Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1900 No, 5 —
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die im Jahre auch fast 80% erreicht; sie zeigt aber einen ausgesprochenen jährlichen Gang, das Haupt-
Minimum im Herbst und ein ausgeprägtes Haupt-Maximum im Winter, das die anderen Jahreszeiten an
Grösse weit übertrifft und auf der Tabelle den grössten Betrag der Zeichenfolge darstellt. Tab. B des An
hangs zeigt, dass die Zeichenfolge 8“/2 p im Winter für negative interdiurne Aenderungen grösser als für
die positiven ist und in Borkum für November bis Januar den Mittelwerth 95%, auf den anderen Stationen
noch fast 90% erreicht. Den gleichen jährlichen Verlauf wie die Zeichenfolge 8 n /2 p muss wegen des für
2 p /8 p fehlenden Ganges die Zeichenfolge 8"/8 p besitzen, die im Jahre 67% beträgt. Gerade den entgegen
gesetzten Gang zeigt die Zeichenfolge 8 p /8" in ihren Prozentwerthen, indem hier die Maxima zur Zeit der
Acquinoktien und die Minima zur Zeit der Solstitien auftreten — die Extreme je an Grösse gleich, aber
von einander nicht erheblich abweichend; den gleichen Gang zeigt daher auch die Zeichenfolge 2 p /8" in
ihren Prozentwerthen. Vergleichen wir die Prozentzahlen für 8“/8 p und 8 p /8 f ' weiter, so zeigt sich, dass
zur Zeit der Solstitien die Wiederkehr der gleichen Vorzeichen der interdiurnen Aenderung nach 12 Stunden
am Abend und am Morgen gleich häufig zu erwarten ist, während zurZeit der Acquinoktien das Vorzeichen
weit häufiger die Nacht als den Tag überdauert. Für die Intervalle 8 p /2 p und 2 p /8 a zeigt die Tab. XIII
naturgemäss kleinere Prozentzahlen der Zeichenfolge, die nach der Lage der Maxima und Minima wieder
entgegengesetzt verlaufen. Im Jahresmittel finden wir beim Vergleich der je zwei in der Tabelle aufeinander
folgenden Intervalle, dass durchweg für dasjenige Intervall, in dem die Ausstrahlung überwiegt, eine um
4% grössere Häufigkeit der Zeichenfolge auftritt.
Tab, xhi (cf, § li). Prozentsahlen der Zeichenfolgen bei den interdiurnen
Aenderungen der Temperatur im Mittel für Borkum, Kiel und Neufahrwasser
und A j’g als Ausgangspunkte.
Winter Frühling Sommer Herbst Jahr
8 a /2 p 88 77 79 70* 79
2 p /8 p 83 82 83 82 83
8°/8 P 71 64 69 61* 67
8 p /8" 69* 74 69* 74 71
8 p /2 p 58 59 53 49* 54
2 p /8® 51* 61 57 63 58
Die Rechnung ergiebt für diese Prozentzahlen die Beziehung, dass das Zeichenfolge-Prozent für ein
Intervall a + 6 gleich ist dem Produkt der Zeichenfolge-Prozente für die beiden aufeinander folgenden Inter
valle a und b, also p a +i, = p a . }>>, ist innerhalb der irgend zu erwartenden Genauigkeit.
So haben wir
Winter
Frühling
Sommer
Herbst
Jabr
8"/8 P
= 8*/2PX2P/8P. •
73
63
66
57
66
beobachtet . .
71
64
69
61
67
8 p /2 p
= 8P/8"X8°/2P. .
61
57
55
52
56
beobachtet . .
58
59
53
49
54
2 p /8"
= 2 p /8 p X8 p /8" . .
57
61
57
61
59
beobachtet . .
57
61
57
63
58
Diese Uebereinstimmung konnte von vornherein wohl vermutlict, aber nicht als sicher angenommen
werden. Neben einer gewissen, den Prozentwerthen der Tab. XIII zukommenden Zuverlässigkeit lehrt sie.
dass für die Forterhaltung des Vorzeichens der I. T.-A. auf längere Zeit über 6 und 12 Stunden hinaus im
wesentlichen die gleichen Ursachen wirken müssen wie für kürzere Zeit, die die Erhaltung von Termin zu
Termin herbeifüliren. Wenn wir im Vergleich mit der Einwirkung der interdiurnen Aenderungen der Be
wölkung den stärkeren Wetterumschlägen eine im allgemeinen längere, häufig bis zu 24 Stunden währende
Erhaltung des Vorzeichens der I. T.-A. zuschreiben, so liefert uns das Bestehen obiger Beziehung zugleich
den Beweis, dass solche Wetterumschläge zu selten in Erscheinung treten, um einen bemerkbaren Einfluss
auf die durchschnittliche Erhaltung des Vorzeichens der I. T.-A. zu gewinnen.