100
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1901 No. 1 —
zu. Bei sehr schwachem Winde — von 3 bis 4 h auf der Seewarte nur 3.6 m pro Sek. im Durchschnitt —
und sehr ruhig fliegendem Drachen zeigt um 3 h 17 der Zeiger des Thermographs eine plötzliche Abkühlung
um 3.2°F = 1.8°C ohne entsprechende Höhenänderung; gleichzeitig ist die Feuchtigkeit von 61% auf 70%
gestiegen. Nach dem Landen zeigte der Thermograph um 2.6° C zu niedrig. Die Registrir- Apparate der
Seewarte haben in dieser Zeit keine merkbaren Sprünge gezeigt.
Ein anderer manchmal vorkommender Fehler liegt in den Schreibfedern des Meteorographen; dieselben
sind auf die Zeigerhebel nur aufgeschoben; es ist wichtig, dass sie dabei genau auf dem gleichen Punkt
der Zeitskala kommen, und dass ihre Verbindung mit den Zeigern sich nicht lockern kann. Ist ersteres
nicht der Fall, so sind die auf derselben Zeitkurve liegenden Punkte des Thermogramms, Ilygrogramms und
Barogramms nicht genau simultan, und das kann bei raschem Steigen oder Sinken des Drachens erhebliche
Fehler geben. Ist dagegen die Verbindung nicht fest, so können die Federn bei einem Stoss abfallen und
verloren gehen, was hier in der Tliat beim Richard geschehen ist; die neuen sind deshalb mittels eines
Platindrahts an den zu diesem Zweck durchbohrten Zeiger befestigt worden, was stets geschehen sollte.
Auch die Führung der Meteorographen-Trommel giebt zuweilen zu Unklarheiten Anlass, die bei der
Kleinheit der Skala des Meteorogramms merkliche Fehler bedingen. Durch Stösse kann sich die Trommel
einerseits ein wenig — beim Instrument von Marvin um ungefähr 1 mm — in der Richtung der Achse ver
schieben, andererseits die Verschraubung sich lösen und die Trommel gedreht werden. Das ist z. B. auch in
dem auf Tafel 6 wiedergegebenen Meteorogramm vom 22. Sept. 1900 zu erkennen; beim Landen ist die
Trommel um den Werth von ca. 2'/г Zeitminuten zurückgesprungen, was man im Barogramm deutlicher
sieht, als im Thermogramm, weil die Feder des Thermographs in den vorhergehenden drei Minuten nicht
geschrieben hatte. Solche Rücksprünge sind auch schon in weit stärkerem Maasse vorgekommen, wenn
gleich nur wenige Male.
Im allgemeinen kann man sicli nur wundern, dass ein Registrir-Apparat in so schwankender Aufstellung
so ruhige Kurven ergiebt. Dieselben sind in der Regel während des Fluges feiner und ruhiger, als beim
Tragen des Instruments in der Hand, wie man dies an den Meteorogrammen der Tafel 6 erkennen kann;
die Zacken in den horizontalen Stücken der Kurven vor und nach dem Aufstieg sind durch die Er
schütterungen meines Körpers entstanden, während ich zum Aufstiegplatze oder von da zurück ging; die
grösseren Zacken während des Fluges sind Höhenänderungen des Drachens zuzuschreiben, nur die Ver
breiterung der Kurve, die sich beispielsweise am 22. September nur zeitweise im Barogramm zeigte, ist
einem schnellen Zittern der Feder durch Schwankungen des Drachens zuzuschreiben. Dieses Zittern stellt
sich besonders bei der Barographen-Feder des Instruments von Marvin ein. Der Grund liegt wahrscheinlich
in zu lockerem Bau des Dosen-Mechanismus; ich habe ihn mit Absicht bisher nicht beheben lassen, weil
in dem gegenwärtigen Stadium der Versuche ein solches Drachen-Seismometer ganz erwünscht war. In
einem Falle, am 5./10. 1900, betrugen die Ausschläge dieses Zeigers während des grösseren Theiles des
Fluges 7—9 mm, was 30—50 mm Barometerstandes ausmacht; die anderen beiden Kurven sind gleichzeitig
nur 7-2—1 mm breit. Am auffallendsten ist das Barogramm am 16./10 1900, wo die Breite der Kurve von
1—2 mm um 5 h 25 m p. m. plötzlich auf 5 —6 mm übergeht, wobei gleichzeitig die Kontakte des Anemometers
aufhören, wohl weil sie wegen steigender Windgeschwindigkeit zu kurz werden. Vorher hatten 50 Minuten
15 Kontakte ergeben, was einer Windgeschwindigkeit von 18 m pro Sek. entspricht.
Die Aneroid-Dosen des Meteorographs von Marvin haben sich im Laufe der Zeit beträchtlich geändert.
Nicht allein ist die positive Standkorrektion sehr gewachsen, sondern es hat sich merkwürdigerweise auch
die Temperatur-Korrektion sehr verändert. Der Barographenzeiger ist nur einmal, Ende April 1901, ver
stellt worden, um die zunehmende Korrektion zu verringern, und zwar um so viel, als die Stellschraube
zuliess, nämlich 40 mm Stand. Die Standänderung des Instruments ersieht man aus folgender Zahlenreihe,
die bei Zimmertemperatur gewonnen ist:
Zeit 1/8. bis 1579.1900 16Д bis 8711.1900 9.Д1.00 bis 28./2.01
Korr +1 bis 10 mm. +26 bis 32 mm +46 bis 66 mm
173. bis 11./4. 1901 1./5. bis 30./6.190111/8. bis 31/10. 1901
+96 bis 99 mm +59 bis 68 mm +74 bis 90 mm
Von den beiden Malen, wo der Apparat mit dem Drachen auf weite Entfernungen weggeflogen ist,
scheint nur der zweite, am 8./11. 1900, merklichen Einfluss auf die Aenderung ausgeübt zu haben; der erste,
am 1./9. 1900, zeigt keinen solchen, da die Korrektion, die am 1./9. +8 mm war, am 12./9. noch +10 mm
betrug und erst am 21./9. sich plötzlich als 21 mm herausstellte.