und Seewindes, des Berg-
und Thalwindes lagern sich über diese Grundströmungen und verdecken sie unter besonderen Umständen
fast ganz.
Das Seeengebiet. Ein ausgezeichnetes Beispiel für den letzteren Fall bietet der Viktoria-Nyanza.
Das tägliche Phänomen des Land- und Seewindes, wie es durch die 68500 qkm grosse Seefläche erzeugt
wird, lässt hier den jahreszeitlichen Windwechsel fast völlig zurücktreten. Am Westufer des Sees in Bukoba
überwiegt in allen Monaten des Jahres um 2 p der Seewind, um 9 p der Landwind. Um 7" schliesst sich
die vorherrschende Windrichtung in den meisten Monaten der nächtlichen an; doch kommt in einzelnen
Monaten (April —Juni 1897; Januar 1898) schon so früh der Seewind zur vorwiegenden Ausbildung. Am
Südufer in Muansa wird der nördliche Seewind um 2*’ nur im Juni und Juli vom Südost-Passat übertroffen.
Um 7 a hat der Landwind im ganzen Jahr die Oberhand, während um 9? i. A. der Seewind noch vorherrschte;
in der Zeit vom April 1894 bis August 1895 waren um 9 ; ' nur im April, Juli und August 1895 Landwinde
häufiger. Das starke Vorherrschen der östlichen Winde hat für Bukoba eine ziemlich hohe jährliche Regen
summe zur Folge, während am Südufer die Passatmonate ziemlich trocken sind. Der Juni ergab unter
30 mm Regen. Eine Regenpause im Sommer fehlt hier wie in den zentralen Theilen der Kolonie. Auch
Ujiji am Tanganyikasee zeigt diese Regenvertheilung; leider fehlen von dort Windbeobachtungen.
Auch der Nyassasee scheint wie der Viktoriasee ein prävalirendes System von Land- und Seewinden
zu erzeugen. Auf den im Norden des Sees gelegenen Stationen Ikombe (Beob. Februar 1896 bis Dezember
1897 und April bis September 1898), Wangemannsköh (Beob. 1893), Manow (Beob. Jahr 1893, Januar 1895
bis Juni 1896) und Rutenganio (Beob. November 1898 bis April 1899) herrscht um 2 p das ganze Jahr hin
durch ein direkt südlicher Seewind vor. In Wangemannshöh weicht er im Januar und Februar einem süd
westlichen Seewind, im März herrscht starke Zersplitterung. In Manow war der häufigste Wind um 2 p statt
Süd Südost im Mai, August und Sept. 1895 und April Ins August 1893. Der Landwind früh und abends
bläst in Ikombe vorwiegend aus N bis NE im Winter, während er im Sommer meist durch einen westlichen
bis nordwestlichen Wind verdrängt wird. In Wangemannshöh überwiegt früh eiu Landwind aus nördlicher
bis westlicher, abends aus nördlicher bis nordöstlicher Richtung. In Manow im NW des Sees endlich weht
um 7" und fit'der Landwind meist von N bis NW, nur in den Aequinoktialmonaten März—Mai, September
bis November überwiegt schon um 7" der südliche bis südöstliche Seewind. Leider sind von den englischen
Stationen, die unmittelbar am See liegen, keine Windhäufigkeiten veröffentlicht. Die weiter im Süden ge
legenen sind offenbar vom See kaum mehr in ihren Windrichtungen beeinflusst.
Die folgende Tabelle X giebt mittlere Windhäufigkeiten für ein Durchschnittsjahr für 14 Stationen in
den verschiedenen Gegenden des Gebietes. Bei fast allen sind die Windrichtungen von NE—SE denjenigen
von NW—SW in der Gesamtzahl überlegen. Nur Bukoba, Manow und Wangemannshöh machen hiervon
eine Ausnahme, Manow und Bukoba, weil der dort um 7 a noch wehende Landwind in der Gesamtsumme
die westliche Richtung in den Vordergrund stellt; Mittags überwiegen dafür dort die östlichen Winde um
so mehr (67°,' 0 gegen 8%). Bei Wangemannshöh lässt das im Osten ansteigende Gebirge die östlichen
Winde nur in dem abendlichen Fallwind überwiegen.
Stürme. Von besonders heftigen Winden sind aus verschiedenen Theilen des Gebietes hauptsächlich
solche aus östlicher Richtung meist gegen Abend bekannt geworden, z. B. in Tabora und am Kilimandjaro.