Prof. Dr. W. J. van Bebber: Wissenschaftliche Grundlage einer Wettervorhersage etc.
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Typus I (W—NW) ist kalt in allen Jahreszeiten, namentlich in der wärmeren Jahreszeit; nur in den
Wintermonaten nähert er sich den durchschnittlichen Wärmeverhältnissen.
Typus II (zentral) ist im allgemeinen kalt in allen Jahreszeiten; nur im Sommer zeigt er ausgesprochene,
wenn auch geringfügige positive Abweichungen. Dasselbe Verhalten fand ich auch in meiner Untersuchung
„Das Wetter in den barometrischen Maxima“. Ich bemerkte damals:
„Die zentrale Lage ist in Bezug auf die Temperatur-Abweichungen im Jahresdurchschnitte negativ, am
meisten negativ für die südlichen Gebietstheile, in welchen Nordostwinde vorherrschen. In allen Jahreszeiten
ist die mittlere Temperatur-Abweichung negativ, am meisten zur Winterszeit, nur die Monate von Mai bis
Juli zeigen einen geringen Wärmeüberschuss; die Abweichung im August ist wieder entschieden negativ. Es
erscheint bemerkenswerth, dass die negativen Abweichungen im Winter gegenüber denjenigen in den anderen
Lagen sehr gering sind, während im Sommer die Temperatur-Verhältnisse mitten im Maximum einen nahezu
normalen Werth haben. Dieses Verhalten steht nicht im Einklänge mit den Bemerkungen, welche man
vielfach zur Charakteristik des Wetters in den Maxima angeführt findet, nämlich, dass diese sich auszeichnen
durch grosse Hitze im Sommer und strenge Kälte im Winter. Im allgemeinen trifft diese Bemerkung nicht
zu, wohl aber in Einzelfällen (die leider gerade in der Meteorologie nur zu oft als Beweise angeführt werden
und der Wissenschaft sehr viel geschadet haben), in welchen die Ein- und Ausstrahlung unter günstigen
Verhältnissen längere Zeit gewirkt haben. In den allermeisten Fällen ist es der Lufttransport, welcher das
Uebermaass oder den Mangel der Wärme in unseren Gegenden der Hauptsache nach bedingt.“
„Man könnte noch einwenden, dass die hier in Betracht kommenden Temperatur-Abweichungen sich
nur auf 8 Uhr morgens beziehen, während die höchsten Temperaturen in den ersten Nachmittagsstunden,
insbesondere in der wärmeren Jahreszeit, in den barometrischen Maxima einen beträchtlich hohen Werth
erhalten müssten. Um hierüber Klarheit zu gewinnen, wurde die Untersuchung auch für 2 Uhr nachmittags
durchgeführt. Hierbei wurde auch gleichzeitig die Höhe des Kernes des barometrischen Maximums in Be
tracht gezogen, indem ja in der Regel die höheren Maxima auch eine grössere Beständigkeit nachweisen,
als minder hohe. Maxima über 780 mm waren in dem Zeiträume 1881 bis 1890 3 zu verzeichnen und zwar
für die kältere Jahreszeit (Januar). Diese ergaben folgende Abweichungen: 8 Uhr morgens für Hamburg
—3.7°, für Neufahrwasser —2.7° und für München —1.0°, für 2 Uhr nachmittags resp. —2.0°, +1.7°, —2.0°;
aus diesen wenigen Angaben ist eine Schlussfolgerung natürlich nicht zulässig. Allerdings ist in den zen
tralen Maxima die Temperatur um Mittag gewöhnlich höher, als am Morgen, allein dieser Betrag zeigte sich
durch die Untersuchung durchschnittlich so unbedeutend, dass die oben aufgestellte Behauptung keineswegs
umgestossen wird. Auch die Höhe der Maxima scheint an und für sich durchschnittlich wenig Einfluss auf
die Temperaturen in denselben zu haben.“ —
Typus III (N - NE) zeigt für alle Gebietstheile in der Jahresperiode einen ziemlich regelmässigen Ver
lauf: im Winter ist er sehr kalt, im Frühjahr nimmt er rasch an Wärme zu, im Sommer hat er nicht un
erhebliche positive Abweichungen, die nach dem Herbst hin entschieden in negative übergehen.
Typus IV (E—SE) ist im allgemeinen ein warmer Typus, nur im Winter zeigt er entschieden negative
Abweichungen, wogegen der Sommer und meist auch der Herbst einen bedeutenden Wärmeüberschuss auf
weist. Auffallend ist dabei der beträchtliche Wärmemangel im Januar, dagegen die erhebliche Erwärmung
im Oktober für das nordöstliche Deutschland.
Typus V (S—SW) zeigt zu den eben besprochenen Typen einen Gegensatz: er ist in der kälteren
Jahreszeit warm, dagegen recht kühl in der wärmeren Jahreszeit. Der Verlauf in der jährlichen Periode
ist für alle drei Gebietstheile gleichmässig, nur zeigt das östliche Deutschland im Januar und Mai ziemlich
erhebliche Abweichungen, gegenüber dem Verhalten in den anderen Gebietstheilen ist der Januar zu kalt,
der Mai zu warm.
2) Bewölkungs-Verhältnisse.
Die Temperatur-Verhältnisse stehen in innigstem Verhältnisse mit der Bewölkung, und daher habe ich
auch hier zur Untersuchung das Dezennium 1891 bis 1900 gewählt. Bei Bestimmung der Bewölkungsgrösse
wurde die Skala 0 bis 4 zu Grunde gelegt, wie sie bei der Konstruktion der Wetterkarten gebräuchlich ist.
Auch wurde das ganze Gebiet in das nordwestliche, östliche und südliche Deutschland nach den Repräsen
tanten Hamburg, Neufahrwasser und München geschieden. Das Ergebniss dieser Untersrchung ist durch
Tabelle VII und VIII, sowie durch das Diagramm Figur 4 veranschaulicht.