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Rr. H, Maurer: Zur Klimatologie von Deutsch-Ostafrika.
Arehiv 1901. 3.
zeigen. Von da ab entwickelt sich in der Nacht ein ebenfalls kühler südlicher bis südwestlicher Landwind,
der die Temperatur stark weiter sinken lässt. Fast jeden Morgen kommt es zur Thaubildung, im Norden
der Küste auch mitunter, wenn der Seewind wieder einsetzt, zum Regnen. Es ist dies die dritte Regenzeit,
die gegen Ende der Südost-Monsunzeit, wenn die Windstärke schon nachlässt, im Norden auftritt, im
Süden aber, der weiter von der ansaugenden Zone entfernt liegt, völlig fehlt. Reim Uebergang des Land
windes in den Seewind zeigt sich ein schwaches sekundäres Minimum der Windgeschwindigkeit. Am Tage
steigt die Temperatur auf dem Lande rasch und der Wind von der See erreicht schon bald nach Mittag
seine grösste Stärke. Zur Erläuterung dieser Verhältnisse kann die Tabelle VII dienen, die die prozen
tischen Windhäufigkeiten im Mittel aus den Eeobachtungen von 4 Jahren in Tanga und Lindi zeigt. In
den Zusammenfassungen der nördlichen und südlichen Richtungen sind die Winde aus E und W auf beide
gleich vertheilt.
Die ausgesprochener südliche Strömung im Norden der Küste in den Wintermonaten tritt deutlich her
vor. In Lindi machen sich untertags östliche, ja sogar nordöstliche Winde bemerkbar, die in Tanga ganz
fehlen. Ebenso spricht die geringere Ausbildung der Windstillen am Morgen und Abend in Tanga für die
grössere Lebhaftigkeit der Monsunströmung.
September — November. Rückt in den folgenden Monaten die Sonne und mit ihr die Zone grösster
Erwärmung weiter nach Süden, so dreht sich die vorherrschende Windrichtung weiter nach Osten, während
zugleich die Intensität der Strömung nachlässt. Solange am Tage der östliche, allmählich mehr und mehr
in Nordost übergehende Seewind weht, kommen keine starken Temperaturänderungen zu Stande; kühlt sich
aber das Land hinreichend ab, sodass in der Nacht der Landwind aufkommt, so tritt von diesem Augen
blick an eine rasche Abnahme der Temperatur ein. Die Uebergangszeit, in der diese verschiedenen Luft
strömungen bei geringer Stärke sich mischen, giebt zu Niederschlägen Veranlassung; es entsteht die kleine
Regenzeit, die im Norden der Küste in den November fällt. Zunächst sei hier die weitere Entwicklung im
Norden beschrieben. Die Tageszeit des Minimums der Windgeschwindigkeit, das mit dem Uebergang des
Seewindes in den Landwind zusammenfallt, verspätet sich immer mehr, das zweite Minimum am Morgen
wird zum Hauptminimum, und schliesslich verschwindet der Windwechsel der Nacht ganz. Die nordöstliche
Luftströmung, die, an den asiatischen Nordost-Monsun angeschlossen, den Tag über sehr kräftig weht, dauert
nun auch die ganze Nacht hindurch an. Eine merkliche Abkühlung tritt in der Nacht kaum mehr ein.
Dezember—Februar. In dieser Zeit der kräftigsten Entwicklung des Nordost-Monsuns haben die
Niederschläge aufgehürt; es ist die Lause zwischen den zwei Regenzeiten eingetreten. Die Zahlen für Tanga
im Sommer in Tabelle VII zeigen deutlich dies starke Vorherrschen der Nordwinde, auch morgens und
abends sind sowohl Stillen wie südliche Windrichtungen durchaus in der Minderheit.
Im Süden dagegen bleiben ähnliche Verhältnisse, wie sie im Norden im November bestanden, von De
zember ab für die folgenden Zeiten bestehen. Wenn auch nachmittags die nordöstliche Luftströmung stark
überwiegt, weicht sie doch abends der Windstille und gegen Morgen südlicheren Winden. Durch diese
Mischung verschiedener Luftströmungen erhält sich die Regentendenz auch in den folgenden Monaten und
eine Trockenpause zwischen den Regenzeiten kommt nicht mehr zu Stande oder ist nur von kurzer Dauer.
Die Regen währen hier bis in den Mai, während im Norden erst im März der Regen von neuem einsetzt.
März—April. Die Sonne ist dann wiederum zurück nach Norden gegangen und das Gebiet grösster
Erwärmung der Gegend wieder näher gerückt. Die vorherrschende Windrichtung hat deshalb von Nordost
über Ost zurückgedreht und die Luftbewegung nachgelassen. Es mischen sich wieder in den verschiedenen
Höhenlagen Luftmengen von verschiedenen Temperaturen und Feuchtigkeitsgehalten, w T as zu reichlichen Nieder
schlägen Veranlassung giebt. Die grosse Regenzeit ist herangekommen. Die Hauptniederschläge fallen bei
höchstem Sonnenstand, und dies geht mit so grosser Regelmässigkeit vor sich, dass im April 1896 und April
1899 in Daressalam im Monatsmittel die Temperatur im Mittag niedriger als um 11“ und um V war.
Noch während der grossen Regenzeit im Monat Mai wird der SE-Wind vorherrschend. Während er an In
tensität zunimmt, lassen die Regen nach, und es entwickelt sich von neuem die relativ trockene, kühle Zeit
des Südost-Monsuns.
Die Küste. In der Mitte der Küste findet ein Uebergang von dem nördlichen zum südlichen Typus
statt, insofern die Regenpause zwischen den zwei Regenzeiten kürzer und weniger intensiv als im Norden
ist. In den einzelnen Jahren erobert bald der nördliche, bald der südliche Typus mehr Gebiet. Die Ge